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Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)

Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen Houck
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verschlungenen Ästen thronte.
    »Wow, das ist aber groß! Viel größer als das von Bibo.«
    »Wer ist Bibo?«
    »Der riesige gelbe Vogel aus der Sesamstraße, einer Fernsehserie für Kinder. Denkst du, einer der Vögel ist in der Nähe?«
    »Ich höre nichts, aber der Gestank ist überall.«
    »Huch, wie praktisch, eine Tigernase bei mir zu haben. Ich rieche überhaupt nichts.«
    »Da kannst du von Glück reden. Ich werde diesen Gestank niemals vergessen können.«
    »Es ist nur fair, dass du gegen eklige Vögel kämpfen musst. Denk dran, Ren hatte es immerhin mit den Kappa und unsterblichen Affen zu tun.«
    Kishan seufzte und bahnte sich einen Weg zu dem riesigen Nest. Alter Vogeldreck hatte die Oberfläche der Äste ausgebleicht und sie brüchig gemacht. Sobald man zu nahe an die schleimig-zähen Hinterlassenschaften der Tiere trat, zerfiel das Holz zu weißem Pulver oder brach auseinander.
    Wir schlichen uns näher heran und waren auf Kishans Gehör angewiesen, damit es uns vor herannahenden Vögeln warnte. Das Nest hatte die Größe eines Schwimmbeckens und war aus abgestorbenen Ästen von der Dicke meines Oberarms gefertigt, die wie ein riesiges Osterkörbchen ineinandergeflochten waren. Wir kletterten über den Rand und ließen uns ins Nest fallen.
    Fünf gewaltige Eier lagen in der Mitte. Jedes von ihnen so groß wie ein Whirlpool. Bronzefarben und glänzend spiegelte sich in ihnen das Sonnenlicht. Kishan klopfte leicht gegen eines, und ein hohles, metallisches Echo war zu hören.
    Ich ging um das Ei herum und keuchte auf. Die Eier lagen auf dem herrlichsten Stoff, den ich je in meinem Leben gesehen hatte. Das Göttliche Tuch! Der Stoff schien lebendig zu sein. Farben bewegten sich und wirbelten in geometrischen Mustern über seine Oberfläche. Ein Kaleidoskop der unterschiedlichsten Blautöne ging in knalliges Pink und Gelb über, das sich in ein zartes Hellgrün und Gold verwandelte und schließlich zu einem tiefen Schwarz mit funkelndem Blaustich blähte. Es war ein faszinierendes Schauspiel.
    Kishan suchte den Himmel ab und versicherte, dass die Luft rein wäre. Dann kauerte er sich neben mich, um das Göttliche Tuch zu untersuchen.
    »Wir müssen ein Ei nach dem anderen wegrollen, Kells. Aber sie sind schwer.«
    »Okay. Lass uns mit dem hier anfangen.«
    Wir stellten uns hinter das glänzende Ei und rollten es vorsichtig an den Rand des Nests, bevor wir uns um das zweite kümmerten. In der Nähe des Eies lag eine Feder. Normale Vogelfedern waren leicht, hohl und biegsam. Diese hier war länger als mein Arm, unheimlich schwer und aus Metall. Die Kante war scharf wie eine Kreissäge.
    »Hm, das ist nicht gut.«
    Kishan stimmte mir zu. »Wir sollten uns beeilen.«
    Wir rollten gerade das dritte Ei beiseite, als ein ohrenbetäubendes Kreischen erscholl.
    Ein noch weit entfernter Vogel kam in rasender Geschwindigkeit auf das Nest zugeflogen. Er klang nicht besonders erfreut. Ich beschattete die Augen mit der Hand, um besser sehen zu können. Anfangs wirkte das Tier winzig, aber schon im nächsten Moment musste ich meine Meinung drastisch revidieren. Mächtige Schwingen hielten das Geschöpf in der Luft, während es sich die thermischen Aufwinde zunutze machte.
    Bumm. Die grelle Sonne traf auf den metallischen Körper des riesigen Vogels und reflektierte das Licht, blendete mich. Bumm. Er war jetzt viel näher, schien auf einmal seine Größe verdoppelt zu haben und stieß ein jaulendes Heulen aus. Ein leiserer Schrei antwortete ihm. Bumm.
    Der Baum erzitterte, als etwas auf einem nahen Ast landete. Ein Vogel kreischte uns an und bahnte sich einen Weg in unsere Richtung. Wie immer stellte sich Kishan vor mich, und wir wichen rasch zurück, behielten den schützenden Stamm im Rücken.
    Bumm. Bumm. Bumm. Ein weiterer Vogel sauste nun im Sturzflug herab. Ich spannte den Bogen, zielte und schauderte, als der schrille, gellende Schrei des Vogels durch meine Glieder vibrierte. Meine Hand zitterte und ließ den Pfeil los. Ich schoss daneben.
    Der Monstervogel glich einem riesigen, von Metallfedern bedeckten Adler. An seinen Schwingen mit einer Spanne von bestimmt zehn Metern hatten die Federn die Größe von Surfboards. Die Flügelspitzen verjüngten sich und standen weit voneinander ab. Der Eisenvogel schlug mit den Flügeln und breitete die Schwanzfedern aus, um scharf abzubremsen und wieder hoch in die Lüfte zu steigen.
    Bei seinem zweiten Angriffsversuch streckte er seine starken, muskulösen Beine mit den

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