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Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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sagte die Frau mit angenehmer Stimme und brach damit endlich das Schweigen.
    »Wer ist das?«, fragte der Hauptmann seine Soldaten.
    Alle fingen gleichzeitig an zu reden, aber keiner schien es zu wissen.
    Die Stimme der Frau übertönte das Durcheinander. »Wenn mich jemand direkt fragen würde, wäre es mir ein Vergnügen, mich vorzustellen.«
    »Bitte tun Sie das«, sagte Alton.
    Sie heftete ihren Blick auf ihn, und Alton spürte ihr Lächeln. »Ihr seid Lord Alton D’Yer, nehme ich an«, sagte sie.
    »Sie kennen mich also.«
    Sie nickte. »Ich habe viel über Euch gehört.«
    Jetzt runzelte Alton die Stirn. »Ich fürchte, Sie bringen mich in Verlegenheit. Ich kenne Sie nämlich nicht.«
    »Nein? Ich bin eine Bänkelsängerin aus Selium.« Sie legte ihre Hand an die Schläfe und verbeugte sich.
    Die Hand an der Schläfe? Eine hochgeborene Bänkelsängerin?
    »Mein Name«, sagte sie, »ist Estral Andovian, Tochter von Aaron Fiori, dem Goldenen Hüter.« Sie streckte ihre Hand aus, damit er ihren Ring mit dem Siegel der goldenen Harfe sehen konnte.
    Estral Andovian – Karigans beste Freundin. Als Tochter des Goldenen Hüters war sie tatsächlich von hoher Geburt. Und als Karigans beste Freundin hatte sie zweifellos allerlei über ihn erfahren, und er hätte gern gewusst, was das im Einzelnen gewesen war. Beim Gedanken an Karigan runzelte er wieder die Stirn. In dem Paket, das Daro aus Sacor-Stadt gebracht hatte, war kein Brief von ihr gewesen. Dafür kamen viele Gründe infrage. Vielleicht war sie auf einem Botenritt unterwegs,
oder sie hatte keine Zeit zum Schreiben gehabt, oder er war einfach zu aufdringlich gewesen und hatte sie damit zur Distanz gezwungen.
    »Meine Dame«, sagte Hauptmann Wallace, »Ihr müsstet doch wissen, dass der Wall für Zivilisten nicht zugänglich ist. Er ist gefährlich.«
    »Mir sind die Gefahren bekannt«, antwortete Estral Andovian. »Ich weiß auch, dass Zivilisten nicht zugelassen sind.«
    »Was führt Euch dann hierher, meine Dame?«, fragte Alton.
    Sie sah ihn an, und nun bemerkte er im Feuerschein, dass ihre Augen von einer transparenten grünen Farbe waren, wie die Färbung des Meers, wenn der Mond auf den Wellen leuchtet.
    »Ich kam als Bänkelsängerin«, sagte Estral. »Ich bin Gesellin, und in dieser Phase meiner Ausbildung muss ich reisen und meine Dienste anbieten, wo immer ich auch hingehe, wenn ich Meisterin werden will.«
    »Dies ist allerdings ein merkwürdiges Reiseziel für Euch«, bemerkte Hauptmann Wallace.
    »Das finde ich nicht. Ich könnte mir vorstellen, dass die Leute hier ein bisschen Unterhaltung zu schätzen wissen, weil sie die Eintönigkeit unterbricht und ihre Gedanken von anderen Problemen ablenkt.«
    »Das stimmt allerdings«, antwortete Hauptmann Wallace. »Aber die Gefahr für Euch …«
    »Es gibt noch mehr Gründe für mein Kommen«, sagte Estral. »Ich komme als Vertreterin des Goldenen Hüters, als Zeugin, wenn ihr so wollt. Hier«, sie deutete Richtung Wall, »findet Geschichte statt. Alles muss aufgezeichnet und in der Erinnerung bewahrt werden, und auch dies ist die Pflicht des Goldenen Hüters und seiner Bänkelsänger.«
    »Geschichte, meine Dame?« Altons Stimme war scharf. »Die Gefahren hier sind durchaus real, nicht nur eine Fußnote
in irgendeinem staubigen, alten Wälzer. Menschen sind hier gestorben. Heute Nacht. Ich zeige Euch diese ›Geschichte‹.«
    Er nahm ihren Ellbogen und führte sie zum Wall, wo die Soldaten versuchten, ein Pferd vor das Rattenwesen zu schirren, aber das Pferd wollte nichts davon wissen, bäumte sich auf und wieherte.
    »Das Pferd ist klug, dass es sich diesem Kadaver nicht nähern will«, sagte Alton.
    Als sie die Kreatur sah, stolperte Estral trotz seines Griffs mit einem kleinen Aufschrei zurück.
    »Das«, sagte Alton, »kam aus dem Schwarzschleierwald. Es tötete einen Mann und richtete einen anderen übel zu. Darum muss ich darauf bestehen, dass Ihr uns verlasst und Euer Gesellentraining anderswo fortsetzt. Dies ist kein Ort für … für eine Musikerin, ob sie nun die Tochter des Goldenen Hüters ist oder nicht.«
    »Ich … es tut mir leid wegen Eurer Männer«, sagte Estral.
    Sie war nach dem ersten Schreck nicht weggelaufen und sammelte sich schneller als so mancher Soldat. Hatten die meisten Frauen nicht schreckliche Angst vor Ratten? Und dies war nicht einmal eine Ratte von normaler Größe. Abgesehen von den Grünen Reiterinnen hatten seine Erfahrungen ihn gelehrt, dass alle Frauen

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