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Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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versuchte, die Schlange zu packen, aber sie bestand nur aus Luft. Estral rieb sich die Kehle und versuchte
zu schreien, aber es kam kein Ton heraus. Alton wusste nicht, was er tun sollte, aber dann verblasste die Schlange und verschwand. Estral saß noch immer auf dem Hocker, die Augen weit aufgerissen und voller Tränen, und die Hände an der Kehle.
    Alton kniete sich vor sie hin. Er konnte keine Wunden an ihrem Hals entdecken, bis auf die Abdrücke ihrer eigenen Finger. »Estral, ist alles in Ordnung?«
    Sie starrte ihn mit gerunzelter Stirn an und schüttelte den Kopf.
    »Was ist los? Was … was hat dieses Ding dir angetan?«
    Sie versuchte zu sprechen, aber kein Ton kam heraus.
    »Estral?«
    Sie fiel in seine Arme und wurde von lautlosem Schluchzen geschüttelt.
     
    Alton trug Estral in sein Zelt und schickte nach Leese. Das Warten war eine Qual. Estral reagierte weder auf seine Fragen, noch auf seine Berührungen. Sie lag zusammengerollt in Embryonalstellung auf seiner Pritsche, hatte ihr Gesicht im Kissen vergraben und rührte sich nicht.
    Endlich erschien Leese, und während sie Estral untersuchte, ging Alton draußen auf und ab und wartete auf ein Zeichen. Er hörte die Heilerin drinnen Fragen murmeln, aber keine Antwort von Estral. Kein einziges Wort.
    Dale kam und setzte sich auf einen Baumstumpf. »Was ist passiert?«, fragte sie.
    Alton erklärte ihr, was er gesehen hatte. »Irgendein magischer Angriff.«
    »Aus dem Schwarzschleier?«
    »Woher sonst? Unmittelbar danach schien sie ganz in Ordnung zu sein«, fuhr Alton fort. »Verängstigt, aber unverletzt  – zumindest äußerlich. Aber sie konnte nicht sprechen.« Er
spürte die Besorgnis der Wallhüter. Sie hatten auf Estrals Musik so stark reagiert wie auf nichts zuvor, und nun gab es nur die Stille und ihre Bestürzung.
    Leese glitt durch den Zelteingang und zwinkerte im Sonnenlicht.
    »Und?«, drängte Alton.
    »Ich habe ihr etwas gegeben, damit sie ruhen kann«, antwortete die Heilerin. »Sie war ganz außer sich, und das ist ja kein Wunder.«
    »Was fehlt ihr?«
    »Das übersteigt meine Erfahrungen«, sagte Leese, »insbesondere wenn es stimmt, was Ihr über die Magie gesagt habt. Ich kann keine Verletzung und keine Krankheit feststellen. Ich kann nur feststellen, dass sie ihre Stimme verloren hat. Vollkommen und restlos.«
    Alton ballte die Fäuste und öffnete sie wieder. Er hatte den Drang, gegen den Wall zu dreschen, oder sonst gegen irgendetwas Hartes, was er schon seit langer Zeit nicht mehr gespürt hatte.
    Dale zog die Augenbrauen zusammen. »Offenbar war der Fluch gezielt auf Estral gerichtet.«
    »Sie muss nahe daran gewesen sein, die richtigen Noten zu finden«, sagte Alton. »Jemand, der nicht will, dass der Wall repariert wird, hat sie verflucht.«
    Die drei verfielen in ein lastendes Schweigen, und die Düsterkeit durchdrang ihn und wurde zu tiefer Finsternis. Er würde den Schuldigen zur Verantwortung ziehen, nicht nur weil er verhindert hatte, dass Estrals Musik den Wall heilte, sondern vor allem weil er ihr die Fähigkeit zu singen genommen hatte, und damit einen tief verwurzelten Teil ihrer selbst.
    Ja, er würde den Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen, selbst wenn er dafür Mornhavon den Schwarzen persönlich herausfordern musste.

GOTT UND EIN WUNDER
    Eine Welle der Verwirrung durchlief Großmutter, und sie wäre fast ohnmächtig geworden.
    Was war das?, fragte sie sich und fuhr sich mit der Hand über die Augen. Zum Glück hatte sie auf dem Boden gesessen. Sie hatte eine Bewegung gespürt, die Welt hatte sich verschoben und gleich darauf wieder geordnet.
    Die anderen schienen nichts gespürt oder bemerkt zu haben. Deglin warf ein neues Stück Holz ins Feuer, und Min und Sarat diskutierten darüber, was sie nun zum Kochen verwenden sollten, da Großmutter einen ihrer Kessel »ruiniert« hatte. Cole reckte seinen Rücken und seine Schultern, und Lala spielte Fadenspiele.
    Irgendwie hatte sie den vagen Verdacht, dass Deglin und Sarat nicht hätten hier sein sollen, und dass ihre kleine Gruppe diesen Platz verlassen hatte und zum Saum des Hains gegangen war, nachdem sie die Schläfer aufgeweckt hatte, weil alles um sie herum zerstört worden war. Es musste ein Traum gewesen sein, einer jener Träume, die man hat, wenn man zutiefst erschöpft ist, ein Traum, der eng an der Wirklichkeit blieb und doch anders und dunkler war.
    Welch ein Glück, dass sie nicht zum Rand des Hains gegangen waren, denn dort schien die schlimmste

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