Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)
du davon?«
Ich legte ihm die Hand auf den Arm. »Ich habe eingewilligt, ihm allerdings auch gesagt, dass sein Vorschlag eher unüblich ist und du wahrscheinlich nicht zustimmen wirst.«
»Was hat er daraufhin gesagt?«
Ich seufzte. »Er meinte, wenn du mit einem kleinen, ehrlichen Wettkampf nicht fertigwirst, dann sollte ich lieber gleich die Finger von dir lassen.«
Lis Hände ballten sich zu Fäusten. »Wenn er glaubt, ich würde den Schwanz einziehen und dich einfach gehen lassen, dann hat er sich geschnitten! Ein ehrlicher Wettkampf, das klingt gut.«
»Soll das ein Scherz sein? Du nimmst mich auf den Arm, oder?«
»Mein Großvater hat mich gelehrt, mir Ziele zu stecken und dann dafür einzutreten. Es kommt gar nicht infrage, dass ich dich kampflos aufgebe. Ein Mann, der nicht alles für die Frau tun würde, mit der er zusammen sein will, hat sie auch nicht verdient.«
Ich blinzelte. Li und Ren waren aus dem gleichen Holz geschnitzt, obwohl Jahrhunderte sie trennten.
»Er ist also in der Stadt?«, fragte er.
»Nicht direkt«, seufzte ich. »Er ist mein neuer Nachbar.«
»Schön. Er hat also den Ortsvorteil.«
»Hört sich an, als wolltet ihr beide eine Burg stürmen«, murmelte ich trocken.
Entweder überging er meinen Einwand, oder er hörte ihn gar nicht. Zerstreut zog er mich auf die Beine und brachte mich zu meinem Auto.
Als sich Li in meine offene Wagentür lehnte, fügte ich hinzu: »Oh, und außerdem will er zu Wushu mitkommen.«
Li rieb sich lachend die Hände. »Ausgezeichnet! Dann wird sich schnell herausstellen, was für ein Mensch er ist. Bring ihn morgen mit! Und richte ihm als Zeichen meiner Zuvorkommenheit aus, dass ich auf die Kursgebühr verzichte.«
»Aber Li, er hat doch gar nicht mein Niveau.«
»Umso besser! Der Anfänger kann sich eine Scheibe von uns abschneiden!«
»Nein. Du hast mich missverstanden. Er ist …«
Li küsste mich fest auf die Lippen, was mich augenblicklich zum Schweigen brachte. Er grinste und warf die Wagentür zu, bevor ich meinen Satz beenden konnte. Winkend verschwand er in der Dunkelheit des Studios.
Am nächsten Tag klebte eine fein säuberlich geschriebene Notiz auf dem Orangensaft im Kühlschrank.
Mit einem Seufzen zog ich den Zettel von der Flasche ab und legte ihn in mein Tagebuch. Ich rief Ren an, da er mich, abgesehen von richtigen Dates, nicht sehen wollte, und erzählte ihm, dass er zu Wushu eingeladen war. Dann sagte ich ihm geradeheraus, was ich davon hielt. Er nahm meine Einwände gelassen hin und erklärte, dass Li ein ausgezeichneter Gegner sei und er sich ungemein freue, ihn kennenzulernen.
Verärgert sah ich davon ab, ihm die Sache ausreden zu wollen, und klappte das Handy einfach zu. Er rief mich mehrmals an diesem Tag zurück, aber ich überging das Klingeln und nahm ein langes Schaumbad.
Am Abend fuhr Ren den Hummer aus der Garage und kam mich abholen. Ich wollte wirklich, wirklich, wirklich nicht im selben Raum mit Li und Ren sein und war unglaublich dankbar, dass wir bei Wushu noch nicht fortgeschritten genug waren, um Waffen gebrauchen zu dürfen.
Rens muskulöser Körper füllte den Türrahmen aus. »Fertig? Ich kann meine erste Stunde kaum erwarten.«
Wir kamen ein paar Minuten zu spät. Die Stunde hatte bereits begonnen, und Jennifer machte sich in unserer Ecke warm. Ren ging selbstbewusst an meiner Seite, während ich mit gesenktem Blick ins Studio hastete, meine Tasche auf den Boden plumpsen ließ und aus meinem Mantel schlüpfte.
Jennifer hielt mitten in der Dehnübung inne und starrte Ren an. Die Augen sprangen ihr regelrecht aus den Höhlen. Lis Blick bohrte sich über meinen Kopf hinweg in Ren, der ihn ebenfalls unerschrocken musterte und nach Schwächen zu suchen schien.
Ren zog seine Jacke aus, was Jennifer, die völlig von seinem bronzefarbenen Bizeps gefangen war, ein leises Quietschen entlockte. Sein eng anliegendes Sporthemd brachte seine durchtrainierten Arme und seine muskulöse Brust perfekt zur Geltung.
» Himmel noch mal, Ren!«, zischte ich ihm leise zu. »Die Frauen hier kriegen noch einen Herzinfarkt!«
Verwundert hob er die Augenbrauen. »Kells, wovon redest du?«
»Du! Du bist zu …« Ich gab entrüstet auf. »Vergiss es.« Ich räusperte mich. »Tut mir leid, dass wir zu spät sind, Li. Hallo zusammen, das ist mein Gast, Ren. Er ist zu Besuch aus Indien.«
Jennifers Mund klappte mit einem »Oh!« auf und wieder zu.
Li ließ uns scheinbar ungerührt Tritt- und Schlagtechniken üben, war
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