Pfad der Schatten reiter4
Luft ist so erfrischend.«
»Auf jeden Fall werdet Ihr vermisst, und es gibt etwas, das Ihr sehen solltet.« Sie nahm seinen Arm und führte ihn zur Tür.
»Schon gut.« Er ergriff seine Maske und hielt inne. Mit einem Blick in Karigans Richtung verbeugte er sich und lächelte ihr zu. Und dann war er fort.
Karigan rannte hinterher und sah ihnen nach, wobei ihr Atem das Glas der Tür beschlug. Das Paar schob sich Hand in Hand durch die Menge und blieb ab und zu kurz stehen, um mit den Gästen zu sprechen.
Karigan wandte sich ab und war drauf und dran, Perücke und Maske über die Balustrade zu werfen. Verdammt! Sie war ihm so nah gewesen. So nahe bei ihm, und nun war der Augenblick vorbei.
In einem Wutanfall trat sie gegen eine Säule der Balustrade.
»Au!« Die Säule war aus Granit. »Aua, aua, aua!« Sie hüpfte auf einem Fuß herum. »Verdammte, blöde Idiotin«,
beschimpfte sie sich selbst und freute sich perverserweise über den Schmerz.
Nachdem sie sich beruhigt hatte, holte sie tief Luft, straffte ihre Schultern und hinkte auf ihrem schmerzenden Fuß in den Ballsaal zurück. Sie hatte genug von dem Maskenball und würde nun in ihre gemütliche Kammer im Reiterflügel zurückkehren.
AMBERHILLS MASKE
Amberhill sah der G’ladheon-Frau nach, als sie davoneilte, und bewunderte die Art, wie sie ihre Hüften bewegte, um zu vermeiden, dass ihre großen Hüftpolster gegen andere Gäste stießen, während sie sich ihren Weg durch die Menge bahnte.
»Bemerkenswert«, murmelte er vor sich hin. Er vermutete, dass er niemals dahinterkommen würde, wie sie es anstellte zu verschwinden, und bezweifelte auch, dass er sie dazu würde überreden können, ihre Beziehung zu dem göttergleichen Hengst zuzugeben, aber der Versuch hatte ihm Spaß gemacht.
Er ignorierte die Leute, die ihn schräg ansahen, und die Männer, die ihre Damen vor ihm in Sicherheit brachten. Karigan G’ladheon hatte wahrscheinlich seine Chancen verdorben, eine Tanzpartnerin für diesen Abend zu finden.
Das störte ihn nicht weiter. Er würde andere Möglichkeiten finden, sich zu amüsieren. Zum Beispiel konnte er zu erraten versuchen, wer sich hinter jeder Maske versteckte. Lady Mella mit ihrer Schmetterlingsmaske erkannte er fast sofort. Wie hätte er die köstlichen Kurven ihres Körpers vergessen können, die er einst als Rabenmaske so intim kennengelernt hatte? Ihr Mann war der greise Lord Maxim, und Amberhill hatte nicht angenommen, dass diese verschrumpelte Dörrpflaume ihr besonders viel Vergnügen bereitete. Nein, in jener Nacht, als er in ihre Schlafkammer geklettert war, hatten ihr Enthusiasmus und ihre Dankbarkeit ihn sehr erfreut.
Andere waren nicht so einfach zu identifizieren. Da war der junge, in roten Samt gekleidete Mann mit der Löwenmaske. Obwohl Amberhill nicht erraten konnte, wer dahintersteckte, konnte er trotz der Maske nicht übersehen, dass dieser Mann äußerst nervös war. Er stand allein, abseits der restlichen Gäste und versuchte nicht, mit jemandem ins Gespräch zu kommen. Er spielte mit dem Manschettenkopf seines linken Hemdsärmels, zappelte unruhig und zuckte mit dem Zeh, aber nicht im Rhythmus der Musik. Er blickte dauernd in alle Richtungen, als hätte er Angst vor jemandem oder etwas. Wahrscheinlich hoffte er, den Maskenball als Tarnung zu benutzen, um sich mit irgendeinem hübschen Mädchen unter der Nase ihres Vaters davonzumachen.
Amberhill ging weiter zu einem der mit Speisen beladenen Tische. Er ließ die gelierten Seeigel stehen, nahm stattdessen eine in Speck gewickelte Jakobsmuschel und ließ die Butter und den Saft dieser Köstlichkeit auf seiner Zunge zergehen. Während er sich die Finger ableckte, bemerkte er irritiert, dass viele Gäste sich mit der einen oder anderen Variation einer Rabenmaske verkleidet hatten. Wahrscheinlich sollte er sich geschmeichelt fühlen, aber einige dieser Herren wiesen beträchtliche Schmerbäuche auf, und das fand er abstoßend. Dies entsprach nicht seinem Bild von sich selbst als Rabenmaske, und er konnte sich nicht vorstellen, dass diese Männer in der Lage gewesen wären, an Wänden hochzuklettern und über Dächer zu springen.
Er ging zum Ende des Tisches, wo diverse Süßigkeiten und Kuchen standen. Während er die Auswahl betrachtete, lauschte er den Gesprächsfetzen, die vom üblichen Kommentar über das Wetter bis zu den Seidenpreisen reichten. Es war unerträglich langweilig, aber ein Gespräch erweckte sein Interesse. Es fand zwischen einem älteren und
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