Pfad der Schatten reiter4
Dies erregte seine Aufmerksamkeit. »Königin Estora verurteilte mich zum Hausarrest, um mich zu beschützen.«
»Wie bitte?«
»Sie wusste, dass Lord Spane und die anderen mir aufgrund meines Widerstandes gegen die Verschwörung gefährlich werden konnten, deshalb hat sie mich ihrem Zugriff entzogen. Sie waren sehr froh darüber, dass ich fort war, ihnen nicht mehr widersprechen konnte und nicht den gesamten Botendienst gegen sie aufbrachte. Ihr wisst, was für eine Katastrophe das gewesen wäre.«
Er nickte langsam. Boten, die ungehindert die Wahrheit in allen Ecken des Reiches bekannt gemacht hätten – das hätte den Verschwörern gewaltige Probleme bereitet.
»Außerdem«, fuhr Laren fort, »wollte sie mich vor Euch schützen.«
»Was?«
»Ich bot ihr meine Treue an, aber sie entschied, dass es besser war, wenn ich mit dem ganzen Aufruhr nichts zu tun hatte, denn wir alle wussten, dass Ihr zornig sein würdet, sobald Ihr Euch erholtet … wenn überhaupt. Und sie wollte nicht, dass Ihr an meinem Verhalten etwas auszusetzen fändet.«
»So kurzsichtig wäre ich nicht gewesen«, überlegte er, »jedenfalls hoffe ich das.«
»Ihr neigt zu Wutausbrüchen«, sagte Laren, »auch wenn Ihr das selten zeigt.«
Er hob eine Augenbraue und sah sie an, dann wandte er sich wieder an Estora. »Also danke ich Euch, dass Ihr Laren beschützt habt, die trotz meiner offenbar beträchtlichen Wutausbrüche hinter mir steht.«
Laren lächelte.
»Ich weiß, wie hoch Ihr sie schätzt«, antwortete Estora. »Und ich dachte, Ihr würdet sie vielleicht auch in den kommenden Jahren brauchen.«
Er nickte ernst. »Dies war zwar kein besonders glücksverheißender Beginn unserer Ehe, aber ich möchte unseren Ehevertrag dennoch ungern annullieren. Ich kann mir lebhaft vorstellen, was für ein Chaos das auslösen würde, und wir haben schon genug Probleme mit dem Schwarzschleierwald und dem Zweiten Reich.
Im Übrigen hat Colin mir nicht nur alles gestanden und mich über die jüngsten Entwicklungen des Reiches informiert, sondern er hat mir auch erzählt, dass Ihr Euch eine kluge Taktik ausgedacht habt, um Birch und seinen Truppen eine Falle zu stellen. Nachdem ich nun einige sehr wertvolle Kronräte eingebüßt habe, scheint mir, dass ich mir Euer scharfes Denken zunutze machen sollte.«
»Karigan ist diejenige, die scharf denken kann«, sagte Estora und starrte auf ihre Knie. Laren spürte, dass Zacharias kaum merklich aufhorchte. »Ich bin nur ihrem Beispiel gefolgt.«
Laren erfuhr, dass Estora sich Karigans Verhalten, als die Reiterin sie im Herbst vor ihren Entführern gerettet hatte, zum Vorbild genommen hatte. Karigan hatte sich als Estora verkleidet und sich dann ein Ablenkungsmanöver ausgedacht, das die Entführer zu einer sinnlosen Jagd verleitet hatte, sodass die echte Estora unverletzt hatte fliehen können. Karigans Plan war gefährlich gewesen, aber er hatte funktioniert.
Estora hatte dieses Vorgehen auf die Situation im Norden übertragen. Birch benutzte ausgebildete Soldaten, um kleine, unzulänglich geschützte Siedlungen zu überfallen. Sie hatte den Siedlern befohlen, mehrere Dörfer zu evakuieren, und sie
durch sacoridische Truppen ersetzt, die hervorragend trainiert und gut bewaffnet, aber als Zivilisten verkleidet waren, sodass sie lediglich wie die Bewohner einer weiteren, leicht zu bezwingenden Siedlung wirkten. Ihre Wachtposten informierten sie über Birchs Truppenbewegungen, sodass er sie nicht unvorhergesehen überfallen konnte, und man hatte ihnen befohlen, sich genau wie die Siedler zu verhalten, sodass Birchs Spionen nichts Ungewöhnliches auffiel.
Eine derartige Falle hatte den Vorteil, dass die sacoridischen Truppen Birchs Armee nicht durch den ganzen Norden zu verfolgen brauchten, aber dennoch folgte ihm ein Kontingent weiterhin, damit Birch keinen Verdacht schöpfte.
Während Estora ihm diesen Plan auseinandersetzte, schlummerte Zacharias, der bereits alle Einzelheiten kannte, auf seinem Thron ein. Laren rief Fastion und Willis herbei, damit sie den König in seine Gemächer führten.
»Ich kann selber gehen«, protestierte Zacharias, als sie ihn aus seinem Thronsessel hoben. Als sie ihn losließen, verließ er den Raum aus eigener Kraft und hielt nur kurz an, um Larens Wange zu küssen. Sie umarmte ihn fest, aber vorsichtig, um die heilende Wunde zu schonen.
Als er fort war, wandte sich Laren an Estora. »Meine Herrin, ich möchte Euch für Euren Schutz danken, obwohl ich nicht
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