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Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Alexander
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überhaupt von meiner Nachricht an ihn erfährst.«
    »Dann hättest du dafür sorgen müssen, dass er zugegen war, als der Brief eintraf«, erwiderte Florence gelassen. »Wenn in den frühen Morgenstunden ein Bote klopft und sagt, er hätte eine Nachricht von Miss Montini …«
    Gabriella fuhr zusammen.
    »… ist mir gleich, wessen Name auf dem Umschlag steht. Ich lese sie.« Florence stand auf. »Gabriella, als wir unseren gemeinsamen Weg aufnahmen, warst du sechzehn und ich eine Gouvernante ohne Stellung. Zugegeben, letzterer Umstand war vor allem der Tatsache geschuldet, dass ich mich nicht sonderlich für kleine Kinder erwärmen kann.« Sie erschauderte allein schon bei der Erwähnung. »Wie dem auch sei, dein Bruder glaubte, wir beide könnten gut miteinander auskommen, weil du schon fast erwachsen warst.«
    »Und ich dachte immer, du wärst die Einzige, die gewillt war, die Stellung zu übernehmen.«
    »Ja, natürlich, das außerdem. Worauf ich indes hinaus will, ist, dass ich nach dem Ableben deines Bruders in deinen Diensten stehe.«
    »Darüber müssen wir jetzt nicht sprechen.«
    »Wir haben noch nie darüber gesprochen, was wir unbedingt tun sollten. Zumal wenn du im Begriff bist, dich auf einen … nun ja, diesen Kreuzzug zu begeben. Du bist fünfundzwanzig Jahre alt und finanziell unabhängig. Dein Bruder stellte mich ein, deine Anstandsdame, Gesellschafterin und in vielerlei Hinsicht dein Vormund zu sein, da er, weiß Gott, nur sehr selten in London weilte. Unterdes hatte ich gehofft, dich schon in weit jüngeren Jahren vermählt zu sehen.«
    »Ich hatte nie vor zu heiraten.«
    Florence ignorierte Gabriellas Einwurf. »Dass du es nicht bist, ist ebenso meine Schuld wie deine. Ich war überzeugt, du würdest in den zahlreichen Bibliotheken und Museen jemanden finden, der dir genehm ist. Und noch ist es natürlich nicht zu spät …«
    »Florence«, bremste Gabriella sie bestimmt. »Eine Heirat entspricht keineswegs meinen Plänen für die Zukunft. Das tat sie nie.«
    Doch wieder beachtete Florence gar nicht, was sie sagte. Andererseits hatte sie Gabriellas Meinung, was ihre Heiratsaussichten betraf, stets abgetan. »Wie auch immer, bis es soweit ist …«
    »Soweit wird es nie kommen.«
    »Oder die Zeit gekommen ist, dass du meiner Dienste nicht mehr bedarfst …«
    »Niemals!«, sagte Gabriella. »Du bist meine Familie, so wie Enrico es war und Xerxes und Miriam es sind.«
    Florence schüttelte ungeduldig den Kopf. »Ein erbärmlicher Ersatz für eine Familie, aber vermutlich besser als nichts.«
    »Alles andere als erbärmlich.« Panik ergriff Gabriella bei dem Gedanken, ohne Florence, Xerxes und Miriam zu sein, die in so vielerlei Hinsicht mehr eine Familie für sie waren als es ihr Halbbruder jemals gewesen war. Nein, schalt Gabriella sich sogleich, Enrico war ein wunderbarer Bruder gewesen.
    Florence lächelte. »Wir lieben dich auch von Herzen, meine Teure. Aber was ich sagen wollte, war, dass, solange ich in deinen Diensten stehe, ich alles tue, was ich kann, um dich vor Schaden zu bewahren. Ich bemühe mich weiterhin, dich auf einen Weg zu führen, der dich von jedweder Unbill und Skandal fernhält. Allerdings muss ich zugeben, dass du mir meine Aufgabe seit dem Tod deines Bruders nicht leicht machst.«
    »Ich wage zu behaupten, dass es dir nicht gefiele, wäre alles einfach«, sagte Gabriella schmunzelnd.
    »Hingegen glaube ich mich zu entsinnen, dass mir das leichtere Leben recht gut gefiel.«
    »Es würde dir keinen Spaß machen.«
    »Spaß, mein liebes Mädchen, ist relativ«, konterte Florence. »Ich habe keine Bedenken gegen deinen Aufenthalt hier. Solange Lady Wyldewood im Haus weilt, ist dein Ruf nicht in Gefahr. Dennoch beabsichtige ich nicht, dich allein hierzulassen.«
    Gabriella merkte auf. »Du hast doch nicht vor, hier …«
    »Sei nicht albern.«
    »Was meinst du dann?«
    »Das wirst du sehen.« Florence schenkte ihr zwar ein freundliches Lächeln, doch ihr Blick war streng.
    »Du bist nicht die Einzige, die kluge Pläne schmieden kann.«
    »Was hast du …«
    »Überdies erwarte ich täglich Nachricht von dir sowie einen Besuch an jedem zweiten Tag. Entweder kommst du zu mir oder ich suche dich hier auf. Um mich zu versichern, dass du dich an die Abmachung hältst, habe ich dir nur Garderobe für wenige Tage mitgebracht.«
    »Und Enricos Briefe?«
    »Ja, die auch. Sei vorsichtig, meine Liebe. Und versuch, so ehrlich und aufrichtig wie möglich zu

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