Pfad des Tigers - Eine unsterbliche Liebe: Roman (German Edition)
ich habe ihn mehr als einmal dabei erwischt, dass er deine Anrufe belauscht hat.«
»Es war nie meine Absicht, euch das Leben schwer zu machen. Ich hatte gehofft, dass es ohne mich leichter wäre. Dass euer Weg zurück in die Welt ohne mich ein bisschen weniger kompliziert wäre.«
»Du machst mein Leben nicht kompliziert. Du vereinfachst es. Wenn du bei mir bist, weiß ich genau, wo ich sein sollte – nämlich an deiner Seite. Als du fort warst, bin ich völlig kopflos umhergeirrt. Mein Leben war aus dem Gleich gewicht. Ein einziges Chaos.«
»Ich bin also dein Ritalin, hm?«
»Was ist das?«
»Ein Medikament, das Menschen hilft, sich besser zu konzentrieren.«
»Das kommt dann wohl hin.« Er stand auf, hob mich in seine Arme und sagte: »Vergiss nicht, ich brauche eine hohe Dosis.«
Ich lachte und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. Ren setzte mich wieder ab, faltete die Decke zusammen, und wir spazierten Hand in Hand zurück zum Hummer.
Ich fühlte mich gut. Zum ersten Mal seit Monaten fühlte ich mich vollständig und glücklich.
Als wir wieder zu Hause waren, brachte er mich galant zur Tür und sagte: » Shubharatri , Kells.«
»Was bedeutet das?«
Er warf mir ein Schmetterlinge-im-Bauch-Lächeln zu und drückte mir einen unbeschreiblich sanften Kuss in die Handfläche. »Es bedeutet ›Gute Nacht‹.«
Verwirrt und ein klitzekleines bisschen frustriert ging ich zu Bett.
Verwirrt und ein klitzekleines bisschen frustriert fühlte ich mich nach jedem Date mit Ren. Ich wollte ihn viel öfter um mich haben, aber er war fest entschlossen, die – wie er sich ausdrückte – Gepflogenheiten moderner Dating-Rituale zu durchlaufen. Was bedeutete, dass ich ihn nur zu sehen bekam, wenn wir ein Date hatten. Ich durfte ihn nicht einmal mehr als Tiger zu Gesicht bekommen.
Jeden Tag rief er mich an und fragte, ob ich Zeit hätte. Dann gingen wir ins Kino oder zum Essen oder tranken eine heiße Schokolade oder statteten einer Buchhandlung einen Besuch ab. Wenn er das Gefühl hatte, das Date sei nun vorbei, verabschiedete er sich. Er verschwand so gründlich von der Bildfläche, dass ich den ganzen restlichen Tag über nicht einmal einen flüchtigen Blick auf sein gestreiftes Ich erhaschte. Er weigerte sich sogar, mich zu küssen, mit der Ausrede, er hätte noch so viel nachzuholen. Obwohl er nur eine Wand entfernt war, vermisste ich meinen Tiger.
Wir begannen, gemeinsam Othello zu lesen. Bis Othello von Jago getäuscht wurde, gefiel Ren dieser Charakter sehr.
»Othello hat seine und Desdemonas Liebe zerstört, genauso wie Romeo schuld war. Das Ganze hat nichts mit Jago zu tun«, bemerkte Ren nachdenklich. »Othello hat seiner Frau nicht vertraut. Hätte er nur einen Gedanken daran verschwendet, sie zu fragen, was mit seinem Taschentuch passiert ist oder was sie für Cassio empfindet, hätte er die Wahrheit erfahren.«
»Othello und Desdemona kannten sich davor nicht sonderlich lange«, entgegnete ich. »Vielleicht waren sie von vornherein nicht besonders verliebt . Vielleicht haben allein die Geschichten und die aufregenden Abenteuer sie verbunden. Was mich jetzt irgendwie an uns erinnert.«
Ren hatte den Kopf in meinem Schoß. Er spielte gedankenverloren mit meinen Fingern und fragte dann zögerlich: »Ist das der Grund, weshalb du bei mir bist, Kelsey? Wegen des Abenteuers? Langweilst du dich hier mit mir beim Lesen, wo wir doch in Indien auf der Suche nach magischen Objekten sein und gegen Dämonen kämpfen könnten?«
Ich dachte eine Weile über seine Worte nach. »Nein. Ich bin einfach gerne mit dir zusammen, selbst wenn wir nichts weiter tun als Popcorn essen und lesen.«
Er knurrte zufrieden und küsste meine Finger. »Gut.«
Ich fuhr mit Lesen fort, aber er sprang auf und zog mich einem plötzlichen Verlangen folgend in die Küche, um zu lernen, wie man Mikrowellenpopcorn zubereitet.
An einem Nachmittag war ich so begierig, meinen Tiger endlich wiederzusehen, dass ich mich einfach auf die Suche nach ihm machte, obwohl wir kein offizielles Date hatten. Ich klopfte an unsere Verbindungstür und betrat Rens Wohn zimmer. Ein paar ungeöffnete Pakete stapelten sich auf der Küchenablage, aber ansonsten haftete dem Haus eine unangenehme Leere an. Ich ging nach oben.
»Ren?«, rief ich, aber es kam immer noch keine Antwort.
Wo kann er nur sein?, dachte ich und steckte den Kopf in Rens Arbeitszimmer. Sein Laptop war angeschaltet, und auf dem Bildschirm waren drei Fenster geöffnet.
Als ich es mir
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