Pfad der Schatten reiter4
die Eleter dachten, das sei eins der Dinge, die typisch für unsere Rasse sind, und haben nicht weiter darüber nachgedacht. Lynx hat dir allerdings einen langen, überraschten Blick zugeworfen, aber gesagt hat er nichts.«
Karigan stöhnte. Muss es wirklich jeder wissen? Sie hatte geglaubt, ihre Gefühle so diskret verborgen zu haben. »Was glaubst du denn?«, fragte sie Yates.
»Ich war nicht ganz so überrascht wie Lynx«, gab er zurück.
Karigan war nicht sicher, ob sie es wirklich wissen wollte, aber sie konnte die Frage nicht unterdrücken. »Warum nicht?«
»Damals, in der letzten Nacht, als wir allein im Wald waren, weißt du noch? Du warst irgendwie im Delirium. Du hast geredet.«
»Oh ihr Götter.« Sie errötete und verbarg ihr Gesicht mit der Hand.
Er klopfte ihr auf die Schulter. »Keine Angst. Wir haben alle unsere unerfüllbaren Sehnsüchte.«
Sie spähte zwischen ihren Fingern hindurch und sah seinen ernsten, traurigen Blick. Ihr Kiefer klappte herunter, und sie konnte nichts erwidern.
Der Klang von Schritten rettete sie. Ealdaen, Lynx, Telagioth und Lhean betraten den Raum. Sie sahen erschöpft und grimmig aus.
»Wie geht es dir?«, fragte Lynx Karigan, sobald sie bei ihnen angekommen waren.
»Nicht schlecht, wenn man alles bedenkt.«
Er setzte sich neben sie auf den Boden und streckte die Beine aus. »Wohin bist du gegangen, als du uns verlassen hast?«
»In die Vergangenheit, und dann … und dann nach Eletien.«
»Nach Eletien?«
Karigan nickte und erklärte ihm, wie sie in der Zeit zurückgereist war, um Laurelyns Schläfer in die Sicherheit Eletiens zu führen. Ihr Verstand beschrieb seltsame Windungen, als sie von diesen Erinnerungen an Vergangenheit und Gegenwart berichtete, und Lynx und Yates kratzten sich verwirrt den Kopf, da sie sich nicht an irgendwelche korrumpierten Schläfer erinnerten, die sie angegriffen hatten. Die Eleter blieben jedoch ungerührt. »Ich glaube, ich bin König Santanara begegnet«, fügte sie hinzu.
Die Eleter warfen einander einen Blick zu.
»Ist Ihnen irgendetwas Besonderes an ihm aufgefallen?«, fragte Ealdaen mit trügerisch sanfter Stimme.
»Seine Hand«, antwortete sie und hob ihr bandagiertes und verbundenes Handgelenk. »Sie sah schlimm aus. Ganz schwarz und verkrüppelt.«
»Dann sind Sie wirklich König Santanara begegnet«, sagte Telagioth. »Diese Handverletzung erlitt er, als er Mornhavon in der letzten Schlacht des Langen Krieges mit dem Schwarzen Stern erstach. Es war eine Wunde, die niemand heilen konnte, nicht einmal die wahren Heiler. Sie hat ihm schreckliche Schmerzen bereitet.«
»Ja«, stimmte Ealdaen zu. »Ihm blieb nur der Ausweg in den langen Schlaf. Sie, Galadheon, sind zu ihm gekommen, als er gerade darüber nachdachte, ob er bleiben und seinem Volk nach den Entbehrungen des Langen Krieges beistehen sollte,
oder ob er schlafen sollte, um den Schmerz seiner Wunde und der Finsternis, die immer noch an seinem Geist haftete, zu vergessen.«
»Ihr … Ihr wusstet, dass ich dort war?«, fragte Karigan vorwurfsvoll. »Und Ihr habt mir nicht gesagt, was ich tun würde?«
»Nein, ich wusste es nicht, denn Sie waren nur eine verwischte Erscheinung in der Luft. Es war der König, der uns sagte, ein Grüner Reiter hätte die Schläfer heimgebracht. Der letzte Sterbliche, der jemals Eletien betrat.«
Karigan öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Dies konnte sie nicht mehr begreifen. In ihrem Verstand bildeten sich nicht nur seltsame Wirbel, er verknotete sich regelrecht.
»Warum erlebt immer nur Karigan die spannendsten Sachen?«, beklagte sich Yates.
»Spannend?« Sie hielt ihm ihr verletztes Handgelenk vor die Augen und wandte ihren Blick dann wieder Ealdaen zu. »Wenn Ihr wusstet, was mit den Schläfern geschehen würde, warum habt Ihr es uns nicht gesagt?«
»Wir wussten es nicht. Es war ja noch nicht geschehen. Wir befanden uns auf einer anderen Zeitspur. Und wenn alte Erinnerungen verschwinden, erscheinen neue. Wir hatten allerdings eine Ahnung. Einige unter uns können über die Zeitspuren hinausblicken. König Santanara gehörte zu ihnen, und auch sein Sohn, Fürst Jametari.«
»Paradox«, murmelte Karigan. »So verwirrend.«
»Ihre Rasse ist durch ihre lineare und sterbliche Form eingeschränkt. Eleter können buchstäblich ewig über solche komplexen Dinge nachdenken.«
»Mit anderen Worten«, raunte Yates Karigan zu, »gib es auf, du wirst es nie begreifen.«
»Hätten wir Ihnen von unserer Ahnung
Weitere Kostenlose Bücher