Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
Vom Netzwerk:
gebeugten Köpfen und abgewandten Gesichtern da.
    Lala betrachtete ihn neugierig und öffnete die Lippen, und wie durch ein Wunder erklang das Singen einer klaren, hellen Note aus ihrem Mund. Alle starrten sie entgeistert an, sogar Gott. Die Note stieg und stieg, hinauf in den Nebel und zwischen die Äste der großen Bäume, die Stimme eines Engels.
    Gott lachte erneut und ging zu Lala hinüber; Deglins Körper dampfte. Er legte ihr die Hand auf die Schulter. »Diese Kleine trägt Macht in sich. Unterrichte sie gut.«
    »Das werde ich, mein Herr«, antwortete Großmutter, selbst verblüfft darüber, wie gut der Zauber des roten Vogels funktioniert hatte. Vielleicht hatte Gottes Gegenwart Lalas neue, wundervolle Stimme verstärkt. Sie konzentrierte sich einen Moment und schickte ihre Gedanken zum Wall, aber sie hörte
keine Musik mehr von dort, sondern spürte nur Schrecken und Trauer.
    »Ich muss jetzt gehen«, sagte Gott.
    »Ich liebe dich«, sang Lala laut.
    Gott tätschelte ihr den Kopf, und dann fiel Deglins Körper kraftlos zu Boden wie eine abgelegte Haut. Wieder fegte der Wind durch den Hain. Großmutter kroch zu Deglin hinüber, konnte aber kein Leben mehr in ihm feststellen, obwohl seine Haut so heiß glühte. Sie schlussfolgerte, dass Gottes Gegenwart ihn von innen heraus verbrannt hatte.
    Lala sang ein Volkslied, und alle brachen in Tränen aus. Sie hielten einander fest und trösteten einander in einer seltsamen Mischung aus Trauer und Freude. Es war ein Tag des Verlustes und ein Tag der Wunder. Gott war unter ihnen gewandelt, und Lala sang mit der Stimme eines Engels!
    Großmutter nahm an, dass jene anderen, die Gott erwähnt hatte, seinen Zorn kennenlernen würden. Sie lächelte durch ihre Tränen und drückte Lala an sich.

DIE ERWÄHLTE MASKE
    Die Gefährten machten sich durch die gewundenen Gänge des Schlosses Argenthyne auf den Weg. Die Eleter und Lynx hatten den Eingang des Hains blockiert und den Korridor, der zu dem Raum mit der Monduhr führte, verbarrikadiert, um die Verfolgung durch die restlichen Schläfer zu verhindern oder zumindest aufzuhalten. Nachdem sie alle ihre Möglichkeiten erwogen hatten, hatte Ealdaen entschieden, dass ihr bester Fluchtweg durch das Schloss führte, immer weiter zur Mitte, und von dort aus in westlicher Richtung nach außen, zu der Spirale des Schlosses, die sie vom Wald aus gesehen hatten und die sich über den See erhob, über den Teich von Avrath.
    Von dort aus, erklärte Ealdaen, konnten sie sich nach Norden wenden und dann den Weg zurückverfolgen, auf dem sie hergekommen waren.
    Die Eleter legten ein schnelles Tempo vor. Karigan wurde abwechselnd von Yates und Lynx gestützt, während sie mithinkte und humpelte, aber unweigerlich fielen sie und derjenige, der ihr gerade half, hinter die anderen zurück. Ab und zu eilten Telagioth oder Lhean zu ihnen, um zu sehen, wie sie vorankamen.
    Sie folgten den endlosen, kreisenden Windungen der Spiralen und betraten immer neue Windungen, die in andere Richtungen liefen. Diese Architektur war einfach unmöglich. Ob sie überhaupt vorwärtskamen?

    »In diesem Schloss wird mir ganz schwindlig«, brummte Yates mehr als einmal.
    Sie durchquerten zahlreiche Räume, blieben aber nie stehen, um sie sich anzusehen. Karigan erhaschte flüchtige Eindrücke von Statuen, trockenen Springbrunnen und Möbelgruppen, aber alles verwischte sich miteinander. Manchmal wichen sie Knochenhaufen, Stofffetzen und zerbrochenen Waffen auf dem Boden aus. Die Wände behielten ihr inneres Schimmern bei, obwohl sie etwas stumpfer geworden waren, vielleicht, weil die Nacht hereingebrochen war, oder vielleicht weil Laurelyn nun wirklich fort war.
    Karigan stolperte immer öfter, sodass Lynx und Yates sie nun gemeinsam stützen mussten.
    »Tut mir leid«, sagte sie. Ihr Geist war abgestumpft, aber der Schmerz in ihrem Bein glühte intensiv.
    »Du musst dich ausruhen«, sagte Lynx. »Wir alle brauchen eine Rast, aber die Eleter fürchten, dass die restlichen Schläfer sich wieder Zugang zum Schloss verschaffen könnten, entweder am Hain oder anderswo, um uns zu verfolgen.«
    »Hier scheint es mir sicherer zu sein als im Wald«, sagte Yates.
    Aber als sie eine weitere Kammer betraten, warteten die Eleter dort auf sie, und das war gut so, denn Karigans Beine gaben endgültig nach – sie konnten ihr Gewicht nicht mehr tragen. Lynx und Yates ließen sie zu Boden gleiten, und Lynx schob ihr seinen Rucksack in den Rücken, sodass sie sich anlehnen

Weitere Kostenlose Bücher