Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)
Geständnissen sind.« Er beugte sich zu ihr. »Ich finde Sie gleichfalls aufregend und recht hübsch obendrein.«
»Ich bin nicht im Mindesten aufregend!«
Er schmunzelte. »Aber Sie widersprechen meiner Bemerkung in Bezug auf Ihre Schönheit nicht?«
»Das schiene mir eher fruchtlos. Meine äußere Erscheinung ist mir wohlvertraut, auch wenn sie mir nichts bedeutet.«
»Den meisten Damen bedeutet sie sehr viel.«
»Ich bin nicht wie die meisten Damen.«
»Nein, das fiel mir bereits auf.« Er lachte wieder. »Die meisten Damen würden ein Kompliment nicht aufnehmen, als wäre es eine Beleidigung.«
»Sie haben Recht«, sagte sie mit einem übertriebenen Seufzen. »Es war ungehörig von mir. Danke für das Kompliment, Mr Harrington. Das war sehr freundlich von Ihnen. Ich fühle mich so geschmeichelt, dass mir die Worte fehlen.«
Er unterdrückte sein Lachen.
Nun schob sie ihren Stuhl zurück und stand auf. »Sie machen sich keinen Begriff, wie wunderbar es ist, zu wissen, dass ein Gentleman« – hier warf sie ihm einen skeptischen Blick zu, als wüsste sie nicht, ob ihm dieser Titel gebührte – »die eigene Person hübsch findet.«
»Recht hübsch.« Er nickte feierlich und glitt vom Schreibtisch.
Miss Montini verschränkte die Arme. »Es hat mein Leben jedenfalls recht lebenswert gemacht.«
»Nun, man tut was man kann«, sagte er achselzuckend.
»Fraglos müsste ich mich Abend für Abend in den Schlaf weinen, sollte ich denken, dass Sie mich nicht für hübsch halten.«
Er grinste. »Es besteht kein Anlass für Sarkasmus.«
»Ich könnte mir kein grausameres Schicksal vorstellen, als in Ihren Augen nicht hübsch zu sein.«
Sein Lachen ignorierte sie mal wieder.
»Nun denn, ich schlage vor, dass wir uns die Diskussion über das Feuer in meinen Augen oder die Neigung meines Kinns ersparen, haben wir doch beides bereits gestern Abend erschöpfend abgehandelt.« Sie wies auf den Schreibtisch. »Dies sind die Briefe meines Bruders. Ich habe sie unzählige Male gelesen, aber Sie sollten sie gleichfalls durchgehen. Eventuell fällt Ihnen etwas auf, das ich übersah. In den Briefen werden Namen erwähnt, einschließlich Ihrem und dem Ihres Bruders. Worauf starren Sie?«
»Ihre Lippen, Gabriella.« Sein Blick wanderte von besagtem küssbaren Mund zu ihren Augen, die tatsächlich funkelten, wenn auch mehr vor Verdruss. »Nein, die diskutierten wir noch nicht.«
»Die Lippen, die darum betteln …«, begann sie und biss sich auf die Unterlippe.
Nate beherrschte sich, nicht zu grinsen. »Darum betteln, geküsst zu werden? Ja, genau die Lippen.«
Sie verdrehte die Augen gen Himmel. »Na schön!« Sie trat auf ihn zu, schloss die Augen und reckte ihr Kinn. »Machen Sie schon.«
»Was machen, bitte?«
Ohne die Augen zu öffnen, seufzte sie gereizt. »Küssen Sie mich. Das möchten Sie doch, also tun Sie es schon.«
»Jetzt?«, fragte er leise lachend.
»Ja, selbstverständlich jetzt.« Sie sah ihn an. »Mir scheint, wir kommen keinen Schritt weiter, solange Sie an nichts anderes denken können als daran, mich zu küssen.«
»Das ist nicht ganz alles, woran ich denke«, raunte er.
Sie bedachte ihn mit einem Blick, der noch den arrogantesten Mann in seinen Grundfesten erschüttern könnte. »Das, Mr Harrington, ist nicht mein Problem.«
»Eben nannten Sie mich noch Nathanial.«
Sie erschrak. »Habe ich das?«
»Oh ja, Sie haben, und es gefiel mir.«
»Das muss ein Versehen gewesen sein«, sagte sie. »Gänzlich unwichtig. Ich wollte gewiss nicht, dass Sie …«
»Den Vornamen aus dem Munde einer schönen Frau zu vernehmen, ist unübertrefflich. Einem Mund, wenn ich das hinzufügen darf …«
»Ja, ja, nun küssen Sie mich endlich!«, wischte sie seine Ausführungen ungeduldig fort.
»Wie dem auch sei, glaube ich, dass es unserem Vorhaben entgegenkäme, wenn wir uns von allen Formalitäten verabschieden. Sie dürfen mich Nathanial nennen, und ich werde Sie Gabriella nennen.«
»Mr Harrington!«, sagte sie streng.
Er sah sie erstaunt an.
»Also gut, meinetwegen! Ich schätze, Ihr Ansinnen ist nicht vollends von der Hand zu weisen. Und ich begann ohnedies, von Ihnen als Nathanial zu denken – allerdings nur, um Sie leichter von Ihrem Bruder zu unterscheiden«, fügte sie rasch hinzu.
»Etwas anderes würde ich nie unterstellen.«
»Und es wird nicht anders sein, als würde eine … eine … Schwester, ja, genau, eine Schwester ihren Bruder beim Taufnamen ansprechen. Also?« Abermals schloss
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