Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)
aber … Bei ihr hingegen benahm er sich fortwährend wie der letzte Trampel.
Und wieder hatte er die Gelegenheit versäumt, ihr zu sagen, dass es nicht von Bedeutung war. Am liebsten wäre er mit dem Kopf gegen die Wand gelaufen, aber stattdessen eilte er ihr nach.
Plötzlich begriff er, und er blieb abrupt stehen. Sie musste es ihm nicht sagen, und doch hatte sie. Sie vertraute ihm! Ihr war wichtig, was er dachte! Nate grinste. Sie konnte nicht ohne ihn leben.
Gott sei Dank!
Er lief den Korridor hinunter zur Haupttreppe. Als Erstes würde er ihr sagen, dass ihn nicht kümmerte, was vor ihrer Begegnung gewesen war. Er sprang die Treppe hinauf. Was sie getan oder wer sie zu sein vorgegeben hatte, scherte ihn nicht. Oben bog er in den Flügel, in dem ihre Schlafzimmer lagen. Dann würde er ihr sagen, dass er sie liebte. Er erreichte ihr Zimmer und wollte klopfen, besann sich jedoch anders, riss die Tür auf und sagte das Erste, was ihm einfiel.
»Haben Sie ihn geliebt?«
Sie stand am Fenster und sah ihn empört an. »Was tun Sie hier? Sie dürfen nicht einfach ohne meine Erlaubnis hereinkommen. Und warum haben Sie nicht geklopft?«
Er schritt auf sie zu. »Ich möchte wissen, ob Sie ihn geliebt haben. Diesen … diesen … Jungen . Nicht dass es von Belang wäre«, fügte er rasch hinzu. »Ich möchte es nur wissen.«
»Also gut.« Sie verdrehte die Augen. »Wie gesagt, ich war ziemlich jung, und ich wusste nichts über Liebe. Ich kann nicht einmal behaupten, dass ich heute viel über sie weiß, wenn ich ehrlich bin, obwohl ich …« Sie schüttelte den Kopf. »Es war aufregend und gefährlich. So dumm es klingen mag, begriff ich nicht einmal, dass es falsch war. Aber, nein, ich war nicht in ihn verliebt. Ich war überhaupt noch nie zuvor verliebt. Es war …« Sie überlegte. »Ach, ich weiß nicht, eine erste Kostprobe, könnte man sagen, von Verlangen und Leidenschaft.«
»Eine erste Kostprobe?« Er ging näher zu ihr.
»Was tun Sie?«, fragte sie misstrauisch.
»Ich würde gern über Leidenschaft reden«, antwortete er und näherte sich ihr weiter. »Und über Verlangen.«
Angst blitzte in ihren Augen auf. »Ich habe noch nie mit jemandem darüber gesprochen, Nathanial. Nie. Ich weiß nicht, warum ich es jetzt tat.«
»Weil Sie mir vertrauen«, sagte er lächelnd.
»Ja, vermutlich, allerdings ist Vertrauen etwas sehr Zerbrechliches, das leicht zerstört werden kann.« Sie wich einen Schritt zurück. »Ich hoffe, Sie glauben nicht, die Tatsache ausnutzen zu können, dass ich …«
»Nein, das denke ich keinesfalls. So etwas würde ich niemals denken«, erwiderte er mit einem Anflug von Entrüstung und nahm sie in seine Arme, ehe sie weiter vor ihm floh. »Und es beschämt mich, dass ich Ihnen zu der Vermutung Anlass gab. Überdies glaube ich, es besteht die Möglichkeit, dass Sie mich ausnutzen.«
»Glauben Sie das?«, fragte sie verwundert. »Und doch sind es Ihre Arme, die um mich gelegt sind.«
»Günstig für Sie, nicht wahr?«
»Falls ich vorhätte, Sie zu verführen, durchaus.« Sie stemmte sich sehr halbherzig gegen ihn. »Ich wüsste jedoch nicht, was Sie auf den Gedanken bringt, dass so etwas möglich wäre.«
»Nichts«, sagte er lächelnd. »Ich hoffe lediglich.«
Sie seufzte resigniert. »Wie enervierend Sie doch sind«, murmelte sie, legte die Arme um ihn und presste ihre Lippen auf seine. Sogleich zog er sie fester an sich und küsste sie.
Sie öffnete ihren Mund, worauf sich ihre Zungen begegneten. Gabriella schmeckte genau, wie sie duftete: würzig und heiß und nach allem, was Nate liebte. Verlangen regte sich in ihm, während er den Kuss vertiefte. Und die Art, wie Gabriella ihn erwiderte, verriet ihm, dass sie ihn ebenso begehrte wie er sie.
Dann jedoch entwand sie sich ihm. »Das ist ein furchtbarer Fehler, Nathanial.«
»Und doch erscheint es mir so richtig«, murmelte er und streifte ihren Hals mit den Lippen. »Wir sind füreinander geschaffen, Gabriella. Ich wüsste nicht, warum es ein Fehler wäre, aber es steht dir frei, mich aufzuklären.«
»Weil ich beginne, dich zu mögen und, ja, dir zu vertrauen und womöglich …« Sie seufzte, als er ihre Halsbeuge liebkoste. »Ich bin keine Närrin, Nathanial. Es braucht nicht mehr viel, dass ich mein Herz verliere, und du würdest es mir brechen.«
»Unsinn.« Sie schmeckte tatsächlich wie ein Sommertag. Und Nate hatte den Sommer immer schon gemocht.
»Doch, gewiss«, beteuerte sie, löste sich aus seinen Armen und ging
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