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Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Alexander
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immer noch ein Gast. »Ich hoffe, Sie haben gut geschlafen.«
    »Ziemlich.«
    Er selbst hatte fast gar nicht geschlafen, und das konnte man mit Fug und Recht Miss Montini anlasten. Die ganze Nacht hatte Nate sich hin- und hergewälzt, und die wenigen Male, die er eingenickt war, hatte er davon geträumt, die blauäugige Schönheit im Mondlicht zu küssen. Kein Wunder, dass er mit schlechter Laune aufwachte.
    »Dann sind Ihre Gemächer annehmbar?«
    »Mehr als annehmbar.«
    Wollten sie gemeinsam irgendetwas ausrichten, musste er dringend alle Gedanken an Küsse beiseiteschieben, so schwierig das auch sein mochte.
    »Und das Frühstück? War es zufriedenstellend?«
    »Es war köstlich.«
    Sie hatte ihr Haar aufgesteckt und trug ein Kleid, das mehr als anständig war, ja, man könnte es als jungfräulich bezeichnen, und ihre gesamte Aufmerksamkeit galt den Briefen vor ihr. Und trotzdem überkam ihn das irrwitzige Verlangen, sie über den Schreibtisch zu ziehen, in seine Arme zu nehmen und seine Lippen auf ihre zu pressen. Lippen, die zweifellos fest und warm und nachgiebig unter seinen wären, während sie sein Ungestüm voller Enthusiasmus erwiderten und sich ihr verführerischer Leib an seinen …
    »Und das Wetter, Mr Harrington?«
    »Wie bitte?« Jäh wurde er in die Realität zurückkatapultiert, und in seinem Geiste löste sie sich widerwillig aus seiner Umarmung.
    »Das Wetter, Mr Harrington.« Sie drehte ein Blatt um und sah endlich zu ihm auf. »Ich nehme an, das stand als nächstes belangloses Thema zur Wahl.«
    »Belanglos?« Er sah sie an. Was war an dieser Frau, dass er sie gleichzeitig küssen und übers Knie legen wollte?
    Ein zartes Lächeln berührte ihre Mundwinkel, als wüsste sie genau, was er gedacht hatte. Zum Teufel mit ihr! Nun, aber dieses Spiel beherrschte er ebenfalls.
    »Einen schönen Frühlingstag wie den heutigen würde ich keinesfalls als belanglos bezeichnen, Miss Montini.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ein Frühlingstag wie jeder andere.«
    »Keineswegs. Er könnte auch bewölkt, regnerisch oder stürmisch sein. Heute hingegen scheint die Sonne, die Vögel zwitschern, und die Blumen blühen, deren Duft in einer zarten Brise schwebt.« Er lehnte eine Hüfte auf den Schreibtisch und lächelte. »Ja, Miss Montini, ›Was wäre rarer als ein Tag im Juni‹?«
    »Poesie, Mr Harrington?«, spöttelte sie. »Ich hätte Sie nicht für einen poetisch veranlagten Mann gehalten.«
    »Ich dürfte einige Züge aufweisen, die Sie nicht einmal vermuten«, erwiderte er augenzwinkernd.
    »Und einige, die ich sehr wohl vermute.« Sie lehnte sich zurück und betrachtete ihn. »Beispielsweise vermute ich, dass Sie ein Mann sind, der sich von geringfügigen Hindernissen wie Fakten nicht bremsen lässt.«
    »Und wie kommen Sie darauf?« »Zum einen«, antwortete sie mit einem überlegenen Schmunzeln, »haben wir erst Mai.«
    »Aber beeindruckt Sie das nicht?«, fragte er übertrieben ernst. »Dass ich die Monate des Jahres nach meinem Gusto verdrehe?«
    »Das taten Sie nicht. Vielmehr zitierten Sie eine Gedichtzeile in der Hoffnung, mich zu beeindrucken, weil zahlreiche Damen aufregenden, gut aussehenden Gentlemen zu Füßen fallen, die nicht bloß ihren Unterhalt mit abenteuerlichen Schatzsuchen bestreiten, sondern außerdem mit Poesie um sich werfen.«
    Er grinste. »Sie finden mich gut aussehend?«
    Sie riss die Augen weit auf, denn offenbar war es nicht ihre Absicht gewesen, das zu sagen. Noch dazu errötete sie ganz entzückend. Eilig beugte sie sich wieder über die Briefe. »Du liebe Güte, Mr Harrington«, sagte sie leise. »Ein Spiegel würde Ihnen dasselbe verraten, daher kann ich mir schwerlich vorstellen, dass es Sie überrascht.«
    »Es ist auch nicht die Bemerkung, die mich erstaunt.« Er lachte. »Die Quelle, aus der sie stammt, ist es.«
    »Hm.«
    »Ich fühle mich geschmeichelt, dass Sie so von mir denken.«
    »Tue ich nicht«, murmelte sie, ohne aufzusehen. »Ich denke überhaupt nicht an Sie.«
    »Sie denken, dass ich gut aussehe.«
    »Das war eine Feststellung, Nathanial, sonst nichts.«
    Sein Grinsen wurde breiter. »Sie halten mich außerdem für aufregend.«
    »Das habe ich nicht gesagt.« Nun blickte sie auf, wieder vollkommen gefasst. »Ich sprach ganz allgemein von Herren, die sich derselben Beschäftigung widmen wie Sie.«
    »Unsinn, Gabriella«, entgegnete er lachend. »Sie denken, dass ich gut aussehe und aufregend bin.«
    »Ganz gewiss …«
    »Wo wir schon bei

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