Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)
stehen, um mir ein Foto von Li und seinem Großvater Chuck anzusehen. Jeder von ihnen hielt drei Pokale hoch.
»Wow, hat das Studio die alle gewonnen?«
Li blickte zu dem Bild und wurde rot. »Nein, die gehören alle mir. Ich habe sie bei einem Kampfsportturnier gewonnen.«
Überrascht hob ich die Augenbrauen. »Ich wusste gar nicht, dass du so gut bist. Ich bin beeindruckt.«
»Ich bin sicher, meine Großeltern werden dir noch in epischer Breite davon erzählen«, sagte Li und führte mich zurück in die Küche. »Es gibt nichts, was ihnen mehr Freude bereitet, als über ihre Nachkommen zu reden. Nicht wahr, Grandma Zhi?« Li gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange, und sie wedelte mit den Händen, um ihn von ihrem Spülwasser fortzuscheuchen.
Die Jungs hatten ein neues Spiel aufgebaut, das viel leichter zu erlernen war. Ich verlor, aber es machte richtig Spaß. Als das Spiel vorüber war, war es schon weit nach Mitternacht. Li brachte mich in der kalten, sternenhellen Nacht zu meinem Wagen.
»Vielen Dank fürs Kommen, Kelsey. Es war echt schön mit dir. Möchtest du das vielleicht mal wiederholen? Wir treffen uns jede zweite Woche.«
»Sicher. Das klingt gut. Jetzt wo ich dich in Die Siedler von Catan geschlagen habe, bedeutet das, dass du mich bei Wushu nicht mehr so hart rannehmen wirst?«, zog ich ihn auf.
»Ganz im Gegenteil. Jetzt nehme ich dich noch härter ran.«
Ich lachte. »Dann werde ich das nächste Mal wohl lieber verlieren. Und was passiert eigentlich, wenn du gewinnst?«
Er grinste. »Das muss ich mir noch reiflich überlegen.«
Li trat einen Schritt zurück in den Lichtschein der Straßenlaterne und sah mir nach, wie ich wegfuhr.
Ich kletterte müde ins Bett, wobei mir der Gedanke kam, dass ich Li mit der Zeit vielleicht sogar richtig mögen könnte. Er war lustig und süß. Im Moment hatte ich nur freundschaftliche Gefühle für ihn, aber das könnte sich in Zukunft womöglich ändern. Mein normales Leben fühlte sich allmählich wieder … normal an. Ich rollte mich auf die Seite, kuschelte mich unter die Steppdecke meiner Großmutter und stieß aus Versehen meinen weißen Plüschtiger vom Bett.
Eine Weile zog ich in Erwägung, ihn einfach auf dem Boden zu lassen oder in den Wandschrank zu verbannen. Ich lag still da, starrte zur Decke, aber mein Entschluss hielt keine fünf Minuten, und ich beugte mich übers Bett, presste meinen Tiger fest an mich und entschuldigte mich in aller Form bei ihm.
4
E in W ei h nach t s g eschen k
N un, da Halloween hinter mir lag, konzentrierte ich mich auf die Vorbereitungen für die Abschlussprüfungen und darauf, Artie aus dem Weg zu gehen. Es war ihm irgendwie gelungen, meine Handynummer herauszubekommen, und er rief mich jeden Tag um Punkt fünf an. Manchmal lauerte er mir auch nach dem Kurs auf. Der Typ wollte einfach nicht verstehen, egal wie groß der Zaunpfahl war, mit dem ich winkte.
Auch Jason, so nett er war, schien es nicht besonders zu stören, dass wir nicht zusammenpassten. Tief in meinem Herzen wusste ich, dass meine Beziehung mit Jason keine Zukunft hatte, doch er war eine willkommene Ablenkung. Ich traf mich gern hin und wieder mit ihm. Außerdem arbeiteten wir im Anthropologiekurs gut zusammen.
Gerade in dem Moment, als ich das unverbindliche Daten zu schätzen gelernt hatte, entschied sich Li, mein Leben zu verkomplizieren. Wir plauderten angeregt im Studio, als er auf einmal verstummte. Nervös rollte er seine Wasserflasche zwischen den Handflächen hin und her. Schließlich sagte er: »Kelsey …, ich wollte dich fragen, ob du Lust hättest, mal mit mir auszugehen. Allein. Ein richtiges Date.«
Tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf. »Oh. Äh, ja, sicher«, stotterte ich. »Ich verbringe gerne Zeit mit dir. Du bist lustig, und man kann sich wunderbar mit dir unterhalten.«
Er verzog das Gesicht. »Schön, aber die Frage ist doch: Magst du mich oder magst du mich?«
Ich dachte eine Weile über meine nächsten Worte nach. »Hm, um ehrlich zu sein, ich finde dich toll und mag dich sehr. Genau genommen stehst du ganz oben auf meiner Liste mit Lieblingsmenschen. Aber ich weiß nicht, ob ich mich im Moment ernsthaft auf jemanden einlassen kann. Ich habe mich erst vor Kurzem von jemandem getrennt, und es tut immer noch furchtbar weh.«
»Oh. Das verstehe ich. Ich würde dich trotzdem gerne öfter sehen.«
Ich überlegte einen Augenblick. »Okay, das wäre schön.«
»Wie wäre es, wenn wir mit einem Kung-Fu-Film
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