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Pfad der Seelen

Pfad der Seelen

Titel: Pfad der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kendall
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das?«
    » Ein neuer Diener. Meine Lady, Ihr spielt mit Prinz Rupert ein gefährliches Spiel, das habe ich Euch doch gesagt. Ihr könnt nicht …«
    » Oh, Emma, ich habe mich schon im Griff, und den Prinzen auch. Es ist doch nur Spaß. Er weiß, dass er im Frühling auf Hochzeitsreise gehen muss, und er weiß, dass ich seiner Mutter, der Königin, diene. Er würde nie weiter gehen als bis zu einem Kuss, und ich nicht weiter als bis zu einer Ohrfeige.« Sie kicherte und lächelte noch immer auf mich herab. » Erhebe dich, neuer Diener. Hast du einen Namen? Und was wirst du hier bei Hofe tun?«
    » Roger Kilbourne, meine Lady. Ich werde eine Wäscherin sein.«
    » Eine Wäscherin! Wie lustig!«
    Stehend war ich deutlich größer als sie. Plötzlich war ich dankbar, dass das Hemd, das Kit mir gegeben hatte, bis über die Hüften reichte. Mein Glied fühlte sich hart wie Stein an. Und das bei einer edlen Hofdame! Mir wurde noch schwindliger.
    » Deine Ohren haben einen sehr interessanten roten Farbton, Roger«, sage sie. » Wirst du etwa rot? Ein Wams in dieser Farbe würde dir gut stehen.«
    Es war unfassbar. Sie tändelte mit mir, wie sie mit dem Prinzen getändelt haben musste. Tändelte sie also mit jedem Mann? Offensichtlich. Ich war es nicht gewohnt, ein Mann zu sein, mit dem man tändelte. Ich war es nicht gewohnt, überhaupt ein Mann zu sein. Ich war gar nichts von alledem gewohnt – ich, Hartahs unwilliger und unterernährter Sklave. Ihre Augen glitzerten wie Diamanten – nein, wie Smaragde – nein, wie …
    Die Gevatterin Cartwright sagte: » Das reicht, meine Lady. Geht nach drinnen, und ruht Euch aus. Euch ist doch angeblich übel, weil Ihr zu viel gebratenen Schwan gegessen habt. Roger, ich werde dich jetzt zu Joan Campford bringen.«
    » Auf Wiedersehen, Roger von den Roten Ohren«, sagte Lady Cecilia.
    Ich würde sie nie wiedersehen. Oder, falls ich doch einen Blick auf sie erhaschte, würde es aus der Ferne sein, wenn sie ritt oder tanzte oder mit den Hofdamen der Königin aß, mit dem Prinzen tändelte. Und sie würde sich nicht an meinen Namen erinnern.
    Wortlos folgte ich Emma Cartwright zur Palastwäscherei, in der mein neues Leben beginnen sollte.

10
    Hitze von den stetigen Feuern – drei davon brannten Tag und Nacht – und von den Glätteisen. Erstickender Dampf in der Luft. Seife, die so scharf war, dass meine Hände und Arme bis zu den Ellbogen Blasen warfen, die sich zu den Verbrennungen gesellten, die mir jeder Fehler mit dem heißen Eisen eintrug. Unaufhörliche Schmerzen in den Schultern, weil ich kaltes Wasser aus dem Fluss heranschleppen musste. Kälte und Hitze, scharfe Seife und noch schärfere Farben, Feuer und Wasser. Diese spezielle Wäscherei – im Palast gab es noch weitere – säuberte und färbte die Kleider und die Bettwäsche von Soldaten, Dienern und Kurieren. Königin Caroline bestand wie ihre Mutter auf Sauberkeit in ihrem ganzen Palast. Sie waren beide dafür bekannt.
    Am Ende des ersten Tages dachte ich, dass ich die Arbeit nicht aushalten konnte. Am Ende des zweiten Tages wusste ich, dass ich sie aushielt, wollte es aber nicht. Am Ende der zweiten Woche hatte ich mein Schicksal angenommen. Es war nicht alles hier schlecht. Joan Campford war nicht unfreundlich, auch wenn sie ihre Wäscherei wie ein Wachhauptmann führte. Ich bekam jeden Tag drei gute Mahlzeiten in der Küche der Dienerschaft, nährendes Essen, wie ich es zuvor kaum je genossen hatte. Die anderen Wäscherinnen, die alle ältere Frauen waren, machten unaufhörlich Witze über den Jungen, der Frauenarbeit verrichtete, aber niemand schlug mich. Daher wurde ich schicksalsergeben. Dafür ist harte und unaufhörliche Arbeit auch gut: Sie erfordert alle Kraft, sodass keine mehr übrig bleibt, um an ein anderes Leben zu denken.
    Dennoch dachte ich an ein anderes Leben. Als ich Wasser schleppte und schweißgetränkte Hemden kochte und Kleider glättete, dachte ich fortwährend an Hartah, an Tante Jo, an die Frances Ormund, daran, was ich auf dem felsigen kleinen Strand getan hatte, an Lady Cecilia, an meine Mutter unter den Toten » bei Hyrgyll im Seelenrankenmoor«. Schlimmer noch, ich träumte von ihnen allen. Und in meinen Träumen schrie ich, genauso wie ich es auf dem Heuboden in der Herberge getan hatte.
    » Wach auf! Wach auf, verflucht noch mal!«
    Der Junge, der auf dem Lager neben meinem in der Kammer der Lehrlinge schlief, schüttelte mich grob wach.
    » Das ist heute Nacht das zweite Mal! Wie soll

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