Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)

du es für mich bereits bist.«
    Sie schluckte.
    »Nicht für meine Arbeit, obgleich du brillant und klug bist, nein, du bist für mein Leben unentbehrlich, weil ich mir keinen Tag mehr ohne dich vorstellen kann. Und du bist unentbehrlich für mein Herz, weil es zweifellos zerbricht, wenn du nicht an meiner Seite bist.«
    Sie blickte zu ihm auf, und Tränen schimmerten in ihren Augen.
    Ihre Tanten schluchzten laut.
    »Willst du irgendetwas sagen?« Er hob ihre Hände an seine Lippen. »Vertrauen, Gabriella. Willst du das Wagnis eingehen? Ich verspreche, dich nicht zu enttäuschen.«
    »Nein«, sagte sie. »Ich kann nicht.«
    Sein Herz krampfte sich zusammen. »Ich verstehe.«
    »Nein, tust du nicht«, erwiderte sie mit einem strahlenden Lächeln, das ihm die Seele wärmte. »Ich kann nichts mehr wagen, denn ich habe es schon gewagt.«
    Dann war sie in seinen Armen, und er presste seine Lippen auf ihre, ohne sich darum zu scheren, wo sie waren oder wer sie beobachtete. Er wusste nur, dass er sie an seiner Seite behalten wollte, solange sie lebten. Und dass ihre Liebe zeitlos war, genauso unbezahlbar und rar wie die größten antiken Schätze.
    Und Gabriella war der kostbarste Schatz von allen.

Epilog
     
    »Sie hätten Montini das Siegel abnehmen sollen, als Sie die Gelegenheit dazu hatten. Das hätte alles sehr viel leichter gemacht. Ich vermute, Sie hatten noch ein wenig Zeit, nachdem Sie ihn ermordeten.«
    »Nein.« Javier Gutierrez blickte von einem seiner Auftraggeber zum anderen. »Ich wurde gestört. Und ich wollte nicht den Galgen für das Siegel riskieren … oder für Sie.« Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und kniff die Augen zusammen. »Sie zahlen gut, aber nicht gut genug.«
    »Es war ein Jammer, das Haus des Mädchens in Brand zu stecken.«
    »Ein tragischer Unfall. Es sollte niemand da sein. In meiner Eile stieß ich auf dem Weg nach draußen eine Lampe um.«
    »Und Rathbourne? Ziemlich unnötig, würde ich meinen, auch wenn ich kaum glaube, dass man ihn vermissen wird. War das auch ein Unfall?«
    »Sagen wir, eher ein Moment der Leidenschaft. Er schuldete mir Geld«, erklärte Gutierrez achselzuckend. »Er weigerte sich, mich zu bezahlen, also was sollte ich tun?«
    Seine Auftraggeber sahen einander an. Sie waren ein ungewöhnliches Paar, selbst für Gutierrez. Kalt, skruppellos, alle beide. Wäre er ein Mann, der sich leicht ängstigen ließe, hätten diese beiden ihm Furcht eingejagt. Aber so verspürte er lediglich einen kühlen Schauer in ihrer Gegenwart. Gutierrez rutschte auf seinem Stuhl hin und her. Unbehagen kannte er eigentlich nicht.
    »Wie auch immer, das Siegel Rathbournes Witwe abzunehmen, dürfte um einiges leichter sein, als es ihm abzuringen.«
    Der andere nickte. »Dann haben wir alle drei.«
    »Und sie verraten uns die Lage der verlorenen Stadt, die letzte Ruhestätte von Ambropia. Und wir allein werden endlich das Jungferngeheimnis kennen.«

Das Original
THE VIRGIN’S SECRET
erschien bei Avon Books, New York.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Vollständige deutsche Erstausgabe 12/2010
    Copyright © 2009 by Cherl Griffin
    Copyright © 2010 der deutschen Ausgabe
by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der
Verlagsgruppe Random House GmbH
     
    Umschlagillustration: © Franco Accornero, via Agentur Schlück GmbH
Umschlaggestaltung: Nele Schütz Design, München
Satz: IBV Satz- und Datentechnik GmbH, Berlin
     
    eISBN: 978-3-641-04494-7
     
    www.heyne.de
    www.randomhouse.de