Pfad der Schatten reiter4
Hölle geschickt wurde, um uns zu besiegen, während wir Gottes Werk tun. Ein dunkler Engel.«
RATSCHLÄGE UND SEGEN
Am Tag nach dem Maskenball erbot sich Tegan, das Kostüm von Wüstina der Wahnsinnigen zu Madam Theadles ins Fantastische Königliche Theater zurückzubringen. Karigan war froh, das Ding loszuwerden.
An diesem Tag, dem Vortag ihres Aufbruchs zum D’Yer-Wall und zum Schwarzschleier, hatten die Expeditionsmitglieder frei, um letzte Vorbereitungen zu treffen, vielleicht ihre Familien zu besuchen oder Zeit in der Kapelle des Mondes im Gebet zu verbringen.
Was Karigan anging, nutzte sie die Zeit, um ihre Ausrüstung gründlich zu überprüfen, und da sie weder eine Familie in der Stadt noch Lust zum Beten hatte, besuchte sie Kondor, striegelte ihn gründlich und entwirrte die Knoten in seiner Mähne und seinem Schwanz. Als sie damit fertig war, streichelte sie seine Nüstern, flüsterte ihm liebevolle, unsinnige Laute zu und gab ihm eine Handvoll Hafer.
»Also, er sieht wirklich prächtig aus.«
Karigan drehte sich um und sah Elgin Foxsmith an der Stalltür lehnen. »Ein bisschen zerrupft allerdings«, gab sie zurück. »Er hat ziemlich viel Fell verloren.« Sie berührte ein Büschel kastanienbrauner Haare am Boden mit ihrem Zeh.
»Das ist wahr. Kiebitz übrigens auch. Genug, um eine Matratze zu füllen.« Er gluckste. »Na, was sagt dir dein Gefühl über deine Reise?«
Karigan hörte auf, Kondor zu streicheln, bis er ihre Schulter
stupste, damit sie weitermachte. »Ich weiß es nicht«, sagte sie schließlich. »Ich glaube, ich bin bereit.«
»Ist das alles?«
»Beunruhigt. Eigentlich hatte ich zu viel zu tun, um darüber nachzudenken.«
Elgin nickte. »Wahrscheinlich ist das gut so.«
Und wahrscheinlich war das kein Zufall. Es hätte nichts genutzt, überlegte Karigan, wenn die Expeditionsteilnehmer zu viel Zeit gehabt hätten, um sich Sorgen zu machen und vor Angst zu erstarren.
»Du wirst es schon gut machen«, sagte Elgin. »Du weißt ja, worauf du dich einlässt. Bei diesem Knallkopf Yates bin ich mir da allerdings nicht so sicher. Aber vielleicht werden seine dummen Streiche etwaige Ungeheuer im Schwarzschleierwald verjagen.«
»Oh je«, stöhnte Karigan. »Hat er …«
»Meine Bettwäsche verknotet? Oh ja, der Lümmel. Außerdem hat er Pfeffer in meine Teeblätterdose gemischt.« Er runzelte die Stirn.
»Du liebe Güte«, sagte Karigan.
»Er behauptet, dass er das mit allen neuen Reitern so macht.«
»Aber Sie sind ja gar kein …«
»Neuer Reiter? Streng genommen bin ich überhaupt kein Reiter. Nein, seit vielen Jahren nicht mehr.«
Karigan hatte sich an Elgins Anwesenheit im Reiterflügel gewöhnt und vergessen, dass er keine Brosche besaß. Er war nicht nach Sacor-Stadt zurückgekehrt, um der Reiterberufung zu folgen, sondern weil Hauptmann Mebstone ihn um Hilfe gebeten hatte.
»Du passt doch auf Yates auf?«, fragte Elgin.
»Ich werde mein Bestes tun.«
Elgin nickte. »Fast wünschte ich, ich könnte mitkommen,
vor allem, wenn dadurch einer von euch jungen Reitern verschont bliebe, aber das ist nicht mein Los.«
Eine tiefe Trauer lag hinter seinen Worten, und Karigan fragte sich erneut, was diesem Veteranen wohl während seiner Zeit als Reiter zugestoßen war, das ihn so traurig machte. Aber bevor sie ihn danach fragen konnte, führten einige neue Reiter ihre Pferde nach dem heutigen Reitunterricht herein. Kondor wieherte den Neuankömmlingen einen Gruß zu, worauf einige andere Pferde ebenfalls wieherten und sich ungebührlich aufführten. Elgins Esel Eimer trat gegen den Wand seines Stalls.
Elgin betrachtete die jungen Reiter mit scharfem Blick. »Ihr geht mitten in einen Albtraum hinein«, sagte er. »Du, Yates und Lynx. Ihr müsst einander vertrauen. Ich kann nichts über die anderen sagen, die euch begleiten werden, aber Reiter sind anders. Wir unterscheiden uns von allen anderen, und das versuche ich, den Jüngeren einzuimpfen.« Er hielte inne und sah Karigan direkt an. »Nach meiner Erfahrung haben die meisten Leute nicht nur dein Bestes im Sinn, auch wenn sie auf derselben Seite stehen wie du. Aber Reiter untereinander? Das ist etwas anderes. Vergiss das nicht.«
»Ja. Ich werde daran denken.«
»Gut. Jetzt muss ich diese jungen Leute zum Geografieunterricht bringen.«
Elgin ließ sie abrupt stehen und durchquerte den Stall mit seinem hinkenden Gang. Er begann die Reiter anzutreiben, damit sie nicht zu spät kamen. Karigan drückte ihre Wange an Kondors
Weitere Kostenlose Bücher