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Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Alexander
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scheinheiligste Mann, dem zu begegnen ich jemals das Pech hatte! Sie, Sir, sind … sind …« Florence reckte ihr Kinn. »… kein Gentleman!«
    Gabriella stieß einen stummen Schrei aus. In Florences Welt war kein Gentleman zu sein das schlimmste Scheitern von allen.
    »Und Sie«, erwiderte Mr Dennison indigniert, »sind das wohl anmaßendste und ärgerlichste weibliche Wesen, das ich bislang erlebt habe.«
    »Ich habe noch niemanden gesehen, der so … so …« Florence schüttelte ihren Regenschirm vor ihm.
    »Und ich habe noch nie gesehen …« Mr Dennison packte den Schirm, und zog ihn, da Florence ihn nicht loslassen wollte, mitsamt ihr zu sich. »Noch nie …«
    »Was, Mr Dennison?«, fragte Florence schnippisch. »Was haben Sie noch nie gesehen?«
    »Ich …« Er atmete angestrengt aus und machte die Schultern gerade. »Ich glaube, ich habe noch nie solch bemerkenswerte Augen wir Ihre gesehen, Miss Henry.«
    »Mit Schmeicheleien, Mr Dennison, gewinnen Sie meine Gunst nicht«, entgegnete Florence kühl. »Doch so seltsam es auch anmutet, dachte ich eben dasselbe über Ihre Augen.«
    Einen langen Moment sahen sie einander an, als wären sie allein in dem Raum. Die anfängliche Spannung zwischen beiden änderte sich abrupt in eine Atmosphäre von … Intimität. Was höchst unangenehm war.
    Schließlich holte Mr Dennison tief Luft und ließ den Schirm los. »Miss Henry.«
    »Mr Dennison«, sagte Florence.
    »Sie wünschen gewiss, Miss Montini unter vier Augen zu sprechen, also ziehe ich mich zurück.« Nach einer winzigen Pause ergänzte er. »Leider.«
    »Das ist zu gütig, Mr Dennison.« Die Andeutung eines Lächelns zeigte sich auf Florences Gesicht, dabei war Gabriella sich nicht sicher, ob sie Florence schon je lächeln gesehen hatte. »Und ohne Frage bedauerlich.«
    Gütiger Gott, Florence kokettierte!
    Mr Dennison wurde rot.
    »Ich bräuchte jemanden, der mich nach meiner Unterhaltung mit Miss Montini zu meiner Kutsche begleitet. Wenn Sie also so gut wären, in einigen Minuten wiederzukommen.«
    »Es wäre mir eine Ehre.« Mr Dennison verneigte sich und ging aus der Bibliothek. Andrews, der sichtlich Mühe hatte, ein Schmunzeln zu unterdrücken, folgte ihm.
    Gabriella starrte Florence entgeistert an. »Was zum Himmel war das eben?«
    »Ich bin mir nicht sicher.« Ein selbstzufriedenes Lächeln huschte über Florences Lippen. »Hast du das gesehen? Von dem Moment an, da ich durch die Tür trat, hat der Mann mit mir kokettiert.«
    »Er hat mit dir gestritten!«
    »Nenne es, wie du magst, aber er war außerordentlich bemüht.«
    »Du warst außerordentlich kokett!«
    »Ja, war ich, nicht wahr?« Florences Augen blitzten. »Ich war noch nie kokett und ganz sicher wollte ich es heute nicht sein. Ehrlich gesagt, wusste ich überhaupt nicht, wie ich es sein sollte. Doch offensichtlich wirkt eine feurige Auseinandersetzung … stimulierend auf mich.«
    »Florence!«
    »Er war recht schneidig, findest du nicht?«
    »Mr Dennison? Ich finde …« In Wahrheit schien der Gentleman, den sie Minuten zuvor noch für vollkommen durchschnittlich gehalten hatte, tatsächlich recht schneidig. »War er. Und ich glaube, er war sehr beeindruckt von dir.«
    »Ja, man stelle sich vor«, murmelte Florence.
    Gabriella sah ihre Freundin verwundert an. Enrico hatte Florence eingestellt, als Gabriella nach London zog, damit sie ihr sowohl Anstandsdame als auch Gesellschafterin war. Inzwischen lebte sie seit neun Jahren in Enricos, nun Gabriellas Londoner Stadthaus. Die gerade einmal zehn Jahre ältere Florence war für Gabriella wie eine Schwester, wie die Familie, die sie nie gehabt hatte. Doch in all ihren gemeinsamen Jahren hatte Gabriella kein einziges Mal erlebt, dass zwischen Florence und einem Herrn die Funken flogen.
    »Es beweist lediglich, dass Mr Dennison einen ausnehmend guten Geschmack hat«, sagte Gabriella.
    »Meine liebe Gabriella.« Florence betrachtete sie prüfend. »Deine Schmeichelei verfängt bei mir ebenso wenig wie die von Mr Dennison.«
    »Ich dachte, sie hätte ziemliche Wirkung gehabt.«
    »Was dir nicht helfen wird.« Florence setzte sich in einen der Lehnstühle vor dem Schreibtisch. »In deiner Nachricht schriebst du, dass du bei einer Freundin deiner Mutter bleiben würdest.«
    Gabriella nickte. »Lady Wyldewood kannte meine Mutter.«
    »Wusstest du davon, als du versuchtest, in ihr Haus einzubrechen?«
    »Ja.« Gabriella sank auf den anderen Stuhl.
    »Ich kann deine Vorgehensweise nicht gutheißen.

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