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Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Alexander
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Nathanial … Ist Nathanial …«
    »Ihm geht es gut«, sagte Florence. »Er hat nicht einmal einen Kratzer davongetragen.«
    Sie war unsagbar erleichtert.
    »Erinnerst du dich, dass du ins Haus zurückgelaufen bist?«
    »Zurück…« Sie überlegte. Sie erinnerte sich, dass es ihr dringend gewesen war. »Nein.«
    »Du bist ins Haus zurück, um die Briefe deiner Mutter zu holen.«
    »Bin ich?«, murmelte Gabriella. »Wie ausgesprochen dumm von mir.«
    »Fürwahr, das war es«, sagte Florence.
    Nun fiel es Gabriella wieder ein, zumindest das meiste. »Und habe ich sie geholt? Die Briefe?«
    »Ja, hast du.«
    »Ich verstehe nicht, warum ich das getan habe«, hauchte sie. Im Nachhinein ergab es keinen Sinn mehr. Dennoch wusste sie, dass es ihr sehr wichtig gewesen war. »Wann …«
    »Der Brand war vor drei Tagen. Seitdem hast du geschlafen. Du brauchtest unbedingt Ruhe und wirst sie auch weiterhin brauchen. Das sagte der Arzt. Außerdem darfst du dich auf keinen Fall aufregen.«
    Aufregung war das Letzte, was sie wollte, auch wenn das Pochen in ihrem Kopf ein klein wenig nachgelassen hatte. »Wo ist Nathanial?«
    »Jetzt gerade ist er nicht hier, aber das ist nicht deine Sorge. Keine Aufregung, denk daran.« Florence Stimme wurde milder. »Er war sehr besorgt um dich.«
    Gabriella sank auf die Kissen zurück und lächelte matt. »Ach ja?«
    »Durchaus«, beteuerte Florence lächelnd. »Und du wirst ihn sehen, sobald du dem gewachsen bist.«
    Gabriella zupfte an den Bettdecken. »Ich fühle mich dem jetzt gewachsen.«
    »Nein, das wäre nicht ratsam«, sagte Florence bestimmt. An ihrem Tonfall erkannte Gabriella, dass ihre Freundin unerweichlich wäre. Wahrscheinlich. Florence stand auf. »Was du jetzt brauchst, ist etwas zu essen. Brühe, Tee und Toast, würde ich meinen.«
    »Ja, ich habe Hunger«, murmelte Gabriella, als ihr etwas einfiel. »Drei Tage, sagtest du?«
    Florence nickte misstrauisch.
    »Dann endet das Treffen des Gutachterkomitees morgen. Ich muss …«
    »Du musst dich ausruhen«, sagte Florence energisch. »Der Arzt ließ dir ein Mittel hier, das den Schmerz lindert und dir hilft zu schlafen.«
    »Das will ich nicht. Die Träume …« Gabriella erschauderte. »Die Kopfschmerzen sind nichts im Vergleich zu den furchtbaren Träumen. Nein, ich möchte es nicht nehmen.« Sie rang sich ein Lächeln ab. »Ich fühle mich schon viel besser.«
    Florence musterte sie streng. »Also gut. Ich bin gleich wieder bei dir.«
    Sie ging, und Gabriella blieb liegen. Allmählich kam alles wieder zurück – wie sie den toten Viscount entdeckte, erfuhr, wie ihr Bruder gestorben war, das Siegel fand, das Feuer, die Briefe …
    Nathanial war in Sicherheit, und er hatte das Siegel. Sie blickte zum Fenster. Es war bereits Nachmittag. Trotzdem blieb noch Zeit. Sie schloss die Augen und atmete langsam aus. Nathanial hatte das Siegel; alles würde gut. Er sorgte dafür.
    Den Rest des Tages schlummerte sie immer wieder ein, doch bis zum Abend hatte sich der Nebel in ihrem Kopf weitestgehend gelichtet. Wo war Nathanial? Florence wich ihren Fragen aus, bis sie schließlich verkündete, sie wolle überhaupt nicht über ihn sprechen, denn Gabriella müsse jede Aufregung vermeiden, und das bedeutete, Mr Harrington zu meiden. Dagegen konnte Gabriella nichts einwenden, und so hörte sie auf zu fragen. Einmal, als Florence nicht im Zimmer war, kam ein Mädchen herein, das frische Bettwäsche brachte. Gabriella bat das Mädchen, Nathanial zu holen, worauf sie erfuhr, dass Master Nathanial nicht in der Stadt war. Mehr wüsste das Mädchen auch nicht.
    Wo war er? Er hatte das Siegel, und er wusste, dass er es bis morgen Mittag dem Komitee vorgelegt haben musste. Wenn er es nun nicht rechtzeitig schaffte? Wenn er gar nicht mehr wiederkam? Wenn er abgereist war, um die verlorene Stadt allein zu suchen?
    Nein, sagte sie sich, und verdrängte diesen Gedanken gleich wieder. Sie vertraute ihm. Nathanial würde sie niemals so schändlich hintergehen. Er würde sie überhaupt nicht hintergehen. Es waren lediglich die Umstände und ihr misstrauisches Naturell, die sie auf solche Ideen brachten.
    Doch während der Tag in den Abend überging, wuchs ihre Furcht. Sie wollte ihm vertrauen, nein, sie vertraute ihm! Wo er auch sein, was er auch tun mochte, es musste wichtig sein. Er würde sie nie im Stich lassen. Das wusste sie, ja, das fühlte sie.
    Nathanial Harrington war der eine Mensch auf der Welt, auf den sie zählen konnte.
    Dennoch nagte ihre

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