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Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Alexander
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bemerkte, der sie ansah.
    »Es ist ein Familienname, Sir.«
    »Aha.« Nathanial nickte, und Xerxes verließ die Bibliothek. »Kennen Sie ihn?«
    »Nein«, antwortete sie knapp. »Er erinnert mich an jemanden, jedenfalls die Art, wie er sich verhält.« Sie lächelte reumütig. »Ich scheine heute ein wenig reizbar zu sein.«
    »Was nicht verwunderlich ist.« Er blickte auf den Umschlag in ihrer Hand. »Wollen Sie den Brief nicht lesen?«
    »Doch, natürlich.« Gabriella öffnete ihn und überflog die Zeilen. »Er ist von meiner Freundin, Miss Henry.«
    »War sie nicht eben erst hier?«
    »Offenbar gab es ein paar Dinge, die sie zu erwähnen vergaß.« Unter anderem, dass sie oder Xerxes den Diener John bestachen, ein wenig Ferien zu machen, damit Xerxes seine Stelle einnehmen konnte. Das dürfte der Plan gewesen sein, von dem Florence gesprochen hatte.
    »Da wir nun allein sind …«
    Um ein Auge auf sie zu haben. Gabriella war wütend. Niemand in ihrem Haushalt schien zu begreifen, dass sie kein Kind mehr war.
    »Ja?«, fragte sie gedankenverloren. Andererseits war es nicht einmal so schlecht, Xerxes in erreichbarer Nähe zu wissen, sollte sie seine Hilfe brauchen.
    Nathanial räusperte sich. »Nun, da wir allein sind …«
    »Das sagten Sie bereits«, murmelte sie. Ja, sie hätte selbst auf die Idee kommen müssen. Sie faltete den Brief zusammen und sah Nathanial an. »Nun, da wir allein sind, möchten Sie mich immer noch küssen?«
    »Damit wir es hinter uns haben, meinen Sie?«
    »Nein, das meinte ich nicht.« Obgleich der Moment ein wenig von seinem Zauber verloren hatte. Das Verlangen, ihre Lippen auf seine zu pressen, war nicht mehr ganz so dringend, auch wenn es gewiss nur eines feurigen Blickes bedurfte, und sie würde sich abermals wünschen, was sie sich nie zu wünschen erträumt hätte. Dennoch war es vorbei.
    »Ich sollte …«, begann er und sah zum Schreibtisch, »mich wieder den Briefen widmen.«
    »Oh ja, unbedingt.« Vermutlich bräuchte es auch nicht viel, um Nathanials Verlangen aufs Neue zu entfachen.
    Er setzte sich wieder hinter den Schreibtisch und nahm einen Brief auf. Es war der erste, wie Gabriella feststellte. Besonders große Fortschritte hatte er noch nicht gemacht. Sie verschränkte wieder die Arme vor der Brust, lehnte sich ans Regal und beobachtete ihn.
    »Ich dachte, wir hätten bereits darüber gesprochen, dass es mich nervös macht, wenn Sie mich beobachten«, sagte er ohne aufzusehen.
    Sie verkniff sich ein Lächeln. »Dann schlage ich vor, dass Sie schnell lesen.«
    »Hm.«
    Sie sollte wohl nicht hier stehen und ihn anstarren, aber sie konnte einfach nicht anders. Der Mann war ein Rätsel, gänzlich anders, als sie erwartet hatte. Er war nett, witzig und verwegen zugleich. Darüber hinaus schien er … ehrlich zu sein. Ein Mann, dem man möglicherweise trauen durfte.
    Bisher gab es nur eine Handvoll Menschen in ihrem Leben, denen sie vertraute. Und hatte Enrico ihr nicht wieder und wieder gesagt, Männer, die nach antiken Schätzen forschten, wären allesamt skrupellos, weshalb man ihnen nicht, nein, niemals vertrauen sollte? Und doch war da etwas an Nathanial Harrington, dass sie ihm gern vertrauen wollte. Sie wollte glauben, dass er sie nie betrügen würde.
    Was hatte dieser Mann mit ihr gemacht? Sie hatte sich stets für einen grundehrlichen Menschen gehalten. Trotzdem brachte er sie vom ersten Moment an dazu, Dinge zu sagen oder zu tun, die ihr früher nicht einmal in den Sinn gekommen wären. Wie beispielsweise in der Bibliothek, als er sie ertappte und sie ihm diese lächerliche Geschichte erzählte, er hätte sie schon geküsst. Die wiederum dazu führte, dass er behauptete, sie würde ihm einen Kuss schulden, vorzugsweise im Mondschein, auch wenn Letzteres inzwischen nebensächlich geworden war. Sie verteufelte die Stimme in ihrem Hinterkopf, die sie erinnerte, dass ihr vorheriges Handeln nicht besonders ehrlich gewesen war.
    Und nun, Gott mochte ihr beistehen, wollte sie, dass er sie küsste. Sie wollte die Wärme seiner Umarmung fühlen, seinen Körper an ihrem. Sie wollte die Hitze seines Verlangens spüren, die sie bis in ihre Seele verbrannte, wollte die …
    »Interessant«, sagte er leise.
    Gabriella blinzelte erschrocken. »Ja, nun ja, das ist nicht ganz, was ich …« Ein merkwürdiges, unsicheres Lachen entfuhr ihr, während sie wieder einmal errötete. »Ich bin nicht sicher, ob interessant, wennschon zutreffend, in diesem … Ja, es ist fürwahr interessant,

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