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Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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bleiben würde, wenn der Dreck weggeschrubbt worden war.
    Auf jeden Fall glaubte er nicht, dass seine Geschäfte mit Yap nach dem Bad und einem herzhaften Frühstück beendet sein würden.
    Nein, das glaubte er nicht. Er hatte Pläne.

KERZENLEUCHTER
    Amberhill stöberte in Morrys Schrank und hoffte, etwas zu finden, das Yap vielleicht passte. Er hatte es bis jetzt nicht übers Herz gebracht, Morrys Sachen auszusortieren. Selbst jetzt spürte er einen Kloß im Hals, als er einen vertrauten Gehrock sah und sich erinnerte, wie Morry ihn getragen hatte. Als er auf eine Weste und ein Hemd stieß, die der alte Mann besonders gemocht hatte, und die verschiedenen Kleidungsstücke aus Samt, Wolle und Tweed im Schrank berührte, über denen immer noch ein Rest des moschusartigen Geruchs des alten Mannes lag, erschauerte er.
    Ich sollte das alles Leuten geben, die es wirklich brauchen können , dachte Amberhill, aber jedes Mal, wenn ihm die Idee gekommen war, hatte sie ihm widerstrebt. Er hatte das Gefühl, er würde ein weiteres Stück des Mannes, der ihm wie ein Vater gewesen war, verlieren, wenn er seine Kleidung weggab. Der Gedanke, Yap darin einzukleiden, war schwer genug zu ertragen.
    Darum konzentrierte er sich nun ausschließlich darauf, Kleidungsstücke zu finden, die dem Piraten passen könnten. Das Dumme war, dass Morry sein Leben lang schlank gewesen war, und Yap war eher rundlich.
    Er zog eine Hose heraus, die ihm vielleicht passte. Eine Hose, wie man sie vielleicht auf dem Landsitz eines wohlsituierten Herrn mit einer Jagdpacht tragen würde. Sie war lockerer geschnitten als die anderen, aber trotzdem war er
nicht sicher, ob der Pirat hineinpasste. Er fand auch ein großes Baumwollhemd und eine Weste, die zu der Hose passten. Schließlich nahm Amberhill noch einen alten grauen Umhang aus dem Schrank, der weit genug für Yap war.
    Als er die Kleidungsstücke auf Morrys ehemaliges Bett legte, erschien Brigham in der Tür. Die Sonne stand schon viel höher, und in dem Licht, das ins Zimmer fiel, konnte er sehen, wie blass sein Leibdiener war. Er sah aus, als müsste er sich übergeben. Er stand in Hemdsärmeln und Schürze da, eine Schrubbbürste in der einen Hand und etwas anderes in der anderen.
    »Sie haben Meister Yap bereits gebadet?«, fragte Amberhill. Brigham nickte. »Mein Herr, es war einfach unaussprechlich. Der Dreck!« Er schüttelte sich. »Das hier habe ich aus seinen Haaren genommen. Unter anderem.« Er zeigte Amberhill einen Einsiedlerkrebs mit zuckenden Fühlern, der auf seiner Handfläche lag und an dem noch immer einige graue Haare von Yap klebten. »Die Wanne, nachdem wir fertig waren – nein! Ich kann nicht darüber sprechen.«
    Brigham wurde so bleich, dass Amberhill fürchtete, er würde in Ohnmacht fallen. »Wo ist Meister Yap jetzt?«
    »Beim Frühstück.«
    »Das haben Sie ausgezeichnet gemacht«, sagte Amberhill. »Nehmen Sie sich den Rest des Tages frei.«
    Brigham winselte, und nun dachte Amberhill, er würde in Tränen ausbrechen. »Habt Dank, Herr.« Damit drehte sich Brigham langsam um, als wäre er benommen, und ging mit seiner Bürste und dem Einsiedlerkrebs den Korridor hinunter. Amberhill hoffte, dass er sich nach dieser Begebenheit nicht nach einem neuen Leibdiener umsehen musste.
    Nachdem er Strümpfe und Schuhe ausgesucht hatte, die Yap vielleicht passten, ging er die Treppe hinunter zum Esszimmer. Er brauchte einen Moment, um zu erkennen, dass der
Mann, der dort saß und ein Schinkensteak zerteilte, derselbe Mann war, den er mit nach Hause genommen hatte. Die verfilzte Masse von Yaps Haaren war verschwunden. Sie waren kurz geschoren und schimmerten nun eher weiß als grau. Ohne den Schmutz und die Lumpen, frisch rasiert und in einen alten Bademantel Amberhills gekleidet, sah die Gestalt, die da im eichengetäfelten Speisezimmer saß, eher wie ein Herr, nicht wie ein Pirat aus.
    Yap hörte auf, an dem Fleischstück zu säbeln, und fragte mit vollem Mund: »Setzt Ihr Euch dazu, Herr?«
    »Kauen Sie und schlucken Sie, bevor Sie sprechen, Meister Yap.« Amberhill musste plötzlich an seine alte Amme denken, die ihm Manieren beigebracht hatte.
    Seine Köchin, Mamsell Landen, hatte Yap in seinem Originalzustand offensichtlich nicht gesehen, denn sie wuselte um ihn herum und brachte ihm weitere Portionen Eier und Schinken und gebratene Kartoffeln. Sie schmierte reichlich Butter und Marmelade auf sein getoastetes Brot und legte es ihm vor. Sie reckte den Rücken, sodass ihre

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