Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)
nicht zu stören. Sie sprangen immer wieder auf und jubelten ausgelassen. Ich versuchte, es ihnen gleichzutun, aber ich wusste nie, weshalb ich jubelte. Der Ball war zu weit weg und zu klein, um ihn im Auge behalten zu können. Außerdem hatte ich mich nie besonders für Football interessiert. Filme und Bücher lagen mir mehr.
Ich blickte sehnsüchtig zur Anzeigentafel. Die erste Halbzeit war fast vorüber. Zwei Minuten. Eine Minute. Zwanzig Sekunden. BZZZZ! Die Glocke ertönte, und beide Mannschaften liefen vom Feld. Die Homecoming Parade begann, und mehrere Oldtimer kreisten um das Footballfeld. Wunderschöne Mädchen in Chiffon und Seide hockten auf den Rückenlehnen und winkten den Zuschauern.
Jason stimmte in das Pfeif- und Rufkonzert der anderen ein. Der Geruch von Sandelholz wehte über die offene Tribüne, und eine seidig weiche Stimme flüsterte mir ins Ohr: »Du bist viel schöner als alle Frauen dort draußen.«
Ich riss den Kopf herum, aber er war nicht hinter mir. Jason stand immer noch und johlte zusammen mit seinen Freunden. Ich sank auf meinen Sitz. Großartig. Jetzt habe ich schon Halluzinationen. Ich presste meine Fingerknöchel fest gegen meinen Schädel und hoffte, dass der Druck Ren zurück in die Tiefen meines Unbewussten verbannen würde.
Als die zweite Halbzeit anfing, heuchelte ich keine Begeis terung mehr. Das war das zweite Date, das mich in einen Eiszapfen verwandelt hatte. Mein Körper fror allmählich an der Bank fest, und meine Zähne klapperten. Nach dem Spiel begleitete mich Jason zurück zu meinem Wagen, legte mir unbeholfen einen Arm um die Schultern und massierte mich in dem Versuch, mich zu wärmen, aber er rieb zu fest, und meine Schulter schmerzte. Ich machte mir nicht einmal die Mühe, ihn zu fragen, wer gewonnen hatte.
»Hey, Kelsey, es war wirklich toll, dich heute Abend besser kennenzulernen.«
Hat er tatsächlich irgendetwas über mich erfahren? »Ging mir auch so.«
»Darf ich dich mal wieder anrufen?«
Ich dachte kurz darüber nach. Jason war kein schlechter Kerl. Erste Dates waren immer sonderbar, weshalb ich beschloss, ihm eine zweite Chance zu geben.
»Na klar. Du weißt, wo ich zu finden bin.« Halbherzig lächelte ich ihn an.
»Wir sehen uns am Montag bei Anthro. Bis dann.«
»Ja, bis dann.«
Er eilte zurück zu seinen grölenden Freunden, und ich fragte mich, ob wir auch nur das Geringste gemein hatten.
DATE 3
Bevor ich es mich versah, stand Halloween vor der Tür – und mein Date mit Li.
Zähneknirschend machte ich die Tür des Wandschranks auf, den ich eigentlich nie mehr hatte öffnen wollen, und holte ein langärmeliges, knalloranges Shirt heraus, das wie ein kurzer Trenchcoat geschnitten war, mit Holzknöpfen und einem Bindegürtel. Dazu gehörte eine dunkelblaue Stretchjeans. Sie passte perfekt, als wäre sie für mich geschneidert worden. Ein dunkles Paar Stiefel lag ebenfalls in der Kleidertasche, und als ich es anzog und mich vor dem Spiegel drehte, musste ich erstaunt zugeben, dass mich das Outfit groß und chic und, nun ja … elegant aussehen ließ, was ansonsten nie der Fall war. Zur Abwechslung trug ich mein Haar offen und ließ es in Wellen den Rücken herabfallen. Nachdem ich apricotfarbenen Lipgloss aufgetragen hatte, fuhr ich zum Studio, darauf bedacht, ja keines der umherirrenden Halloween-Kids zu überfahren.
Li saß in seinem Wagen, hörte Musik und wippte mit dem Kopf. Sobald er mich sah, schaltete er das Radio aus und stieg aus dem Auto.
Er grinste. »Wow, Kelsey! Du siehst super aus!«
Ich lachte erfreut. »Vielen Dank, Li. Das ist sehr nett von dir. Ich fahre dir am besten einfach bis zu deiner Großmutter hinterher. Bist du soweit?«
Ich ging zurück zu meinem Wagen, aber Li hetzte an mir vorbei und öffnete mir die Tür.
»Puh, hätte es fast nicht geschafft!« Er grinste mich wie der an. »Mein Großvater hat mir beigebracht, Damen immer die Tür zu öffnen.«
»Oh. Du bist der perfekte Gentleman.«
Er verneigte sich leicht, lachte und schritt dann zurück zu seinem Auto. Er fuhr ebenfalls vorsichtig und prüfte immer wieder im Rückspiegel, ob ich es über die Ampeln ge schafft hatte.
»Das ist das Haus meiner Großeltern«, erklärte Li, als wir die Diele betraten. »Wir treffen uns zu den Spieleabenden immer hier, weil sie den größten Tisch haben. Außerdem ist meine Großmutter eine tolle Köchin.«
Li nahm meine Hand und zog mich in eine niedliche Küche, in der es besser roch als in jedem chinesischen
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