Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)
intelligent. Gegen seinen alten Corolla gelehnt, hob er überrascht die Augenbrauen, als er mich aus dem Porsche steigen sah.
»Wow, Kelsey! Hübsche Kutsche!«
»Danke.«
»Bist du bereit?«
»Ja. Dir nach.«
Wir tauchten in die Menschenmenge ein, die zum Footballfeld wollte. Die meisten trugen rote oder Western Wolf Sweatshirts, aber vereinzelt blitzten das Marineblau und Weiß der Gegner von der Western Washington University auf. Selbst ein paar Wikingerhelme ragten aus der Menge heraus. Jason führte mich zu einem Pick-up, vor dessen Ladefläche eine Party stattfand. Ein kleiner Grill war mit rauchenden Würstchen und Hamburgern bedeckt.
»Hallo Leute! Das ist Kelsey. Wir sind im selben Anthro-Kurs.«
Mehrere seiner Freunde drehten sich zu mir um und reckten die Hälse, um an ihren Nachbarn vorbeizuschauen und einen Blick auf mich zu werfen. Ich winkte ihnen schüchtern zu. »Hi.«
Ich hörte ein paar »Hi« und »Nett, dich kennenzulernen«, dann vertieften sie sich wieder in ihre Unterhaltungen und vergaßen, dass wir da waren.
Jason häufte mir Essen auf einen Teller und öffnete dann eine Kühlbox. »Willst du ein Bier?«
Ich schüttelte den Kopf. »Eine Cola, bitte. Cola light, wenn ihr habt.« Er reichte mir eine eiskalte Cola, schnappte sich ein Bier und zeigte auf zwei leere Gartenstühle.
Sobald er saß, stopfte er sich einen halben Hotdog in den Mund und schmatzte laut. Es war fast so schlimm, als würde man einem Tiger beim Essen zusehen. Zumindest war es etwas weniger blutig.
Igitt. Was ist nur los mit mir? Suche ich absichtlich nach Dingen, die mich stören? Ich muss echt gelassener werden, oder Jennifer behält recht: Ich verpasse sonst noch mein Leben. Ich wandte den Kopf ab und stocherte in meinem Essen herum.
»Du hast’s wohl nicht so mit dem Trinken, Kelsey?«
»Hm, nicht wirklich. Zum einen bin ich minderjährig. Außerdem hat Alkohol jeglichen Anreiz für mich verloren, nachdem meine Eltern vor ein paar Jahren von einem betrunkenen Autofahrer getötet wurden.«
»Oh. Tut mir leid.« Er verzog das Gesicht und versteckte hastig sein Bier unter dem Stuhl.
Innerlich stöhnte ich auf. Was tue ich da nur? Ich entschuldigte mich auf der Stelle. »Ist schon in Ordnung, Jason. Tut mir leid, dass ich so eine Spaßbremse bin. Versprochen, während des Spiels bin ich lustiger.«
»Kein Problem. Mach dir keinen Kopf.« Er schaufelte weiter Essen in sich hinein und lachte nun mit seinen Freunden.
Das Problem war, dass ich mir aber doch einen Kopf machte. Der Tod seiner Eltern war natürlich nichts, was man normalerweise bei einem ersten Date ansprach, aber … ich wusste, dass er völlig anders als Jason reagiert hätte. Vielleicht lag es daran, dass er älter war – mehr als dreihundert Jahre älter. Oder vielleicht weil er kein Amerikaner war. Vielleicht lag es daran, dass er ebenfalls seine Eltern verloren hatte. Oder war er einfach nur … perfekt.
Ich rief mir die Nacht ins Gedächtnis, als ich schweißgebadet aus einem Albtraum über den Tod meiner Eltern erwacht war, und er mich getröstet hatte. Ich konnte immer noch seine Hand spüren, die mir die Tränen von den Wangen strich, während er mich auf seinen Schoß zog.
»Schsch, Kelsey. Ich bin hier. Ich verlasse dich nicht, Priya . Schsch. Mein aapka raksha karunga . Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas zustößt, Priyatama .« Er hatte mir übers Haar gestreichelt und mir sanfte Worte ins Ohr geflüstert, bis der Traum verblasst war.
Seit damals hatte ich genug Zeit gehabt, die Worte nachzuschlagen, die ich in Indien nicht verstanden hatte. Ich bin bei dir. Ich beschütze dich. Mein Liebling. Mein Schatz. Wäre er jetzt hier bei mir, hätte er mich längst in die Arme genommen oder auf seinen Schoß gezogen, und wir hätten gemeinsam getrauert. Er hätte mir den Rücken gestreichelt und verstanden, wie ich mich fühlte.
Ich schüttelte den Gedanken ab. Nein. Nein, das hätte er nicht. Früher vielleicht, aber es hatte sich alles verändert. Er war fort, und es spielte keine Rolle mehr, was er getan oder wie er sich verhalten hätte. Es ist vorbei.
Jason nahm noch einen Nachschlag, und ich gab mein Bestes, interessiert zu schauen und mich in die Unterhaltung einzuklinken. Eine halbe Stunde später standen wir alle auf, um zum Footballfeld zu gehen.
Es war schön, draußen in der kühlen Herbstluft zu sein, aber die Bänke waren kalt, und meine Nase längst tiefgefroren. Die Kälte schien Jason und seine Freunde jedoch
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