Pfad der Schatten reiter4
sich Garth. »Ist etwas passiert, während ich weg war? Ist das der Grund, dass die Wächter mich den ganzen Weg durch das Burggelände belästigt haben?«
Karigan war gezwungen, ihren Bericht über das versuchte Attentat zu wiederholen.
»Hmm«, sagte Garth. »Ein König hat immer Feinde. Die D’Ivarys waren ein schlimmer Haufen, so wie sie die Menschen misshandelten.«
»Diese D’Ivarys«, berichtigte Tegan. »Der jetzige Lordstatthalter ist ganz anders. Auf jeden Fall haben die Waffen den König beschützt, das ist ihre Aufgabe, und er ist unangetastet geblieben.«
Karigan wünschte, dass sie ebenso beruhigt hätte sein können. Sie wusste, dass der Angriff unbeholfen gewesen war und dass der Attentäter angesichts all der Waffen, die den König beschützten, keine Chance gehabt hatte, aber was wäre unter anderen Umständen geschehen?
Und Garth hatte recht – ein König hatte immer Feinde. Es
würde weitere Angriffe auf den König geben, und sie konnte absolut nichts dagegen tun. Falls es dazu käme, würde sie nicht zögern, ihr Leben für das seine zu opfern, und das nicht nur, weil er ihr König war und aufgrund der Folgen, die sein Tod für das Reich hätte.
Ich bin unverbesserlich , dachte sie.
»Königin Wüstina scheint bereit zu sein, sich für die Nacht zurückzuziehen«, bemerkte Yates.
Karigan gähnte und stand auf. »Das hat sie bereits.«
Sie verließ den Gemeinschaftsraum und ging in ihre Kammer. Geisterkätzchen wartete auf ihrem Bett; es schnurrte und kehrte den Bauch nach oben. Ein paar Minuten später hatte Karigan ihren Schlafanzug angezogen und gesellte sich mit großer Erleichterung zu ihm.
Das war ein ereignisreiches Ende des Abends, dachte Amberhill, als er aus dem Haupteingang des Schlosses trat.
Der Attentäter war nicht einmal in Zacharias’ Nähe gekommen, als die Waffen schon wie ein Wespenschwarm über ihn herfielen. Er hatte den jungen Mann früher am Abend gesehen und sich über seine Nervosität gewundert. Jetzt kannte er den Grund.
Einige Kutschen sammelten die Damen und Herren ein, die aus dem Schloss kamen und die Treppe herunter zur Auffahrt schritten. Die übliche Anzahl der Wachen vor der Tür war verdoppelt worden, und sie ließen niemanden wieder ins Schloss hinein.
Amberhill zuckte die Achseln und ging seinerseits die Treppe hinunter, als er seine Kutsche anfahren sah. Als er unten ankam, nahm er endlich seine Maske ab. Die Kutschentür öffnete sich, und drinnen wartete Yap auf ihn, mit verschwommenen Augen, als hätte er ein langes Schläfchen gehalten.
»Seid Ihr bereit, nach Hause zurückzukehren, Herr?«
Amberhill stieg in die Kutsche und setzte sich Yap gegenüber. »Es wird nicht länger mein Zuhause sein«, sagte er. Sein Ring hatte sich während des Balls ruhig verhalten, aber jetzt spürte er, wie er an ihm zerrte.
»Herr?«
»Das Meer, Meister Yap. Das ist unser Ziel.«
Yap grinste. »Jawohl, Herr!«
DER DUNKLE ENGEL
Großmutter zog sich ihren Umhang um die Schultern, obwohl sie selbst dazu fast zu schwach war. Lala war sofort an ihrer Seite, um ihr zu helfen.
»Gutes Kind«, sagte Großmutter und streichelte die Hand des Mädchens. »Gutes, gutes Kind.«
Sie waren immer noch in der Höhle, der düsteren, verfluchten Höhle, denn Großmutter war zu krank zum Reisen gewesen, sogar zu schwach, um sich zu bewegen. Vor einigen Tagen war ihre Hand angeschwollen – ein Spinnenbiss, vermutete sie –, und darauf folgten starke Schmerzen am ganzen Körper und Fieber. Sie erinnerte sich schwach daran, dass sie Min angewiesen hatte, ihre Wunde aufzustechen und ein Zugpflaster aus Kräutern aus ihrem Reisesack aufzulegen, um das Gift herauszuziehen. Böse Träume gingen ihr durch den Kopf, Träume, in denen sie in ihrem eigenen Garn verstrickt wurde, und es brannte, brannte auf ihrer Haut, und finstere Wesen fraßen sie, während sie schrie, Fiebervisionen voller Blut und Entsetzen, die sie immer noch schaudern ließen.
Dann, eines Tages, Dank der Pflege ihres treuen Gefolges, war sie aufgewacht. Sie wachte einfach auf, schwach, hungrig und durstig. Deshalb waren sie während ihrer Genesung in der relativen Sicherheit der Höhle geblieben, und sie verfluchte ihre Schwäche und jede Minute, die sie dadurch auf ihrer Mission, die Schläfer zu wecken, verloren. Wenn sie doch nur ihre volle Kraft wiedergewinnen könnte.
Stattdessen war sie eine schwache, alte Frau, der die Haut von den Knochen hing und die sogar zu schwach war, allein
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