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Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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Insekt unter seinem Stiefel zerquetschte.
    Nachdem sie ihre Habseligkeiten zum Trocknen ausgebreitet hatten, brühten Min und Sarat einen Tee auf und begannen dann, den üblichen dünnen Eintopf zu kochen. Der Regen versorgte sie zwar mit genügend Wasser, aber es hinterließ einen ausgesprochen modrigen Geschmack auf der Zunge.
    Lala amüsierte sich damit, nach Insekten zu suchen und sie zu zertreten, und Großmutter starrte ins Feuer und fragte sich, wann der Regen nachlassen würde, sodass sie ihre Reise fortsetzen
konnten. Sie rätselte auch darüber, ob die Wächter da draußen im Regen hockten und darauf warteten, dass sie die Höhle verließen. Sie hatte ihren Blick gespürt, seit sie den Weg des Mondes betreten hatten. Sie und ihre Leute wurden verfolgt.
    Sie erwähnte die Wächter den anderen gegenüber nicht, denn sie wollte sie nicht erschrecken, bevor sie eindeutig bedroht wurden. Die Aufmerksamkeit der Wächter war intensiver als das allumfassende Bewusstsein des Waldes. Dieser spürte zwar, dass sie ihn durchquerten, aber die Wachsamkeit der Wächter war gezielt. Intelligent.
    Vielleicht wollten die Wächter herausfinden, wie mächtig Großmutter und ihre Leute waren und wie entschlossen sie sich verteidigen würden, falls sie angegriffen wurden. Aber vielleicht waren sie einfach nur neugierig.
    Eins wusste Großmutter jedoch genau: Sie wollte kein Risiko eingehen. Deshalb erweiterte sie an jedem Lagerplatz ihre Beschwörung, und am Eingang dieser Höhle ebenfalls.
    Während sie in die Flammen starrte, fragte sie sich außerdem, was inzwischen auf der anderen Seite des Walles geschah. Wie Oberst Birch wohl zurechtkam? Wie kam er mit der Musterung und Ausbildung der Streitkräfte des Reiches voran? Sie beherrschte eine Methode, die es ihr erlaubte zu sehen, was er tat, aber der Wald machte die Anwendung der Kunst unberechenbar. Trotzdem musste sie es irgendwann versuchen, und später war ihre Situation vielleicht noch prekärer als jetzt.
    Schon vor langer Zeit hatte sie abgeschnittene Fingernägel des Obersten gesammelt, um später durch seine Augen sehen zu können. Nun zog sie mit spitzen Fingern einen davon aus dem winzigen Beutel in ihrem Garnkorb. Es war ein schönes, sichelförmiges Exemplar, das vielleicht von seinem Daumen stammte. Birch pflegte seine Fingernägel erstaunlich gut, und sie nahm an, dass dies der Unterschied zwischen einem Offizier,
der jederzeit zum Dienst bei Hofe bereit sein musste, und einem gemeinen Soldaten war.
    Sie knüpfte ein Stück himmelblaues Garn um den Fingernagel  – die Knoten des Sehens. Sie hatte festgestellt, dass Himmelblau sich gut zum Sehen über weite Entfernungen hinweg eignete, denn es war, als würde man durch den klaren Himmel spähen.
    »Zeig es mir«, befahl sie, als sie den letzten Knoten geknüpft hatte. Sie warf das Gebilde ins Feuer. Das Feuer flammte auf. Das Garn wand sich, als die Flammen es auffraßen.
    Zunächst dachte sie, dass die Beschwörung versagte, doch dann öffnete sich ein Fenster im Feuer, und sie hielt den Atem an. Schnee. Schnee rahmte die Flammen eines Lagerfeuers ein. Ein Sturm rüttelte an Zeltreihen, und das Schneegestöber war so dicht, dass sie nicht weit sehen konnte.
    Drei Gestalten kämpften sich in ihr Blickfeld und blieben vor ihr, beziehungsweise vor Birch stehen. Einer davon waren die Hände auf den Rücken gefesselt, und ihr Gesicht war blau geschlagen und blutig. Sie war in Grün gekleidet. Es war einer der verfluchten Grünen Reiter des Königs.
    »Was soll mit dem Spion geschehen?«, fragte einer der Männer, die ihn festhielten.
    »Er ist ein Bote«, sagte Birch, seine Stimme körperlos. Dies war ganz natürlich, denn Großmutter beobachtete die Szene ja durch seine Augen. »Deshalb werden wir dem König eine Botschaft schicken.«
    »Ich verstehe.« Ein Messer blitzte auf, und der Mann stieß es in den Rücken des Reiters.
    Die Augen des Reiters wurden groß. Schneeflocken fingen sich in seinem windzerzausten Haar. Unter dem getrockneten Blut auf seinem Gesicht erkannte Großmutter, dass er jung war.
    Aber keineswegs unschuldig. Nein, das wusste sie besser.
Von Anfang an hatten die Grünen Reiter sich gegen das Reich gestellt und es als Späher, Boten und Krieger des Königs bekämpft. Und ja, auch als Spione, indem sie ihre bescheidenen, aber dennoch heimtückischen Fähigkeiten der Kunst benutzten, um die Kräfte des Reiches zu bekämpfen, und nun auch die des Zweiten Reiches.
    Sie empfand keinen Funken

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