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Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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und sah plötzlich zerbrechlich,
verängstigt und einsam aus. »Mein liebes, liebes Kind, wenn wir eine Ehe eingehen, wissen wir niemals, was am nächsten Tag geschehen wird. Heute Morgen, als dein Vater aus dem Bett aufstand, war er stark und so gesund, wie ich ihn je gesehen habe; seine Augen strahlten, und er war bereit, es mit der ganzen Welt aufzunehmen. Am Nachmittag war er tot. Kalt, so kalt.
    Vielleicht ist Zacharias morgen schon von uns gegangen, vielleicht auch nicht. Sein Schicksal liegt in den Händen der Götter, aber mir ist sonnenklar, dass er deine Fürsorge jetzt mehr denn je braucht, deine Fürsorge für ihn und für sein Reich. Wer könnte seine Interessen besser vertreten als die Frau, mit der er vereinbart hat, den Rest seines Lebens zu verbringen?«
    Sie umarmten einander und weinten gemeinsam, und Estora fasste einen Entschluss.
     
    Die Zeremonie fand in Zacharias’ schwach beleuchtetem Schlafgemach statt. Der Bräutigam lag ruhelos in einem Fiebertraum unter seinen Laken, während ein Heiler-Assistent kalte, feuchte Umschläge auf seine Stirn legte. Die Braut trug noch immer ihre Reitkleidung und ihre Trauerstola. Jemand hatte ein paar getrocknete Blumen gefunden, die sie in der Hand halten konnte, denn die Erde war noch immer viel zu kalt, als dass Pflanzen hätten wachsen können.
    Der Mondpriester der Burg vollzog mithilfe einiger Messdiener die Zeremonie, die von Lady Coutre, Estoras Schwestern, Richmont, Colin, General Harborough, Meister Destarion und dem Bürgermeister von Sacor-Stadt, begleitet von einem Gesetzesverkünder, bezeugt wurde. In den Ecken standen vier Waffen, gleichzeitig zur Bewachung und als weitere Zeugen. Zacharias’ Gemach war zwar geräumig, aber mit so vielen Leuten darin fühlte es sich nicht so an. Estora war sich der
Abwesenheit ihres Vaters schmerzlich bewusst und kämpfte gegen die Tränen. Er hätte dabei sein sollen.
    Der Priester referierte ausführlich über Treue und Kameradschaft, Liebe zu den Göttern, Liebe zur Familie und Fruchtbarkeit. Er klingelte mit einer Reihe silberner Glöckchen, von denen jedes eine der sieben Tugenden symbolisierte. Sie dienten dazu, vergangene Sünden auszutreiben, damit das Paar unbelastet und unbesudelt von der Vergangenheit in die Ehe eintreten konnte. Man wies Estora an, Zacharias’ Hand zu ergreifen. Sie war heiß und schweißnass. Schwer.
    »Schwört Ihr den Göttern Eure Liebe und Treue zu unserem König Zacharias?«, fragte sie der Priester.
    »Ja.«
    Er stellte Zacharias die entsprechende Frage in Bezug auf sie, aber da dieser nicht antworten konnte, sprach Colin für ihn.
    »Die Ringe«, sagte der Priester.
    Colin zog die Ringe hervor, beide aus Gold und beide verziert mit einem verschlungenen Muster des Sichelmondes. Schon vor Monaten hatte man Estora und Zacharias die Maße für die Ringe abgenommen. Sie hatte gar nicht gewusst, dass ihre Herstellung bereits erfolgt war.
    Der Priester sang über den Ringen und bat dann Colin, Estora den ihrigen über den Finger zu schieben. Das tat er, wobei er zitterte, als wäre er selbst der Bräutigam. Dann mühte sich Estora, Zacharias’ angeschwollenen Finger in den Ring zu zwängen.
    »Zacharias und Estora, Ihr seid nun verheiratet. Möge der Segen von Aeryc und Aeryon jetzt und für immerdar mit Euch sein.«
    Estora beugte sich hinab und küsste Zacharias’ leblose Lippen, um das Ehebündnis zu besiegeln. Niemand klatschte, niemand scherzte, niemand rief der Braut und dem Bräutigam
Segenswünsche zu. Ein letzter Ritus würde heute Nacht unerfüllt bleiben, nämlich der Brauch, dass die Braut zum ersten Mal in das Bett ihres Mannes kam, der rituelle Vollzug der Ehe.
    Die Anwesenden strömten hintereinander aus dem Gemach wie Leidtragende, um den gesetzlichen Ehevertrag zu unterschreiben, der im Vorzimmer für sie bereitlag und der sie zu offiziellen Zeugen der Eheschließung erklärte. Nur Estoras Mutter und ihre Schwestern blieben, um sie zu umarmen und zu küssen. Sie beugten sich auch zu Zacharias hinunter, der nun vor dem Gesetz ihr Schwiegersohn und Schwager war.
    Als sie fort waren, ließ sich Estora in den Stuhl neben Zacharias fallen und flüsterte: »Ich möchte zu gern wissen, was Ihr dazu sagen würdet, dass die Hochzeit um drei Monate vorgezogen wurde. Ich bete darum, dass ich es bald hören werde.«
    Er reagierte nicht. Sie nahm seine Hand erneut, die Hand, die den Ring trug, und drückte sie an ihr Gesicht. »Bitte stirb nicht«, flüsterte sie. »Ich

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