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Pfad der Seelen

Pfad der Seelen

Titel: Pfad der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kendall
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lässt sich nicht abwaschen. Sie muss ausbleichen.«
    Sie schnaubte und fuhr mit dem Stoff über mein Gesicht. Er färbte sich rot. Sie riss mir die Zweige unsanft aus dem Haar. Ich nahm den grünen Samtumhang ab und zog Lady Margarets Nachthemd über den Kopf. Mutter Chilton klatschte einen Umschlag auf meine Verletzung, wobei sie meinen Ärmel zurückzerrte. Sofort floss kühle Stärke durch meinen Arm. Sie nahm meinen Palastumhang und gab mir einen schweren Umhang mit Kapuze aus brauner Wolle, der mit braunem Kaninchenpelz gesäumt war – bei Weitem der hübscheste, den ich je besessen hatte.
    » Ich … ich kann Euch nichts bezahlen …«
    Sie sagte scharf: » Gib mir die Goldstücke in deiner Tasche.«
    Woher hatte sie das gewusst? Ehe ich fragen konnte, fügte sie hinzu: » Und gibt mir auch Carolines Ring. Wie dumm bist du, dass du Erkennungszeichen wie diese mit dir herumträgst? Gib sie mir.«
    Erkennungszeichen? Ich griff mit der Hand in die Tasche und umklammerte sowohl mein Goldstück als auch den kleinen Ring, in den winzige Smaragde eingelassen waren. Ich hatte vorgehabt, all das unterwegs einzutauschen, um zu Cecilia durchzukommen. Wenn sie mir meine Sachen …
    Aus eigenem Willen und ohne mein Zutun glitt meine Hand aus der Tasche und legte sowohl Ring als auch Goldstück auf den Tisch.
    » Wie habt Ihr …«
    » Hier, Junge.« Sie gab mir eine Handvoll Silberstücke; ich war zu verblüfft, um sie zu zählen.
    » Wie habt Ihr …«
    » Ruhig. Geh zur Trinkhalle am Osttor, und trink dort die ganze Nacht. Am Morgen, wenn die wertlosen Lümmel aus der Trinkhalle aus der Stadt wanken, um das zu tun, was sie › Feldarbeit‹ nennen, geh mit ihnen hinaus.«
    » Aber wie …«
    » Ich habe gesagt, du sollst ruhig sein!«
    Aber ich konnte nicht, obwohl ich meine nächsten Worte beinahe nicht herausbrachte. » Ich habe nie … nie an Hexen geglaubt. Seid Ihr … eine Hexe, gute Frau?«
    » Hinaus mit dir, bevor ich dir einen Tritt gebe, Junge. Deine Dummheit beschämt uns alle.«
    » Aber ich …«
    » Hinaus!«
    » Werdet Ihr mir nur noch eine Sache verraten? Wie hat Cecilia überhaupt von Euch erfahren, wegen des Jungferntrunks, meine ich, und weshalb helft Ihr ihr jetzt, um …«
    » Solche Dummheit wird uns noch alle vernichten«, sagte sie verzweifelt, und dann stand ich auf einmal in der dunklen Gasse, und die Zeltklappe war hinter mir fest zugezurrt. Ich blinzelte, und ein Schauder überkam mich. Also war es wahr und ich hatte es nur nie erfahren: Es gab Hexen auf dieser Welt. Oder vielleicht hatte Mutter Chilton nur geplappert, und ich war selbst aus ihrem Zelt gegangen. Oder vielleicht …
    » Hallo, Roger«, sagte eine Stimme in einem zugleich ängstlichen, zornigen und entschlossenen Tonfall hinter mir in der Dunkelheit. Ich wirbelte herum. Dort stand, in einen grauen Umhang gewickelt, Maggie.

23
    »Was machst du denn hier?« Es hörte sich harsch und anklagend an, aber meine Angst trieb mich zu diesem Ton, meine eigenen beunruhigenden Zweifel an dem, was ich hier gerade machte.
    » Ich gehe mit dir«, sagte Maggie mit einer Stimme, die gar nicht nach Maggie klang, demütig und flehend. Nichts war, wie es sein sollte.
    » Das tust du nicht. Geh zurück in den Palast.«
    » Ich kann dich nicht allein durchs Land torkeln lassen. Du weißt zu wenig«, sagte sie, und das klang schon mehr nach Maggie. Aber sie war die zweite Frau, die mir innerhalb von zwei Minuten sagte, wie dumm ich war, und ich verlor, was ich noch an Ruhe besaß.
    » Ich bin › durchs Land getorkelt‹ seit ich sechs Jahre alt war! Mit Leuten, die du dir gar nicht vorstellen kannst, und hatte mit Dingen zu tun, die du dir nicht vorstellen kannst! Verdammt noch mal, Maggie, lass mich zufrieden!«
    Sie fing an zu weinen.
    Ihr Tränen waren nicht wie die von Cecilia, stürmisch und ergreifend, Tränen, die ein Mann beruhigen konnte. Sie stand dort im Sternenlicht, ihre Hände hingen schlaff an der Seite herab, Tränen liefen ihr übers Gesicht. Ihre Nase fing an zu laufen. Aber sie bewegte sich nicht – ging nicht zurück zum Palast.
    » Maggie … ich kann dich nicht mitnehmen.«
    Schließlich sagte sie: » Du verstehst gar nichts.« Was nicht stimmte, und es war sicher nicht hilfreich. Sie fügte hinzu: » Ich meine, nichts von mir.«
    » Was verstehe ich nicht?«
    » Alles!«
    Ich stapfte davon, zur Trinkhalle am Osttor. Ich konnte spüren, wie Maggie mir folgte. In meinem neuen Umhang gab es eine Tasche, und ich steckte die

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