Pfand der Leidenschaft
Verwalter arbeitete für eine Gesellschaft in Portsmouth,
die schon seit vielen Jahren das Anwesen betreute. Sobald sie die Nachricht vom Feuer erreicht hatte, war Pym entsandt worden, um sich ein Bild von der Lage zu machen und das Ausmaß der Schäden zu ermitteln. In kürzester Zeit mussten unzählige Entscheidungen getroffen werden, was die Mietforderungen, Reparaturen und den Vertrag mit John Dashiell betrafen, um die wenigen Pächter auf dem Anwesen zu halten und weitere anzuziehen, da das Einkommen der Hathaways unbedingt erhöht werden musste.
Wobei all diese Fragen natürlich davon abhingen, wie lange Leo am Leben blieb.
Da das Treffen mit Mr. Pym in den Aufgabenbereich des derzeitigen Lord Ramsay fiel, redete Cam so lange auf Leo ein, bis er zustimmte, dem Gespräch beizuwohnen. Nicht weil Leo irgendetwas Sinnvolles beizusteuern hätte, sondern lediglich als symbolische Geste.
»Wenn ich mich zu Tode langweilen muss mit all den Gadjo -Angelegenheiten«, hatte Cam Amelia erklärt, »sehe ich keinen Grund, warum Leo diese Tortur erspart bleiben sollte.« Anschließend hatte er sie mit prüfendem Blick gemustert und jede Einzelheit ihres grünen Baumwollkleides und dem mit Pelz verbrämten schwarzen Umhang in sich aufgenommen. »Ich sollte dich nicht mit Dashiell und Barksby gehen lassen«, sagte er. »Du bist die einzige Frau. Der Gedanke gefällt mir ganz und gar nicht.«
»Oh, du musst dir keine Sorgen machen. Sie sind beide Gentlemen, und ich bin …«
»In festen Händen«, unterbrach er sie leise. »In meinen.«
Ihr Herz klopfte eine Spur schneller. »Ja, das weiß ich«, gestand sie, ohne ihn anzusehen.
Dieses kleine Zugeständnis schien ihn zu freuen. Er stieß die Tür mit dem Fuß zu und glitt mit zudringlichen Händen unter ihren eleganten Umhang. Dann küsste er sie mit einer Leidenschaft, als wollte er Amelia verzehren. Brennende Küsse, harte Küsse, sanft lockende Küsse, die Leuchtfeuer entzündeten, den Himmel erhellten und die Sterne am Firmament zum Funkeln brachten.
Als Cam schließlich von Amelia abließ und sie zur Tür schob, hauchte er ihr noch zwei Worte ins scharlachrote Ohr, bevor sie wie benommen aus dem Zimmer floh. Die Worte trafen sie bis ins Mark.
»Heute Nacht.«
Während Amelia um das zerstörte Ramsay House schritt, unterhielt sie sich angeregt mit John Dashiell, fragte ihn über seine früheren Arbeiten aus, seine Zukunftspläne und wollte neugierig wissen, ob es schwierig sei, mit seinem eigenen Bruder zusammenzuarbeiten.
»Wir geraten leider häufig in Streit«, erwiderte Dashiell und blinzelte in die Nachmittagssonne. Dann erhellte ein spitzbübisches Grinsen sein Gesicht. »Wir hassen beide Kompromisse. Ich werfe ihm vor, engstirnig zu sein, und er beschuldigt mich der Arroganz. Und meistens haben wir auch noch beide Recht.«
Amelia lachte. »Aber Eurer Arbeit tut das keinen Abbruch.«
»Ja, letztlich sehen wir uns durch die Notwendigkeit, Rechnungen zu begleichen, zu einem Kompromiss
gezwungen. Hier, nehmt meinen Arm. Der Boden ist uneben.«
Sein Arm war kräftig und beschützend unter ihrer behandschuhten Hand. Obwohl Amelia den Baumeister noch nicht lange kannte, war eine Art von Vertrautheit zwischen ihnen gewachsen. »Ich bin sehr froh, dass Ihr nach Hampshire gekommen seid, Mr. Dashiell. Ich kann Euch versichern, dass Lord Ramsay Eure Bemühungen sehr zu schätzen weiß.«
»Wirklich?«
»O ja. Er würde es Euch persönlich sagen, hätte er in letzter Zeit nicht so viel durchgemacht.«
»Ich bin ihm früher schon einmal begegnet«, sagte Dashiell. »Vor zwei Jahren, als er noch bei Rowland Temple angestellt war. Auch wenn sich Euer Bruder an das Treffen nicht zu erinnern scheint. Sein Talent hat mich damals sehr beeindruckt – er steckte voller Ideen und machte einen angenehmen Eindruck auf mich.«
Amelia senkte den Blick. »Er hat sich seit damals wohl sehr verändert.«
»Er scheint ein vollkommen anderer Mensch zu sein.«
»Er ist noch nicht über den Tod seiner Verlobten hinweg.« Amelias Stimme senkte sich zu einem Flüstern, als sie Dashiell gestand: »Und manchmal fürchte ich, dass ihm das nie gelingen wird.«
Dashiell blieb abrupt stehen, drehte sich zur Seite und sah Amelia an. Mitleid flackerte in seinen Augen. »Ach. Das ist leider der Preis der Liebe – der Schmerz, den man bei ihrem Verlust erleidet. Ich bin nicht überzeugt, ob es das wert ist. Wenn man schon lieben muss, sollte man es in Maßen tun.«
Das klang
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