Pfad der Schatten reiter4
mit seinen vertrautesten Ratgebern darüber gesprochen.
»Der Schwarzschleier war einst Argenthyne«, sagte Graelalea, »und es ist der Wunsch unseres Fürsten, dass wir uns davon überzeugen, ob noch etwas Gutes dort übrig geblieben ist.«
»Argenthyne!«, sagte Spane ungläubig. »Aber das ist doch ein Kindermärchen …« Seine Stimme erstarb, als Graelalea ihn mit ihrem Blick fixierte. Als er in ihre Augen sah, erkannte er vielleicht, wen und was er da ansprach, denn diese Augen hatten den Wandel von Jahrhunderten gesehen. Er zwinkerte und sah rasch weg.
»Argenthyne ist keine Legende«, sagte Graelalea. Diesmal widersprach ihr niemand. »Mein Bruder«, fuhr sie fort und richtete ihren ruhigen Blick auf Zacharias, »drückt seine Hoffnung aus, dass Ihr uns nicht daran hindern werdet, die Bresche im Wall zu überqueren, um den Wald zu erreichen.«
Laren hatte den Verdacht, dass sich die Eleter so oder so nicht davon abhalten lassen würden, und dass Jametari Zacharias aus reiner Höflichkeit über seine Absichten informierte.
Zacharias strich sich den Schnurrbart. »Möchte Euer Bruder uns sonst noch etwas mitteilen?«
Graelalea schien durch seine fehlende Zustimmung nicht verärgert zu sein. »Ja«, sagte sie. »Falls Ihr wünscht, dass diese Expedition von unseren Völkern gemeinsam durchgeführt wird, bittet er Euch, würdige Personen dafür auszuwählen, die uns spätestens am Äquinoktium am Tiendan an der Bresche treffen werden. Unser Kontingent wird klein sein und nur aus sechs Personen bestehen, damit wir leicht und schnell reisen können.«
»Das ist doch Wahnsinn«, sagte Spane. »Majestät, Ihr werdet doch hoffentlich nicht einmal einen Gedanken daran verschwenden.«
Zacharias ignorierte ihn, sein Gesicht blieb ausdruckslos. Laren wusste jedoch, was er dachte. Nachdem Fürst Jametari ihm damals von seinem Wunsch erzählt hatte, eine Expedition in den Schwarzschleierwald zu schicken, hatte Zacharias ihr anvertraut, dass die Eleter nicht ohne sacoridische Begleiter gehen würden. Wer auch immer sie begleitete, würde höchstwahrscheinlich nicht zurückkehren, aber sie verstand, warum er jemand aus seinem eigenen Volk mitschicken musste. Auch er musste erfahren, was jenseits des Walls lag, um zu wissen, was sie erwartete, falls sie die Bresche nicht reparieren konnten.
Sie wusste auch, dass er die Eleter nicht völlig unbewacht lassen wollte.
Und nun musste Zacharias diese Angelegenheit nicht einmal erzwingen. Die Sacorider waren eingeladen worden.
»Ich danke Euch, dass Ihr uns die Worte des Fürsten Jametari mitgeteilt habt«, sagte Zacharias. »Ich werde darüber nachdenken.«
Graelalea nickte, als hätte sie nichts anderes erwartet.
»Habt Ihr bereits eine Unterkunft für die Nacht?«, erkundigte sich Zacharias. »Es wäre uns eine Ehre, Euch als Gäste willkommen zu heißen.«
Lhean machte eine Geste, die ablehnend wirkte und so scharf ausfiel, dass sie die Aufmerksamkeit aller Anwesenden erregte.
»Du wünschst zu sprechen, Lhean?«, fragte Graelalea.
»Ist dieser Ort nicht ein … wie lautet das Wort, das dieses Volk benutzt? Für ein Haus der Toten?«
»Mausoleum«, klärte ihn Telagioth auf.
»Ja«, sagte Lhean. »Mausoleum. Sie schlafen über ihren Toten. Ich spüre es, und ich möchte keine einzige Nacht hier verbringen.«
Colin schaute betreten drein, und Spane wirkte, als würde er gleich vor Entrüstung explodieren. Estora berührte sanft sein Handgelenk, um ihn zu beruhigen. Der alte Sperren reagierte überhaupt nicht, da er auf seinem Stuhl eingenickt war. Zacharias sah aus, als sei er … belustigt?
»Lhean«, sagte Graelalea, »wir sind Gäste, und wir sprechen im Haus unseres Gastgebers nicht so.«
Lhean wirkte aufgrund der Ermahnung nicht beschämt. Er hob sein Kinn, stolz und arrogant.
»Ihr müsst meinem Vetter verzeihen«, sagte Graelalea. »Er ist jung, und er befindet sich heute zum ersten Mal unter Eurer Rasse.«
»Jung« war ein Konzept, das bei den Eletern leicht missverstanden werden konnte. Lhean konnte Hunderte von Jahren alt sein. Dennoch war irgendetwas an ihm, das man als Jugend hätte deuten können – eine gewisse Unschuld in den Augen. Ihnen fehlten das tiefe Wissen und die Zeitlosigkeit, die Laren bei anderen Eletern beobachtet hatte und die sie sowohl in Graelaleas als auch in Telagioths Augen sah.
»Er spricht nur die Wahrheit aus«, sagte Zacharias.
»Eure Hoheit …«, begann Colin.
»Ja, Colin, wir sprechen nicht leichtfertig
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