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Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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den richtigen jungen Mann für dich. Dann brauchst du etwas Hübsches zum Anziehen. Angesichts deines neuen Ranges könnte ich mir vorstellen, dass nun Dutzende von Freiern um deine Gunst buhlen.«
    Ihre Tanten nickten dazu begeistert, und Karigan runzelte die Stirn, aber sie wusste, dass es zwecklos war, die Börse zurückgeben zu wollen. Sie konnte einen Teil des Geldes dazu benutzen, ihren Freunden Leckereien aus Meister Gruntlers Süßwarenladen zu schenken, aber den größten Teil würde sie dem Gartenhaus stiften. Ja, diese Idee gefiel ihr sehr.
    »Und hier ist meine Botschaft an Hauptmann Mebstone«, sagte er und zog einen Brief unter seinem Mantel hervor.
    Karigan schob ihn in ihre Botentasche und umarmte ihn ein letztes Mal.
    »Pass gut auf dich auf«, sagte er. »Nicht, dass du mir wieder in Schwierigkeiten gerätst.«

    »Du auch«, antwortete sie ernst. Sie war sowohl traurig als auch erleichtert, ihren Vater und ihre Tanten zu verlassen. Sie würden ihr fehlen, aber die komplizierten Erwartungen und Emotionen, die zum Familienleben gehörten, würde sie nicht vermissen.
    Sie bestieg Kondor, und als sie aufbrach, hörte sie Tante Stace sagen: »Also, Stevic, was hat es nun mit diesem Gerede über ein Bordell auf sich?«
    Zuerst folgte Schweigen, dann ein schnelles Wortgefecht.
    Oje, dachte Karigan. Nun war ihr Vater dran.
    Bevor das Haus aus ihrer Sicht verschwand, drehte sie sich um und wollte ein letztes Mal winken, aber niemand beachtete sie. Ihre Tanten umringten ihren Vater, anscheinend in eine heftige Diskussion verwickelt, und gestikulierten wild.
    Karigan konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
    Sie ritt weiter und merkte gar nicht, dass eine Schneeeule mit strahlend weißem Gefieder hoch oben auf einem Baum saß und sie beobachtete, als sie vorüberritt.

GEHEUL IM WALD
    »Ha! Drei Ritter – ich habe gewonnen!« Laren Mebstone, Hauptmann des Botendienstes seiner Majestät, der Grünen Reiter, schlug ihre Karten auf den grob geschreinerten Tisch und grinste triumphierend.
    Der Mann, der ihr gegenübersaß, war älter, vom Leben gezeichnet, und seine Haare waren von milchweißer Farbe. Traurig betrachtete er seine Königin und sein Paar Schiffe.
    »Kein Grund, sich so zu brüsten«, sagte er.
    Ein Haufen Kastanien lag in der Mitte des Tisches, und Laren sammelte sie alle ein. Einige fielen zu Boden. »Die gehören mir! Alle nur mir!«
    »Das wär’s dann wohl«, sagte der Mann. »Ich habe keine mehr.«
    »Wirklich?« Als Laren hinübersah, stellte sie fest, dass er keine einzige Kastanie mehr besaß.
    »Ich sollte schon vor Jahren gelernt haben, dass ich nicht gegen dich spielen darf.«
    »Tja, dann rösten wir wohl am besten die ganze Beute«, meinte Laren.
    Elgin Foxsmith, Kommandant der Grünen Reiter im Ruhestand  – der Erste, unter dem Laren je gedient hatte –, sammelte die Kastanien auf und warf sie in eine Pfanne, die er vor den Kamin stellte. Er legte noch ein Holzscheit ins Feuer und hinkte zu seinem Platz am Tisch zurück.
    Zwei Pferde und ein Esel beobachteten durch ein Fenster,
das in die Wand zum angrenzenden Stall eingelassen war, die Szene in der düsteren Hütte, die nur aus einem einzigen Raum bestand. Eines der Pferd war Sperling, Larens Wallach, das andere Kiebitz, Elgins Stute. Kiebitz wurde allmählich alt, ihr Gesicht wirkte grauer als je zuvor, und Laren machte sich Sorgen, wie Elgin wohl damit fertig werden würde, wenn die Zeit ihres Todes kam. Er führte ein einsames Leben hier draußen im Wald und behauptete, er habe während seiner Dienstzeit als königlicher Bote so viele Menschen aller Schattierungen kennengelernt, dass es ihm für den Rest seines Lebens reichte.
    Sie machte sich Sorgen um ihn, weil er hier draußen total isoliert lebte, vor allem, da der Winter so hart gewesen war; deshalb besuchte sie ihn, sooft sie konnte, und brachte ihm Nachrichten, Obstkonserven, Bücher, Decken – alles, was er vermutlich brauchen konnte. Er war beinah autark, denn er hatte einen Garten, eine Milchkuh, Schafe und einige Hühner. Außerdem besserte er seine Vorräte durch Jagen und Angeln auf.
    Trotz seiner eigenbrötlerischen Art war er keineswegs ein Einsiedler. Er unternahm regelmäßig Ausflüge in das Dorf, um Tierfutter oder Getreide zu kaufen. Trotzdem wurde auch er nicht jünger, und Laren fragte sich, wie lange er dieses raue Leben noch allein durchstehen konnte.
    Ein Getöse im Stall ließ Laren zusammenzucken.
    »Eimer!«, schrie Elgin. »Das

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