Pfad der Schatten reiter4
am besten alle zu Bett, lassen den Wall unbewacht und lassen den Dingen einfach ihren Lauf.«
Nun grinste Zacharias. »Ich habe gesagt, aus ihrer Sicht . Ich jedenfalls denke, dass mir noch einige gute Jahre bleiben, und ich glaube nicht, dass ich ein ewiges Leben führen möchte wie die Eleter. Manche mögen sich dies wünschen, aber ich nicht.«
»Niemals älter auszusehen? Nie darunter zu leiden, dass der Körper älter und schwächer wird?« Laren zuckte die Achseln. »Die Eleter wissen ja gar nicht, was ihnen entgeht.«
»Vielleicht nicht«, sagte Zacharias, und beide lachten. Als sie aufgehört hatten, fuhr er fort: »Sie sagen, dass im Wunsch der Eleter, den Wald hinter dem D’Yer-Wall zu erforschen, eine tiefe Wahrheit liegt. Ich frage mich, was diese tiefe Wahrheit ist. Wonach sie dort eigentlich suchen.«
»Ihr meint, sie suchen etwas Bestimmtes?«
»Ja. Argenthyne war ihrem Volk wichtig. Jametari nannte es das Juwel Avraths auf Erden, erinnern Sie sich?«
»Jetzt, wo Ihr es sagt, erinnere ich mich vage. Was ist Avrath?«
»Soweit ich es verstehe, ist es für die Eleter ein hoher, spiritueller Ort, wie für uns die Himmel. Irgendetwas ruft die Eleter zurück und holt sie aus ihrer Isolation, egal, was es sie kosten mag.«
»Wenn das stimmt«, sagte Laren, »warum sollte Jametari sich die Mühe machen, auch uns dazu einzuladen?«
Zacharias zuckte die Achseln. »Als Köder vielleicht? Als Zeugen? Oder vielleicht ist das seine Art, sein Interesse an dem alten Bündnis zu äußern, und er will uns prüfen, um festzustellen, ob wir dessen würdig sind. Was auch immer der Grund sein mag, ich kann diese Einladung nicht ignorieren.«
DER SCHWARZSCHLEIERWALD
Die flache Höhle, in der Großmutter mit ihren Leuten Zuflucht gesucht hatte, war ein bedrückender, finsterer Ort, aber es war besser, als draußen im Wald auszuharren und in irgendeinem Morast zu versinken. Ihrer Schätzung nach prasselte nun schon seit drei Tagen ein sintflutartiger Regen auf die Baumkronen herab.
Sie hatten die Höhle in einem Hügel entdeckt, der neben dem Weg des Mondes aufragte. Sie war größtenteils natürlichen Ursprungs, aber jemand hatte versucht, sie mithilfe von Steinwerkzeugen, die sie verstreut auf dem Boden gefunden hatten, auszubauen. Der Eingang war erweitert, der Boden geebnet worden, und einiges wies darauf hin, dass man die Wände etwas begradigt hatte. Großmutter hielt das nicht für ein Werk der Eleter, denn dafür war es viel zu primitiv, und abgesehen davon schienen ihr die Eleter nicht wie Wesen, die in Höhlen wohnten.
Sie hatten eine ganze Kolonie nistender Fledermäuse aus der Höhle verscheuchen müssen, übergroße Tiere, die verärgert waren, in ihrer Winterträgheit aufgestört zu werden. Während dieser Verbannung hatten Min und Sarat schrill gekreischt und ihr Haar mit den Händen bedeckt, was die Fledermäuse nur noch mehr aufgebracht hatte. Selbst Großmutter duckte sich zitternd, wenn die lederartigen Fledermausflügel allzu dicht über ihrem Kopf vorbeizischten.
Später hatte Lala eine tote Fledermaus auf dem Höhlenboden
gefunden, die sie untersuchen wollte. Sie bohrte ein Stöckchen in den Kadaver und drehte ihn damit um. Auch Großmutter betrachtete das Tier und staunte über die scharfen Klauen und Greifzähne. Die Fledermäuse, die sie von zu Hause kannte, waren winzig, höchstens so lang wie ihr Zeigefinger, und harmlos. Diese hier waren mindestens so lang wie ihr Unterarm. Großmutter und ihre Leute konnten sich glücklich schätzen, nicht gebissen oder gekratzt worden zu sein.
Als Griz sah, was Lala tat, nahm er ihr ohne die geringste Entschuldigung ihren Stock weg und schleuderte damit die tote Fledermaus aus der Höhle nach draußen. Dann spannten er und Cole eines der Zelte über den Höhleneingang, sowohl zum Schutz vor dem Regen als auch, um die Rückkehr der Fledermäuse zu verhindern, während Deglin sich bemühte, Feuer zu machen, und Min und Sarat Guano vom Höhlenboden fegten. Deglin erklärte, dass sich einiges davon gut als Brennstoff eignete.
Durch einen Spalt in der Höhlendecke entwich der Rauch ihres Lagerfeuers, und Großmutter hatte sich, seit sie den Wald betreten hatten, nie so warm und trocken gefühlt. Von Zeit zu Zeit sah sie große, mit zahlreichen Beinen versehene Insekten am Rand des Feuerscheins vorbeihuschen, aber solange sie dicht genug am Feuer blieb, hielten sie sich von ihr fern. Ab und zu kreischte Min, worauf Cole zu ihr kam und das jeweilige
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