Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pfad der Schatten reiter4

Pfad der Schatten reiter4

Titel: Pfad der Schatten reiter4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
Vom Netzwerk:
gegenwärtig bemühten, das, was für ihre Vorfahren Allgemeinwissen gewesen war, neu zu lernen.
    »Mein Vater«, sagte Alton, »weiß jedoch auch um die Gefahren dieses Walls. Vor nicht allzu langer Zeit hat er am Wall seinen Bruder und seinen Neffen verloren.«
    Estral zuckte die Achseln. »Umso mehr wird er vielleicht wünschen, dass alles für die Zukunft aufgezeichnet wird. Ich bin sicher, dass ich bald zurückkehren werde.« Sie drehte sich auf dem Absatz um und ging, während Alton ihr erstaunt nachsah. Doch dann blieb sie stehen und wandte sich noch einmal um. »Wisst Ihr was? Karigan hat nie erwähnt, wie unflexibel Ihr seid.«
    »Unflexibel?«
    Estral nickte langsam. »Ja, erstaunlich unflexibel, würde ich sagen.« Ohne weitere Worte setzte sie sich wieder in Bewegung und ließ den wutschnaubenden Alton stehen.
    »Unflexibel?«, murmelte er. »Ich bin nicht derjenige, der hier unflexibel ist.«
    Er verschränkte die Arme. Was Estral Andovian anging, drängte sich ihm das Wort unerträglich auf. Karigan hatte ihm nie den Eindruck vermittelt, dass ihre Freundin ein solcher Querkopf war.
    Er brummte und ging in Richtung Turm. Sollte Estral ruhig
nach Waldheim zu seinem Vater reisen. Wenn Lord D’Yer ihre Gegenwart am Wall befürwortete, würde er für ihr Wohl die Verantwortung tragen. Das Problem war allerdings, überlegte Alton, dass Karigan nicht seinem Vater, sondern ihm die Schuld geben würde, falls ihr etwas zustieß. Er seufzte.
    Vor dem Turm blieb er stehen und versuchte, sowohl Estral Andovian als auch das, was Karigan vielleicht denken oder sagen könnte, aus seinen Gedanken zu verbannen. Das war nicht einfach, aber sobald er seine Handflächen auf den Granit des Walls presste und spürte, wie die Musik durch seine Haut pulsierte – das Lied der Hüter –, fiel es ihm leichter, sich zu konzentrieren.
    Die unbeugsame Fassade des Turms hatte keine Tür und nicht einmal Fenster oder Schießscharten, aber sie erlaubte es gewissen Individuen, die Wand zu durchdringen. Bislang waren diese Personen vorwiegend Grüne Reiter gewesen. Er berührte seine Brosche mit der Hand und sank in die Wand. Die Steinmauer absorbierte ihn, und der Durchgang war nicht schwieriger, als kurz in Wasser einzutauchen; es dauerte nur einen halben Atemzug. Als er in der dahinterliegenden Kammer herauskam, lief eine Welle durch die Mauer, die er soeben durchschritten hatte, und dann verhärtete sie sich hinter ihm wieder zu solidem Granit.
    Die Turmkammer hatte bessere Tage gesehen. Säulen in der Mitte des Raums waren umgefallen und zerbröckelt, Steinbrocken waren von oben herabgefallen und auf dem Boden zerschmettert worden. Diese Schäden waren aufgetreten, als die Wallhüter durch die Bresche und den Einfluss von Altons verstorbenem Vetter Pendric beinahe in den Wahnsinn getrieben wurden. Sie hatten ihren Rhythmus verloren und die Melodie, die die Magie des Walls bündelte, hatte begonnen sich aufzulösen, wodurch beinah alles zerstört worden wäre.
    Hoch oben war immer noch ein Loch, durch das den ganzen
Winters hindurch Schnee und Regen eingedrungen waren, und Alton wusste nicht, wie er es reparieren sollte, da keine Leiter hoch genug war, um es zu erreichen. Anscheinend hatte es auch eine Beobachtungsplattform gegeben, die nun als Trümmerhaufen auf dem Boden lag, aber Alton hatte keine Ahnung, wie die Wallwächter früherer Epochen dorthin gelangt waren, denn er konnte nirgends eine Treppe finden.
    Früher waren Wallwächter in den Türmen stationiert gewesen, um den Schwarzschleierwald und den Wall zu überwachen, aber im Laufe der Epochen und nach verschiedenen Kriegen war ihre Pflicht allmählich in Vergessenheit geraten, bis sie gänzlich verschwanden und der Wall eine Selbstverständlichkeit geworden war. Die Türme waren jedoch trotzdem nicht völlig verlassen. Magische Wesenheiten waren geblieben. Einst waren sie große Magier gewesen, völlig körperliche Wesen, aber als ihre physische Existenz zu Ende ging, wohnten sie in ihrer jetzigen geisterhaften Form weiterhin in den Türmen.
    Merdigen, der Bewohner des Himmelsturmes, jammerte Alton ständig über den erbärmlichen Zustand seines Turmes die Ohren voll, als könnte Alton das alles einfach mit einem Fingerschnippen reparieren. Wenn es doch nur so einfach wäre! Er hatte den Winter über getan, was er konnte, um die Trümmer fortzuräumen und das Geröll wegzufegen, aber man brauchte mehr Kraft und größeres kunsthandwerkliches Können als er es besaß,

Weitere Kostenlose Bücher