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Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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Hochzeit auf dem Sterbebett? Das würde nicht viel nützen.
    Bitte, lass es nicht sein Sterbebett sein, dachte sie. Heute Nacht würde sie, nachdem sie ihre Reiter ausgesandt hatte, unten in der Burgkapelle des Mondes eine Kerze anzünden. Wie lange hatte sie das nicht getan? Wie viele Jahre?
    »Hauptmann?«

    Sie sah auf. Destarion stand mit einer Teetasse in der Hand neben ihr. »Irgendeine Veränderung?«
    »Noch nicht. Lady Estora sitzt noch immer bei ihm. Ich habe Tee aufgebrüht – ich dachte, wir alle könnten ihn gebrauchen. Es war ein schwerer Tag, und ich fürchte, wir haben eine lange Nacht vor uns.«
    »Danke«, sagte sie, nahm die Tasse und trank einen Schluck.
    Destarion lächelte und verneigte sich leicht, bevor er sich entfernte.
    Tee war tatsächlich genau das Richtige. Die Wärme des Getränks beruhigte sie. Sie schlang ihre Finger um die Tasse und versuchte sich zu entspannen, während die Heiler in Zacharias’ Schlafgemach ein und aus gingen.
    Sie blickte sich in Zacharias’ Boudoir um. Eigentlich war es eher ein schön gestalteter Salon mit seiner dunklen Holztäfelung und den mit weichem Leder bezogenen Sitzmöbeln. Gemälde von Schiffen auf hoher See hingen an den Wänden, dazwischen Porträts von Zacharias’ geliebten Terriern. Es war unverkennbar seine Atmosphäre, und sie fragte sich, welche Veränderungen Estora wohl bewirkt hätte und wie die Lebhaftigkeit von Kindern sich im königlichen Flügel niedergeschlagen hätte. Zacharias wäre bestimmt ein wunderbarer Vater gewesen. Der Verlust all dessen, was war und was hätte sein können, schlug über ihr zusammen wie ein Meer, in dem sie fast ertrank.
    Aber er war noch nicht tot, verdammt noch mal, und im Namen der Fünf Höllen, er durfte auch nicht sterben und sie alleinlassen, nachdem sie so viel gemeinsam durchgestanden hatten. Sie trank den Tee aus und dachte, es sei wohl an der Zeit, die Botschaft zu entwerfen, die den Lordstatthaltern überbracht werden musste, bevor irgendjemand eine weitere Intrige vom Zaun brach. Sie stand auf, und der Raum drehte sich um sie herum.

    »Was …« Sie taumelte und versuchte, ihr Gleichgewicht wiederzufinden. Ihre Teetasse zerbrach auf dem Boden, und plötzlich fiel ihr auf, dass sonst niemand eine Tasse in der Hand hielt. Hatte Destarion nicht gesagt, dass er für alle Tee gemacht hatte?
    Das Zimmer kippte, und sie wäre umgefallen, wenn die starken Arme einer Waffe sie nicht aufgefangen hätten.
    »Geht es Ihnen nicht gut, Hauptmann?«, fragte Colin, der plötzlich vor ihr stand.
    »Schwindlig«, murmelte sie. »Müde.« Eigentlich mehr als müde. Sie glitt davon …
    »Es war ein schwieriger Tag für uns alle«, sagte Colin. »Das alles tut mir sehr leid.«
    »Uns tut es leid.« Es war Destarion, der neben Colin stand.
    Ihr Verstand war zwar konfus, aber so konfus auch wieder nicht, und sie kämpfte gegen die Ohnmacht an. »Der Tee! Was haben Sie …«
    »Ruhen Sie sich aus, Hauptmann«, sagte Destarion. »Bald wird es Ihnen besser gehen.«
    Eine gewaltige Finsternis sog das Licht aus ihren Augen. Alles wurde dunkler, bis nichts mehr da war. Absolut nichts.

IM INTERESSE DES REICHES
    Estora wusste nicht, wie lange sie an Zacharias’ Bett gesessen hatte, aber das Tageslicht, das sein Gemach zuvor erfüllt hatte, war schwach geworden. Er wachte nicht auf und sprach auch nicht mehr.
    Das Bedürfnis, an der Seite ihrer Mutter zu sein und ihr nach dem Tod ihres Vaters Trost zu geben, hatte in ihrem Inneren gegen ihre Sehnsucht nach Zacharias angekämpft, aber ihre Mutter hatte sie ermutigt, zu ihrem Verlobten zu gehen. Und darum war sie hier, an dem einzigen Ort, an dem ihr Herz sein wollte.
    Hier, im relativen Frieden von Zacharias’ Schlafzimmer, konnte sie in Ruhe um ihren Vater trauern. Der Heiler hatte gesagt, seine Wunde sei so tief gewesen, dass sie ihn nicht einmal hätten retten können, wenn sie augenblicklich zur Stelle gewesen wären. Sie hatte den Verdacht, dass der Reiter-Heiler Ben ihn durch seine Magie hätte retten können, aber Zacharias hatte Vorrang. So war es nun einmal.
    Sie war ein wenig verblüfft, als ihr bewusst wurde, dass sie nun, da ihr Vater nicht mehr lebte, die fürstliche Statthalterin der Provinz Coutre war. Wenn Zacharias wieder gesund wurde und sie heirateten, würde der Titel auf ihre Schwester übergehen, die im Rang nach ihr kam, und Estora würde wie geplant Königin werden. Wenn Zacharias nicht überlebte, würde sie Statthalterin bleiben und nach

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