auf dem ledernen Bürostuhl bequem machte, bemerkte ich, dass die erste Internetseite ein sehr teurer Designerladen war und die zweite ein Link zu dem Thema Brautwerbung im Laufe der Jahrhunderte .
Das dritte Fenster war eine E-Mail-Kette von Mr. Kadam. Eigentlich wollte ich Rens Nachrichten gar nicht lesen, aber sie waren so kurz, dass ich, noch ehe ich mich’s versah, die gesamte Korrespondenz gelesen hatte.
Von:
[email protected] An:
[email protected]«
[email protected] Betreff: Dokumente
Ren,
die Sache mit den Dokumenten ist geregelt.
Kadam
Von:
[email protected] An:
[email protected] Betreff: Notfall
Ren,
anbei die Datei für einen möglichen Notfall.
Kadam
Dokumente? Notfall? Was führen die beiden nur im Schilde? Ich fuhr mit der Maus über den Anhang. Einen Finger auf der Taste, zögerte ich, als mich eine Stimme aufschreckte.
»Es wäre höflich, um Erlaubnis zu fragen, bevor man in den persönlichen Dingen eines anderen herumschnüffelt«, sagte Ren gleichgültig.
Ich klickte das Fenster weg und stand abrupt auf. Die Arme vor der Brust verschränkt, füllte er den gesamten Türrahmen aus.
»Ich … habe dich gesucht und wurde abgelenkt«, murmelte ich.
»Ich verstehe.« Er kam zum Schreibtisch und klappte das Laptop zu, während er mich nachdenklich mit Blicken maß. »Wie ich sehe, hast du mehr gefunden, als du gesucht hast.«
Ich starrte ein paar Sekunden auf meine Schnürsenkel, entzündete dann einen Funken der Verärgerung in mir, um meine Schuldgefühle zu überspielen, und hob den Kopf. »Verschweigst du mir etwas?«
»Nein.«
»Ist hier irgendetwas im Gange, das du mir nicht erzählst?«
»Nein«, wiederholte er.
»Schwöre«, sagte ich leise, »schwöre einen königlichen Eid.«
Er nahm meine Hände in seine, sah mir tief in die Augen und sagte: »Als Prinz des Mujulaainischen Königreichs schwöre ich, dass es nichts gibt, worüber du dir Sorgen machen müsstest. Wenn du beunruhigt bist, frag Kadam.« Er beugte seinen Kopf ein bisschen näher zu mir herab. »Aber was ich wirklich will, ist dein Vertrauen. Ich würde es nie missbrauchen, Kelsey.«
»Das rate ich dir auch«, erwiderte ich und stieß ihm zum Nachdruck den Zeigefinger gegen die Brust.
Er hob meine Hand an seine Lippen und lenkte mich damit derart ab, dass ich das eigentliche Thema auf einmal völlig vergaß.
»Niemals«, gelobte er feierlich und führte mich zur Verbindungstür.
Der romantische Schleier hob sich, kurz nachdem Ren fort war, und ich wurde wütend, mit welcher Leichtigkeit es ihm gelang, mir allein durch eine flüchtige Berührung seinen Willen aufzudrängen.
Am Montag nach Weihnachten fand Wushu wieder statt, und ich hatte nicht den leisesten Schimmer, was ich Li sagen sollte. Ren war einverstanden, dass er beim ersten Mal nicht mitkommen würde, damit ich allein mit Li reden könnte. Die ganze Stunde über fiel es mir schwer, mich zu konzentrieren, und ich gab mir bei den neuen Schlagtechniken nur halbherzig Mühe. Ich konnte die Namen nicht auseinanderhalten. Die einzigen, die ich mir merkte, waren die Adler klaue und der Affe.
Nach dem Kurs war es an der Zeit, die Suppe auszulöffeln, die ich mir eingebrockt hatte. Was soll ich ihm nur sagen? Er wird mich hassen.
»Li, ich hatte gehofft, wir könnten kurz reden.«
»Sicher.« Er grinste.
Er war glücklich und unbekümmert, ich das genaue Gegenteil. Ich war so nervös, dass ich mich auf meine Hände setzen musste, um das Zittern zu verbergen.
Li streckte seine langen Beine auf der Matte aus und lehnte sich neben mich an die Wand.
Nach einem langen Schluck Wasser aus seiner Flasche wischte er sich über den Mund und fragte: »Was ist los, Kelsey?«
»Äh … Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, also mache ich’s kurz. Ren ist zurück.«
»Oh. Ich habe mich schon gefragt, wann er auftaucht. Es war klar, dass er nicht für immer von der Bildfläche verschwinden würde. Das heißt wohl, dass du mit mir Schluss machst«, sagte er nüchtern.
»Nein, nicht so ganz. Ren möchte, dass ich mich weiterhin mit dir treffe, aber gleichzeitig will er auch mit mir ausgehen.«
»Was? Was für ein Typ würde … Augenblick mal … Du machst also nicht Schluss mit mir?«
Hastig erklärte ich: »Nein. Aber ich würde verstehen, wenn du mich nicht mehr sehen willst. Er hält es für das Beste, wenn ich mit euch beiden ausgehe und mich dann entscheide.«
»Nun, wie … sportlich von ihm. Und was hältst