Pfad der Schatten reiter4
Licht konnte sie ihre Umrisse nicht ausmachen. Sie hatte keine Ahnung, wie spät es war, aber wahrscheinlich war es ihnen zu langweilig geworden, Leute beim Schlafen zu beobachten, und sie waren in ihre eigenen Betten gegangen.
»Pfeile«, murmelte Zacharias.
Verblüfft wandte Estora ihm ihr Gesicht zu. Anscheinend war er es gewesen, der sie geweckt hatte. Seine Augen waren geöffnet und wach. »Zacharias?«, flüsterte sie. Sie streichelte seine feuchte Wange und bei jeder Berührung seiner Haut durchliefen Schauer ihren Körper. Die Droge, die man ihr verabreicht hatte, wirkte immer noch.
»Pfeile«, sagte er wieder und sah sie an.
Sie hätte Ellen rufen sollen, um Meister Destarion zu informieren, aber Destarion hatte ja gesagt, dass Zacharias möglicherweise aufwachen würde und dass das nicht schlimm sei.
Stattdessen sagte sie: »Ja, es war ein Pfeil, der Euch verwundet hat.«
Ein Muskel in seiner Wange zuckte. »Nein … Schlacht. Die Pfeile …« Er sah sie an, und das schwache Licht schimmerte in seinen vom Fieber glänzenden Augen.
»Was für eine Schlacht, Zacharias?«
»Ich … ich weiß nicht. War sie schon?«
»Es gab keine Schlacht.«
Er begann sich aufzusetzen, aber sie befürchtete, dass er versuchen würde, das Bett zu verlassen und aufzustehen, und ihrer Meinung nach war er dazu zu schwach. Sie drückte seine Schulter hinunter in die Kissen. Er entspannte sich, aber sie stellte fest, dass sie das nicht konnte, und dass sie ihre Hand nicht von seiner Schulter nehmen wollte, sondern stattdessen über seine kräftige Brust strich und über die Konturen seines Bauchs; seine Muskeln zuckten unter ihrer Berührung. Die verschiedenen Strukturen seiner Haut, jede Höhlung und Erhebung in der Landschaft seines Körpers, steigerten ihr Verlangen.
Als er darauf reagierte und sie ebenfalls zärtlich berührte, überrollte sie ihre verzweifelte Bedürftigkeit wie eine glühende Welle. Sie spürte, dass die gleiche Welle ihn erfasste.
»Liebst du mich?«, flüsterte er ihr ins Ohr.
Sie war verblüfft und brauchte einen Moment, um zu antworten. »Ja. Ich glaube schon. Ja.«
Er schob sich über sie. »Gut. Ich habe nie aufgehört, dich zu lieben.«
Bei der samtenen Berührung von Zacharias’ Lippen auf ihrer Kehle meinte Estora, sie sei diejenige, die im Delirium lag, aber diese Berührungen und Empfindungen waren real
und gegenwärtig, und sie wurde gierig und ungeduldig und wollte mehr. Sie wollte alles, und er bewies ihr, dass er genauso begierig darauf war, ihr das zu geben, was sie brauchte. Sein Mund erforschte ihre Haut, ihre Brüste, die intimen Teile ihres Körpers. Sie reagierte mit wilder Entschlossenheit, setzte sich auf ihn, schamlos und fordernd, und mit einem Schrei der Triumphes nahm sie ihn in sich auf.
Nichts konnte die Reise aufhalten, auf der sie sich befanden, und trotz seiner Verwundung und Schwäche war er voller Kraft. Er brannte und drängte wild, und ihr war, als würde ihre Haut ein loderndes Feuer berühren.
Doch als ihre gemeinsame Ekstase den Höhepunkt erreichte, gerade, als sie ihn zur strahlenden Klimax ritt, war der Name, den er aussprach, nicht der ihre.
Sie ließen einander los, keuchend lag sie wieder auf dem Rücken und starrte in die Dunkelheit, und während ihr Körper noch immer vibrierte und mehr wollte, war ein Teil ihres Gemüts in hellem Aufruhr, weil sie nun wusste, wen Zacharias in Wahrheit liebte.
Als das Dunkel der Nacht schließlich zum sanften Grau der Morgendämmerung abstumpfte, lag er zusammengesackt und tief erschöpft an ihrer Seite, einen Arm um ihren Bauch geschlungen. Sie küsste seine Stirn, doch er reagierte nicht. Auch sie war erschöpft, aber tief befriedigt. Die Berührungen entfachten keine Flammen mehr, und sie begriff, dass die Wirkung der Droge, die Destarion benutzt hatte, was immer sie auch gewesen sein mochte, nun vorbei war. Es war Zeit, sich auszuruhen.
Jemand applaudierte. Estora setzte sich halb auf, ihr Herz raste, und plötzlich war sie hellwach. Sie hielt die Decke über ihren Brüsten fest. Zacharias lag weiterhin besinnungslos da.
»Wer ist hier?«, fragte sie zornig.
»Ich nehme an, es fällt Euch nicht schwer, das zu erraten«,
antwortete Richmont, der aus der dunkelsten Ecke des Zimmers auftauchte und dicht an ihre Seite des Bettes trat. Er zupfte an ihrer Decke. »Warum seid Ihr denn auf einmal so schamhaft, meine teure Cousine? Eure Darbietung in der Nacht war ein ganz anderes Kaliber.«
»Ich
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