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Pfand der Leidenschaft

Titel: Pfand der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Fremdwörter für unser Haus«, beschwerte sich Poppy mürrisch. »O Amelia, warum muss unsere Familie so sonderbar sein?«
    »Wir sind nicht sonderbar.«
    Poppy machte eine wegwerfende Handbewegung. »Sonderbare Menschen halten sich nie für sonderbar.«

    »Ich bin ganz normal.«
    »Dass ich nicht lache!«
    Amelia warf ihr einen überraschten Blick zu. »Was in Gottes Namen willst du damit sagen?«
    »Du versuchst, alle Probleme allein zu lösen. Und du vertraust niemandem außerhalb der Familie. Du bist wie ein Stachelschwein. Niemand kommt an deinen scharfen Stacheln vorbei.«
    »Nun, das ist mal ein nettes Kompliment«, empörte sich Amelia. »Mit einem riesigen pieksenden Nagetier verglichen zu werden, obwohl ich doch nur das Beste für euch alle will und mein Leben dem Wohl meiner Familie widme …«
    »Niemand hat dich darum gebeten.«
    »Aber jemand muss es tun! Ich bin die älteste Hathaway.«
    »Leo ist der älteste.«
    »Ich bin die älteste nüchterne Hathaway.«
    »Das bedeutet trotzdem nicht, dass du für uns die Märtyrerin spielen musst.«
    »Ich bin keine Märtyrerin, ich fühle mich lediglich für euch verantwortlich. Und du bist undankbar!«
    »Ziehst du Dankbarkeit einem Ehemann vor? Denn wenn ich ehrlich bin, würde ich den Ehemann wählen.«
    »Ich will keinen Ehemann.«
    Den ganzen Weg nach Stony Cross Manor lagen sich die Schwestern in den Haaren, und bei ihrer Ankunft waren beide aufgebracht und gereizt. Doch sobald ein Lakai herbeieilte, um ihnen beim Aussteigen zu helfen, setzten sie ein künstliches Lächeln auf, hakten sich gespielt freundschaftlich ein und schritten munter zur Haustür.

    Sie warteten in der Eingangshalle, bis der Butler ihr Kommen gemeldet hatte. Zu Amelias grenzenloser Erleichterung führte er sie kurze Zeit später zum Salon und erklärte, dass Lady Westcliff in Bälde käme.
    Als sie sich neugierig in dem lichtdurchfluteten Salon umschauten, mit seinen Vasen voller frisch gepflückter Blumen, den mit hellblauer Seide bezogenen Polstermöbeln und den fröhlich flackernden Flammen in dem weißen Marmorkamin, rief Poppy entzückt: »Oh, hier ist alles so schön, und es riecht wunderbar, und sieh nur, wie die Fenster funkeln!«
    Amelia schwieg, aber sie kam nicht umhin, ihrer jüngeren Schwester zuzustimmen. Beim Anblick dieses makellos sauberen Salons, dem genauen Gegenteil vom staubigen und schmutzigen Ramsay House, stieg ein Gefühl der Schuld und Verdrossenheit in ihr auf.
    »Lass deine Haube auf«, belehrte sie Poppy, die an ihrer Schleife nestelte. »Während eines formellen Besuchs nimmt man sie nicht ab.«
    »Nur in der Stadt«, widersprach ihr Poppy. »Auf dem Land wird die Etikette nicht so strikt eingehalten. Und ich kann mir kaum vorstellen, dass es Lady Westcliff stören würde.«
    Eine Frauenstimme erscholl vom Türrahmen. »Was würde mich nicht stören?« Es war Lady Westcliff, die ein elegantes rosafarbenes Kleid trug. Ihr dunkles Haar war am Hinterkopf festgesteckt, und ein paar schimmernde Locken fielen ihr in den Nacken. Ihr Lächeln war spitzbübisch und gleichzeitig voller Wärme. Sie stand händchenhaltend mit einem dunkelhaarigen Kleinkind in einem blauen Kleid da, eine Miniaturausgabe ihrer selbst, mit großen, runden Augen, die in der Farbe von Lebkuchen leuchteten.

    »Mylady …« Amelia und Poppy verbeugten sich. »Lady Westcliff«, begann Amelia und entschied, ehrlich zu sein. »Wir haben uns gerade darüber unterhalten, ob wir unsere Hauben absetzen sollen oder nicht.«
    »Gütiger Himmel, kümmert Euch nicht um die Etikette«, erwiderte Lady Westcliff und betrat mit ihrem Kind den Salon. »Fort mit den Hauben, ich bitte darum. Und nennt mich Lillian. Das hier ist meine Tochter Merritt. Wir spielen für gewöhnlich vor ihrem Mittagsschläfchen ein wenig zusammen.«
    »Ich hoffe nur, wir stören nicht …«, entschuldigte sich Poppy.
    »Überhaupt nicht. Wenn Ihr Euch im Gegenzug nicht daran stört, dass wir während Eures Besuchs herumtollen, bin ich überaus froh, Euch hier willkommen zu heißen. Der Tee wird gleich serviert.«
    Schon nach kurzer Zeit plauderten sie alle ungezwungen miteinander. Merritt verlor rasch jegliche Scheu und zeigte dem Besuch ihre Lieblingspuppe namens Annie sowie eine Handvoll Kieselsteine und Blätter aus ihrer Tasche. Lady Westcliff – Lillian – war eine unverhohlen liebevolle und verspielte Mutter, die keinerlei Hemmungen hatte, sich auf den Fußboden zu knien und unter dem Tisch nach heruntergefallenen

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