Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)
Restau rant. Eine winzige weißhaarige Frau spähte in einen Reiskocher. Als sie wieder aufblickte, waren ihre Brillengläser angelaufen.
»Kelsey, das ist Grandma Zhi. Grandma Zhi, huó Kelsey.«
Sie nickte lächelnd und griff nach meiner Hand. »Hallo. Schön, dich kennenzulernen.«
Ich lächelte ebenfalls. »Ganz meinerseits.«
Li dippte einen Finger in einen köchelnden Topf, und seine Großmutter nahm einen Holzlöffel und gab ihm einen leichten Klaps auf die Hand. Dann schalt sie ihn auf Mandarin.
Er lachte, während sie liebevoll mit der Zunge schnalzte. »Bis später, Grandma.« Ich sah, wie sie ihm mit stolzem Blick nachsah, als wir um die Ecke bogen.
Ich folgte ihm ins Esszimmer. Alle Möbel waren an die Wand geschoben, um Platz für den großen Esstisch zu machen, der mit zwei Einlegeplatten ausgezogen war. Um den Tisch kauerte eine Gruppe asiatischer junger Männer, die eine hitzige Diskussion über die Anordnung der Felder auf dem Spielbrett führten. Li trat zu dem Grüppchen.
»Hi, Leute. Das ist Kelsey. Sie wird heute mitspielen.«
Einer seiner Freunde hob eine Augenbraue. »Na schön, Li!«
»Kein Wunder, dass du so spät bist.«
»Du hast Glück, dass Wen das Erweiterungsset mitgebracht hat.«
Lautstarkes Gemurmel und Stühlerücken setzten ein. Ich glaubte, eine leise Bemerkung darüber zu hören, dass ein Mädchen hier nichts zu suchen hätte, aber ich hätte nicht sagen können, von wem sie stammte. Nach einem Augen blick hatten sich alle wieder hingesetzt, und das Spiel konnte beginnen.
Li saß neben mir und erklärte mir den Spielablauf. Zuerst wusste ich nicht, ob es eine kluge Entscheidung war, Getreide gegen Lehm einzutauschen oder Erz gegen Wolle, aber ich wollte nicht immer auf Lis Hilfe angewiesen sein und handelte einfach. Nach ein paar Spielzügen fühlte ich mich sicherer. Ich wandelte zwei Siedlungen in Städte um, und alle Jungs stöhnten.
Kurz vor Spielende kristallisierte sich heraus, dass es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen einem Jungen namens Shen und mir geben würde. Unbekümmert zog er mich auf, dass er so knapp vor dem Gewinnen wäre, dass ich überhaupt keine Chance hätte. Ich legte die Rohstoffe Wolle, Erz und Getreide auf den Tisch und kaufte eine Entwicklungskarte – ich erwischte eine Siegpunktkarte, die letzte im Spiel.
»Gewonnen!«, rief ich.
Die Jungen murrten etwas über Anfängerglück und zählten mit theatralischem Gebaren meine Punkte nach, nur um sicherzugehen, dass ich mich auch nicht geirrt hatte. Überrascht stellte ich fest, dass Stunden vergangen waren. Wie zur Erinnerung knurrte mit einem Mal mein Magen.
Li stand auf und reckte sich. »Zeit zu essen.«
Seine Großmutter hatte ein köstliches Büfett für uns vor bereitet. Die Jungs häuften sich gebratenen Reis, Jiaozi, damp fende Teigtaschen, im Wok gebratenes Gemüse und Mini-Shrimp-Rollen auf die Teller. Li holte uns beiden eine Cola, und wir setzten uns ins Wohnzimmer.
Gekonnt schob er sich die Teigtaschen mit den Stäbchen in den Mund und sagte: »Erzähl mal, was du so treibst, Kelsey. Abgesehen von Wushu . Was hast du diesen Sommer gemacht?«
»Oh, das. Ich … äh … habe in Indien ein Praktikum gemacht.«
»Wow! Das klingt toll! Was hast du getan?«
»Musste vor allem katalogisieren und Listen anfertigen über Ruinen, Kunst und historisches Zeug. Was ist mit dir? Was hast du den Sommer über gemacht?«, gab ich die Frage an ihn zurück, darauf erpicht, das Gespräch von Indien abzulenken.
»Größtenteils habe ich bei Großvater im Studio gearbei tet. Ich spare für die medizinische Fakultät. Mein Vordiplom in Biologie habe ich an der PSU gemacht.«
Ich überschlug die Daten, doch irgendetwas konnte da nicht stimmen. »Wie alt bist du, Li?«
Er grinste. »Zweiundzwanzig. Ich habe viele Seminare belegt und auch Sommerkurse absolviert. Alle hier sind schon am College. Meii studiert Chemie. Shen Informatik, Wen hat bereits sein Diplom und arbeitet an seinem Master in Statistik, und dann bin da noch ich mit Medizin.«
»Ihr Jungs seid ganz schön … zielorientiert.«
»Was ist mit dir? Was ist dein Hauptfach, Kelsey?«
»Internationale Beziehungen, Nebenfach Kunstgeschichte. Im Moment liegt der Schwerpunkt auf Indien«, sagte ich und steckte mir eine weitere Teigtasche in den Mund. »Aber vielleicht sollte ich zu Wushu wechseln, um all die Kalorien abzutrainieren.«
Li lachte und nahm mir meinen leeren Teller ab. Wir gingen zurück ins Spielezimmer, und ich blieb
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