Pfad der Schatten reiter4
übel nehmen.
»Eure Majestät«, sagte er. »Ich bin hier, wie Ihr befohlen habt. Wie kann ich Euch dienen?«
»Sie haben niemandem gesagt, wohin sie gingen und zu wem?«
»Ich habe mit niemandem gesprochen, genau wie Ihre Botschaft befahl.«
Estora nickte. »Gut.« Vielleicht war sie seit Richmonts Eingeständnis allzu misstrauisch, aber es war ihr lieber, nichts zu riskieren. »Leutnant, ich weiß, dass dies für uns alle eine schwierige Phase ist, aber ich muss Sie bitten, unser Treffen geheim zu halten.« Geheim . Das Wort hallte mit Richmonts höhnischer Stimme in ihrem Kopf nach. So viele Geheimnisse. Einen Moment lang schloss sie die Augen.
»Darf ich fragen warum, Herrin?«
Eine verwegene Frage, dachte sie, zumal er noch nicht wusste, was er von ihr zu halten hatte. Aber die Reiter waren nun einmal verwegen. Sie wusste ganz genau, wie verwegen sie sein konnten.
»Nein.«
Er neigte den Kopf. »Ich verstehe.«
Er verstand, dass sie ihm noch nicht vertrauen konnte. Ihr fiel ein, wie F’ryan sie früher in den Gemeinschaftsraum der alten Reiterbaracken mitgenommen hatte, wo sie mit den Reitern »Ritter« oder »Intrige« gespielt und manchmal sogar gewürfelt hatte. Connly war dabei gewesen, damals noch unerfahren und gerade erst am Anfang seiner Laufbahn im Botendienst. Sie hatten miteinander gelacht und gewitzelt und einander Geschichten erzählt. Jetzt war alles ganz anders – als wären sie einander noch nie begegnet.
»Ich weiß, dass Sie im Moment nicht so recht wissen, wie Sie mich einschätzen sollen«, sagte sie. Als er sie erschrocken ansah, fügte sie hinzu: »Bitte, beruhigen Sie sich. Ich werfe Ihnen nichts vor.«
»Was ist mit Hauptmann Mebstone?«, fragte er, womit er erneut seinen Mut bewies.
Jemand anderer, ein anderer Monarch, hätte ihn vielleicht für seine Dreistigkeit bestraft. Aber Estora konnte nicht aus ihrer Haut. »Falls Sie das beruhigt, man hat mich informiert, dass Ihr Hauptmann in einer sehr behaglichen Suite im Diplomatenflügel untergebracht wurde – in der besten sogar –, und dass man sie behandelt wie ein Mitglied der königlichen Familie. Und dass sie das alles ungeheuer wütend macht.«
Sie sah ein Lächeln über sein Gesicht huschen, doch dann verschwand es wieder.
»Wann …«, begann er. »Wann werdet Ihr sie freilassen?«
»Ich werde Ihre Frage nicht beantworten, ich wollte Ihnen nur versichern, dass es ihr gut geht.«
»Bitte, darf ich sie sehen?«, fragte Connly.
»Nein.«
Seine Miene verdüsterte sich.
»Aber um ihr einen Gefallen zu tun, und aufgrund ihres langen Dienstes und ihrer Treue zu Zacharias werde ich gestatten, dass ihr Freund Elgin Foxsmith sie besucht. Dass er kein Grüner Reiter mehr ist, macht seine Anwesenheit bei ihr … unkomplizierter. Denn es besteht kein Interessenkonflikt. Ich bin sicher, seine Einschätzung der Bedingungen ihres Hausarrests werden Sie vollauf befriedigen.«
Gut. Der Reiter wirkte erleichtert und entspannte sich.
»Ferner«, fuhr sie fort, »wird es Sie freuen zu hören, dass wir aufgrund der Informationen, die Sie und Ihre Reiter uns über die eletischen Schläfer und die Türme übermittelt haben, zu Ihrer Unterstützung die Stationierung einer weiteren Militäreinheit am Wall angeordnet haben.«
Jetzt war seine Erleichterung geradezu greifbar. Er war froh über den Schutz, den zusätzliche Soldaten für seine an den Türmen stationierten Reiterkameraden bedeuteten, insbesondere für die Reiterin Trace Burns, mit der er seine Gedanken teilte. Aus seiner Reaktion schloss Estora jedoch, dass die beiden mehr als nur Gedanken miteinander teilten.
Sie hoffte, Connlys Vertrauen zu gewinnen, indem sie ihm diese Dinge erzählte, denn sie brauchte seine Hilfe und glaubte, dass die Einzigen, die ihr wirklich helfen konnten, die Grünen Reiter waren – insbesondere ein ganz bestimmter Grüner Reiter.
»Leutnant«, sagte sie, »wie ich höre, wird Beryl Spencer bald zurückerwartet.«
Sobald Elgin erfuhr, dass er Red besuchen durfte, warf er sich auf der Stelle einen alten, mehrfach geflickten Mantel aus Ölhaut über und machte sich durch den Regen auf den Weg
von den Ställen, wo er »die Mädels« beaufsichtigt hatte, zum Diplomatenflügel der Burg, wo seine Freundin eingesperrt war. Elgin kam sich vor wie ein Bettler, als er zwischen den eleganten Möbeln hindurchging und ständig reich gekleideten, wichtig aussehenden Leuten begegnete, und er fühlte sich äußerst unbehaglich. Genau aufgrund
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