Pfad der Schatten reiter4
Training sofort und auf der Stelle in ihrem Speisesaal beginnen konnte. Jemand brachte Donal seinen Stab, und als er ihn in Händen hielt, sagte er: »Wir haben nicht viel Zeit bis zu Ihrer Abreise. Darum fangen wir gleich an.«
Einige Waffen blieben, um zuzusehen, während andere, darunter auch Colin, sich verabschiedeten und zu ihren jeweiligen Pflichten zurückkehrten. Die ernsten, schweigenden Zuschauer machte Karigan nervös. Da waren ihr die rüden Zwischenrufe, die sie auf dem Übungsfeld beim Schwertübungskampf geerntet hatte, immer noch lieber als diese düstere Aufmerksamkeit.
Donal führte sie durch mehrere Übungen, die er ihr mit seinem eigenen Stab demonstrierte, damit sie ein Gefühl für die Handhabung bekam.
»Der Stab fordert seine eigene Kampfdisziplin«, sagte Donal, »aber wie beim Schwert werden Sie erfahren, dass die wahren Meister eine Kunst daraus machen, mit vielen Formen und Bewegungen. Leider haben wir keine Zeit, eine Meisterin aus Ihnen zu machen, also werden wir uns mit Kompetenz zufriedengeben.«
An diesem Abend zeigte er ihr viele Abwehrtechniken. Er
spielte den Angreifer, zunächst langsam, damit sie jede Bewegung lernen konnte, und dann mit immer größerer Geschwindigkeit und Kraft. Immer und immer wieder sauste sein Stab kaum noch wahrnehmbar durch die Luft und seine Füße glitten über den Steinboden, während er sie gegen eine Wand oder einen Tisch zurückdrängte. Immer und immer wieder schlug er ihr den Stab aus den Händen, sodass er laut klappernd zu Boden fiel.
Als er einmal durch ihre Verteidigung brach und sie mit dem hinteren Ende seines Stabes in den Magen stieß, stolperte sie gebückt und würgend zurück. Es war ein Glück, dachte sie im Nachhinein, dass sie noch nicht zu Abend gegessen hatte.
»Das werde ich Ihnen nicht wieder antun«, sagte Donal, »aber ich möchte, dass Sie sich daran erinnern, was passiert, wenn Sie nicht aufpassen.«
Karigan hätte schwören können, dass sie sehr wohl aufgepasst hatte, aber sobald sie wieder aufrecht stehen und normal atmen konnte, zeigte er ihr genau, wo sie sich geirrt hatte. Wie es sich herausstellte, hatte sie auf seinen Stab geachtet, als sie auf seine Hände hätte aufpassen sollen.
Als sie das Training fortsetzten, entdeckte sie, dass der Stabkampf einen Rhythmus ähnlich dem des Schwertkampfes annehmen konnte, und dass einige Techniken denen des Schwertes nicht unähnlich waren.
Als Donal schließlich den Unterricht beendete, befahl er ihr, am nächsten Abend um die gleiche Zeit zurückzukommen, um das Training fortzusetzen. Sie war um halb acht im Reiterflügel zurück; ihre Haare klebten ihr an der Stirn und ihre Kleider waren durchgeschwitzt. Überall am Körper hatte sie Prellungen, und drei ihrer Finger waren geschwollen und steif. Ihr neuer Stab, stellte sie fest, war völlig unversehrt. Er hatte keinen einigen Kratzer, keine Delle und war nirgends abgeschabt.
Sie nahm an, dass dies der Beweis für die Stärke des Knochenholzes war.
Vom Klang des Schwatzens und Gelächters angelockt, ging sie an ihrer Kammer vorbei und folgte dem Korridor bis zum Gemeinschaftssaal, in der Hoffnung, etwas Mitgefühl von ihren Freunden zu ernten. Sie fand den Raum voller Reiter, die Karten oder Würfel spielten, Gerüchte austauschten oder sich einfach vor dem Kamin entspannten. Einige rauften albern herum. Die meisten waren junge neue Reiter. Sie hatte noch keine Gelegenheit gehabt, all ihre Namen zu erfahren, und ihr kam der Gedanke, dass sie sie vielleicht nie namentlich kennen würde, da ihre Abreise in den Schwarzschleierwald schnell näher rückte.
An einem Ende des langen Tisches in der Mitte des Raumes saßen Mara, Yates und Elgin Foxsmith. Sie blickten auf, als sie sich näherte.
»Hat irgendjemand beschlossen, du wärst zu alt und klapprig, um ohne Stock zu gehen?«, fragte Yates mit einem schalkhaftem Grinsen.
Karigan überlegte ernsthaft, ihn ihren Stock spüren zu lassen. »Ich habe schwer gearbeitet, während ihr alle hier gefaulenzt habt.« Zu ihrer Enttäuschung ernteten ihre Worte keine Anteilnahme. Sie stand demonstrativ da und wartete, dass ihr jemanden einen Stuhl anbieten würde, aber niemand hatte ihren Wink mit dem Zaunpfahl erkannt. Wie gewöhnlich hatten ihre Freunde anscheinend weder Mitleid mit ihr, noch forderte ihr Ritterstand ihnen besonderen Respekt ab.
Sie seufzte und sah sich nach einem freien Stuhl um, aber sie waren alle besetzt. Schließlich stahl sie einen von einem jungen
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