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Pfand der Leidenschaft

Titel: Pfand der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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offensichtlicher Erleichterung auf, als Amelia eintrat.

    »Ich wollte schon den ganzen Tag mit dir sprechen.« Win zog die Beine an, und Amelia setzte sich neben sie. »Du hast so zerstreut gewirkt, nachdem du von Ramsay House zurückgekommen bist. Lag es daran, das Haus in diesem Zustand wiederzusehen? Hat es dich traurig gemacht? Oder war es Mr. Dashiell? Hat er dir etwa Avancen gemacht?«
    »Gütiger Himmel!«, rief Amelia und lachte dann verwundert. »Wie kommst du auf den Gedanken, dass er mir Avancen gemacht haben könnte?«
    Lächelnd zuckte Win mit den Achseln. »Er war sehr von dir eingenommen.«
    »Pah!«
    Wins Lächeln wurde breiter, bis sie wieder ganz die Alte zu sein schien, verschmitzt und lebensfroh, genau wie damals, vor dem Scharlachfieber. »Du sagst nur ›Pah!‹, weil du Mr. Rohan am Gängelband hast.«
    Amelia riss die Augen weit auf, und sie sah sich hastig um, als fürchtete sie, jemand könnte sie belauschen. »Sei still, Win! Ich habe niemanden am Gängelband. Welch ein hässlicher Ausdruck! Ich kann einfach nicht glauben …«
    »Blick der Wahrheit ins Auge«, sagte Win und genoss das Unbehagen ihrer Schwester. »Du bist zu einer Femme fatale geworden.«
    Amelia rollte mit den Augen. »Wenn du weiter Späße auf meine Kosten machst, werde ich dir nicht erzählen, was während meines Besuchs in Ramsay House geschehen ist.«
    »Was? Oh, du musst mir alles erzählen, Amelia! Ich bin vor Langeweile beinahe gestorben.«
    Amelia gelang es nur mühsam, beiläufig über das Ereignis zu sprechen. Sie schluckte hart. »Ich komme
mir wie eine Geisteskranke vor. Aber … als ich mit Mr. Dashiell im Garten einen Spaziergang gemacht habe und zum Haus blickte, sah ich ein Gesicht in einem der oberen Fenster.«
    »Jemand war im Haus?«, fragte Win in einem kaum vernehmbaren Flüsterton und nahm Amelias eiskalte Finger in ihre.
    »Nicht nur irgendein Mensch. Es war … es war Laura.«
    »Oh!« Das Wort war nicht mehr als ein gehauchtes Säuseln.
    »Ich weiß, es ist unmöglich …«
    »Nein, das ist es nicht. Erinnere dich doch, ich habe ihr Gesicht ebenfalls in der magischen Laterne gesehen, am Abend des Feuers. Und …« Win zögerte, und ihre schlanken weißen Finger strichen über Amelias Handrücken. »Da ich dem Tod schon einmal so nahe gekommen bin, bin ich überzeugt, dass solche Geistererscheinungen real sein können.«
    Es folgte eine kalte, angespannte Stille. Amelia versuchte, vernünftig zu sein, den unmöglich scheinenden Dingen einen Sinn abzugewinnen. Die Worte kamen ihr nur schwer über die Lippen. »Dann denkst du, Laura sucht Leo heim?«
    »Wenn sie es tut«, flüsterte Win, »tut sie es aus Liebe.«
    »Ich glaube, die Sache bringt ihn noch um den Verstand.« Als Win nicht widersprach, fuhr Amelia verzweifelt fort: »Was können wir dagegen tun?«
    »Nichts. Leo ist der Einzige, der dem Spuk Einhalt gebieten könnte.«
    Verärgert schob Amelia die Hand ihrer Schwester weg. »Verzeih mir, aber das kann ich nicht akzeptieren. Wir müssen irgendetwas tun!«

    »Dann tu etwas«, erwiderte Win kühl, »wenn du das Risiko eingehen willst, ihm den Todesstoß zu versetzen.«
    Amelia sprang vom Sofa auf und funkelte sie an. Was in Gottes Namen erwartete Win von ihr? Dass sie untätig danebenstand, während Leo sich selbst zerstörte?
    Müdigkeit gesellte sich zu ihrer brennenden Wut. Amelia hatte genug von allem, einfach allem, wollte nicht mehr ständig nachdenken, sich Sorgen machen und Ängste ausstehen müssen, während ihre Familie ihr nichts weiter entgegenbrachte als empörende Undankbarkeit.
    »Zur Hölle mit dieser Familie«, sagte sie heiser und verließ das Zimmer, bevor noch schroffere Worte fallen konnten.
    Amelia verzichtete auf das Abendessen, ging geradewegs in ihr Schlafgemach und legte sich vollständig bekleidet ins Bett. Sie starrte zur Decke empor, bis sich das Zimmer allmählich in Dunkelheit hüllte, die Sonne unterging, die Luft abkühlte. Da schloss sie die Augen, und als Amelia sie wieder aufschlug, war das Zimmer mit undurchdringlicher Schwärze angefüllt. Auf einmal bemerkte sie eine Bewegung, gleich neben sich, und streckte erschrocken die Hand aus. Sie ertastete warme Haut, einen muskulösen, leicht behaarten Arm, ein starkes Handgelenk. »Cam«, flüsterte sie. Erleichtert spürte sie den glatten Goldring an seinem Daumen.
    Cam sagte kein Wort, sondern zog Amelia langsam aus, ein Kleidungsstück nach dem anderen, während sie seine liebevollen Berührungen in

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