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Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Alexander
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starrte sie entgeistert an. »Was meinen Sie mit ruiniert?«
    »Sie brauchen doch hoffentlich keine Erklärung?«, fragte sie.
    Ein seltsamer Ausdruck huschte über sein Gesicht, ehe er fragte: »Wie ruiniert?«
    Sie schluckte. »Ich wusste nicht, dass es unterschiedliche Grade gibt.«
    »Selbstverständlich gibt es Grade«, sagte er räuspernd. »War es eine einmalige Indiskretion oder waren Sie …«
    »Was? Eine Hure in einem Bordell?« Wie konnte er solch eine Frage stellen? »Wer ist jetzt von Sinnen? Und überdies ist es nicht Ihre Angelegenheit!«
    »Sehr wohl ist es meine Angelegenheit! Ich möchte wissen, wie viele Männer es vor mir gab.«
    »Vor Ihnen? Es gab Sie nie und es wird Sie nie geben!«
    »Darauf würde ich an Ihrer Stelle nicht wetten.«
    »Ihre Selbstgewissheit, Nathanial …«, sie ging zur Tür und riss sie auf, »wird nur noch durch Ihre Arroganz übertroffen.« Mit diesen Worten knallte sie die Tür hinter sich zu.
    Und bereute es fast sofort.

Neunzehntes Kapitel
     
    Sie knallte ihm die Tür vor der Nase zu? Wie konnte sie es wagen? Wie konnte sie?
    Nicht dass er es nicht verdient hätte. Ihm wurde unbehaglich. Sie zu fragen, wie ruiniert sie war, dürfte nicht das Klügste gewesen sein.
    Aber er war noch nie zuvor in solch einer Lage gewesen. Nate fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. Was im Namen aller Heiligen sollte ein Mann denn zu einer Frau sagen, die er liebte, die er zu heiraten gedachte – ungeachtet der Tatsache, dass er es sich selbst bisher nicht eingestanden oder gar ihr gegenüber erwähnt hatte -, wenn ihm diese Frau sagte, sie hätte das Bett schon mit einem anderen geteilt? Man wollte doch, nein, man erwartete, der einzige Mann zu sein, der das Bett mit der Liebe seines Lebens teilte.
    Er hätte sagen sollen, dass es ihn nicht kümmerte.
    Verdammt! Hätte er nur eine Minute nachgedacht, wäre seinem Gehirn vielleicht genau das eingefallen, oder zumindest etwas sehr viel Besseres. Er hätte sagen müssen, dass es für ihn egal war, ob es hundert Männer vor ihm gegeben hatte oder nur einen. Dass es ihm gleich war, was vorher in ihrem Leben geschah, weil es keine Bedeutung mehr hatte. Er hätte sagen müssen, dass einzig das Hier und Jetzt und in alle Ewigkeit zählte.
    Ja, verflucht, das hätte er sagen müssen. Und er würde es jetzt sagen, wäre es nicht zu spät.
    Er schritt zur Tür, als sie auch schon nach innen aufschwang.
    Gabriella kam in die Bibliothek, schloss die Tür hinter sich und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. »Ich bin es nicht gewöhnt, feige davonzulaufen. Und ich stelle fest, dass es mir nicht zusagt«, erklärte sie mit einem Ausdruck der Entschlossenheit. »Als ich fünfzehn war, begegnete ich einem Jungen, der nicht viel älter war als ich und der mich, in Ermangelung eines treffenderen Ausdrucks, verführte. Ich war jung und dumm. Und das, Nathanial, ist der Grad meines Ruiniertseins.«
    Nate überflutete eine Welle von Erleichterung … und Schuld. »Sie hätten es mir nicht erzählen müssen.«
    »Ich weiß.«
    »Warum taten Sie es?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Vermutlich wollte ich nicht, dass Sie noch schlechter von mir denken, als ich es ohnedies schon tue. Also … nun sind Sie an der Reihe.«
    »An der Reihe womit?«
    »Ich hatte eine Menge Vermutungen über Ihren Charakter, selbst bevor ich Ihnen erstmals begegnete, und ich gebe zu, dass die meisten sich als falsch erwiesen. Dessen ungeachtet bin ich ziemlich sicher, dass auch Sie nicht mehr unschuldig sind.«
    Er hielt den Atem an. »Gabriella!«
    »Ich möchte lediglich wissen, welcher ›Grad‹ angesetzt wird, wenn es um Ihren eigenen Status des ›Gefallenen‹ geht.«
    Er plusterte sich auf. »Männer fallen nicht.«
    »Ich weiß, Nathanial.« Sie seufzte. »Und ich empfinde dies als überaus jammernswert. Ist es nicht ein weiteres Exempel dafür, wie ungerecht diese Welt ist?« Sie sah zu ihm. »Ich ziehe mich jetzt auf mein Zimmer zurück. Es gibt einiges, worüber ich nachdenken sollte, wie beispielsweise die Frage …« Sie wies nach links. »… was Lord Rathbournes Angebot für mich verheißt … und über Sie.« Sie nickte, drehte sich um und verließ die Bibliothek.
    Er blickte ihr nach. Sie hätte ihm nicht von ihrer Vergangenheit erzählen müssen, und wäre er nicht ein solcher Idiot gewesen, hätte sie sich auch nicht dazu genötigt gefühlt. Bisher hatte er sich für recht erfolgreich bei den Damen gehalten. Wohl nicht so erfolgreich, wie Gabriella meinte,

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