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Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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dachte …«
    »Dass wir alle fort wären? Nein, ich bin als Einziger geblieben, als einziger Zeuge. Ich hatte mehr Geduld als die anderen, und es hat sich ausgezahlt. Meine brave kleine Cousine hat den Ritus vollzogen. Es war mir ein Hochgenuss.« Mit einer Hand hob er ihr Kinn, und als sie sie wegschlug, gluckste er. »Nach all dem habt Ihr immer noch genug Energie, um aufmüpfig zu sein. Und den König habt Ihr völlig fertiggemacht. Die betroffenen Fraktionen werden mit den Ergebnissen der heutigen Nacht zufrieden sein. Apropos …« Er zog etwas, ein winziges Fläschchen, aus einer Tasche. »Hier ist ein bisschen Schweineblut für das Bett. Ich möchte nicht, dass die Diener sich fragen, warum kein jungfräuliches Blut die Laken befleckt, wenn sie das Bett frisch beziehen, und Ihr wisst ja, wie versessen manche Leute im Hofstaat auf solche … Ungesetzlichkeiten sind, falls sie Wind davon bekommen.« Er stellte das Fläschchen auf ihren Nachttisch.
    Estora hörte, wie seine Schritte das Zimmer durchmaßen. Bevor er die Tür öffnete, blieb er stehen und lachte erneut. »Macht Euch keine Sorgen wegen der anderen Frau. Ihr werdet keine Rivalin haben.«
    Sie wollte ihm nicht die Genugtuung geben, ihn danach zu fragen, aber sie konnte nicht anders. »Was meint Ihr damit?«
    »Eine Tote ist keine Konkurrenz mehr. Vergesst nicht: Alles, was ich tue, tue ich für Euch.« Damit ging er hinaus und schloss die Tür hinter sich.
    Estora fiel auf ihr Kissen zurück. Ihr war kalt nach all den Anstrengungen, und sie fror noch mehr bei dem Gedanken an
das widerliche Ungeheuer, als das Richmont sich entpuppt hatte. Welchen zusätzlichen Todesgefahren hatte Richmont Karigan wohl ausgesetzt, die ohnehin schutzlos dem Schwarzschleierwald die Stirn bot? Plötzlich hatte sie Angst um ihre Freundin, aber ein sehr menschlicher Teil ihrer selbst hoffte dennoch beinah darauf, dass Richmonts Drohung wahr werden möge, damit Zacharias nur ihr und ihr ganz allein gehörte.
    Sie schauderte und schmiegte sich an seinen Körper.

BLUT FÜR DAS REICH
    Später am selben Vormittag ging Estora im kalten Licht des Solariums auf und ab. Zacharias hatte ihr diesen Raum im Herbst als persönliches Refugium eingerichtet, damit sie sich irgendwohin zurückziehen konnte, um ihren Verwandten, den Höflingen und den endlosen Hochzeitsvorbereitungen zu entfliehen. Es schien hundert Jahre her zu sein, und die damaligen Probleme wirkten so viel einfacher. Es war eine sehr großzügige Geste gewesen. Zacharias hatte genau gewusst, was sie brauchte, nämlich diesen Zufluchtsort. Dennoch hatte sie wenig getan, um sich den Raum zu eigen zu machen. Ein paar Stühle, ein Tisch, ein paar Wandbehänge, aber nichts Persönliches. Sie hatte den Raum kaum benutzt und sich stattdessen an Zacharias’ Fersen geheftet, dessen Tagesablauf von seinen königlichen Pflichten bestimmt wurde. Das hatte ihr mehr Energie gegeben, als sich hier zu verstecken.
    Der Kamin war dunkel, Regen schlug gegen die Fenster und verhüllte den Blick auf die Schlossgärten. Der Garten war vielversprechend. Es war noch zu früh im Jahr, um Wachstum zu erkennen, aber es war dennoch da, verborgen unter dem Mulch und den Blättern vom letzten Herbst. Noch war alles kahl, aber die Zeit würde die Früchte des Regens und der Sonne und der Wärme zum Reifen bringen. Einige Vögel waren bereits aus ihrem Winterquartier zurückgekehrt und schossen zwischen den Bäumen und Büschen hin und her, auf der Suche nach runzligen Beeren, Samen und Würmern.

    Sie zog ihre Stola enger um die Schultern. Sie vermisste die Wärme in Zacharias’ Bett, sie vermisste ihn. Während ihrer Vereinigung war er so stark gewesen, aber dann, nach diesem Erwachen, umso erschöpfter. Er würde wieder gesund werden. Sie wusste es, sie glaubte daran. Er musste einfach. Am liebsten wäre sie den ganzen Vormittag einfach bei ihm geblieben, aber sie musste verschiedene Pflichten erfüllen. Die erste davon galt nicht der offiziellen Liste, die Cummings ihr gegeben hatte, während sie frühstückte.
    Es klopfte an der Tür.
    Endlich , dachte sie.
    Fastion öffnete die Tür einen Spalt und steckte seinen Kopf hindurch. »Leutnant Connly ist da, Herrin.«
    »Lassen Sie ihn herein.«
    Fastion trat beiseite, damit der Reiter in das Solarium eintreten konnte, dann schloss er die Tür und bezog wieder seinen Posten draußen im Flur.
    Connly verneigte sich, seine Bewegungen waren zögernd und sein Blick unsicher. Sie konnte es ihm nicht

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