Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)
und zog mich mit solcher Wucht hoch, dass ich in die Luft geschleudert wurde. In letzter Sekunde umfasste er mich an der Taille und zog mich zu sich. Ich kreischte und warf ihm die Arme um den Hals.
»Was soll ich tun?«
»Als Erstes …« Er senkte den Kopf und küsste mich fest. »Und jetzt umklammere meine Hüfte mit dem linken Bein.«
Ich schoss ihm einen funkelnden Blick zu.
»Tu es einfach!«
Ich schwang mich vor und zurück, bevor es mir gelang, ihm das Bein um die Hüfte zu schlingen. Dann ließ er meine Taille los und umklammerte mein Bein. Es war beängstigend, aber ich vertraute ihm blind, dass er stark genug war, uns beide mit nur einer Hand zu halten. Verglichen mit dieser akrobatischen Höchstleistung war es in Kishkindha ein Kinderspiel gewesen, auf Rens Schultern zu stehen.
Als mir durch den Kopf schoss, was bei den nächsten beiden Aufgaben auf mich zukommen mochte, verzog ich das Gesicht. Mit schierer Willenskraft versuchte ich die Äste, in denen das Nest lag, zu überreden, uns noch ein wenig länger zu halten, nur noch einen klitzekleinen Augenblick, bis ich das Tuch erreicht hatte.
»Warum konnten sie kein Mädchen aus dem Cirque du Soleil für diesen Teil der Aufgabe nehmen?«, murmelte ich. »Mit dem Kopf nach unten von einem abgebrochenen Ast zu hängen, tausend Meter über dem Erdboden, ist einfach zu viel verlangt von einem Mädchen, das gerade mal Anfängerin bei Wushu ist.«
»Kells?«
»Was?«
»Halt den Mund und schnapp dir das Tuch.«
»Ich arbeite daran!«
Ich streckte mich weiter herab und hörte Kishan knurren: »Nur noch ein paar Zentimeter.«
Seine Hand glitt von meiner Wade zu meinem Fußgelenk. Für einen kurzen Moment schwang ich hilflos über dem grünen Abgrund.
Erschrocken kreischte ich Kishans Namen und schloss eine Sekunde die Augen, schluckte schwer und schwang mich zurück zum Tuch. Da blies der Wind es vom Ast. Es wirbelte in der Luft und schoss an mir vorbei. Im allerletzten Moment bekam ich eine Ecke zu fassen – kopfüber, während das Blut mir im Schädel pochte, meine Fingerspitzen verzweifelt den Stoff umklammerten, Kishan uns beide mit übermenschlicher Kraft hielt – und hatte eine Vision.
Das grüne Blätterdach, das verschwommen vor meinen Augen kreiste, verblasste zu einer weißen Fläche, und ich vernahm eine Stimme. »Kelsey. Miss Kelsey! Können Sie mich hören?«
»Mr. Kadam? Ja, ich höre Sie!« Ich sah den undeutlichen Umriss eines Zelts hinter ihm. »Ich kann Ihr Zelt sehen!«
»Und ich kann Sie und Kishan sehen.«
»Was?« Ich blickte mich um und erkannte ein unscharfes Bild von Kishan, der das Bein meines schlaffen, kopfüber hängenden Körpers umklammerte. Das Tuch hing schwach von meinen Fingern herab. Wie aus weiter Ferne drang Kishans Rufen zu mir.
»Kelsey! Halt durch!«
Die verschwommene Silhouette einer weiteren Person schälte sich heraus.
»Seien Sie jetzt still«, wies mich Mr. Kadam an. »Lassen Sie sich nicht hinreißen, etwas zu sagen. Geben Sie nur genau acht auf jedes Detail – alles könnte uns helfen, Ren zu finden.«
»Okay.«
Mr. Kadams Medaillon glühte rot. Ich sah auf meines, das ebenfalls feuerrot leuchtete. Als ich wieder aufblickte, hatte sich das Bild der anderen Person verfestigt.
Lokesh. Er trug einen schicken Anzug. Sein dunkles Haar war zurückgegelt, und mir fiel auf, dass er an den Fingern mehrere Ringe hatte. Sein Medaillon glühte ebenfalls rot und war viel größer als unsere.
Seine hinterlistigen Augen funkelten, als sich sein Gesicht zu einem Lächeln verzog. »Ah! Ich hatte mich schon gefragt, wann ich dich wiedersehen würde.« Er sprach gewählt und höflich, als würden wir uns auf eine Einladung zum Tee treffen. »Du hast mich eine Menge Zeit und Mittel gekostet, meine Liebe.«
Ich beobachtete ihn schweigend und zuckte bei der verstörend freundlichen Anrede zusammen.
In Lokeshs leiser Stimme schwang ein bedrohlicher Unterton mit. »Wir haben nicht die Zeit für nettes Geplänkel, auch wenn mir das in der Seele wehtut, also fasse ich mich kurz. Ich will das Medaillon, das du trägst. Du wirst es mir bringen. Wenn du meiner Forderung nachkommst, lasse ich deinen Tiger am Leben. Wenn nicht …«, er zog ein Messer aus der Tasche und prüfte die Schärfe an seinem Daumen, »… werde ich dich finden, dir die Kehle aufschlitzen …«, er sah mir direkt in die Augen, um seine Drohung zu beenden, »… und es dir vom blutigen Hals reißen .«
Da trat Mr. Kadam dazwischen. »Lassen
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