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Pfand der Leidenschaft

Titel: Pfand der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Hampshires.
    Die Männer ließen sich um einen Tisch nieder. Cam, dem der Geschmack von Tabak nicht zusagte, lehnte mit einer verächtlichen Handbewegung ab, als St. Vincent ihm eine Zigarre anbot.
    Unter Westcliffs neugierigem Blick besprachen Cam und St. Vincent ausgiebig die Fortschritte bei der Renovierung des Clubs. Da Cam keinen Grund sah, noch länger um den heißen Brei herumzureden, teilte er St. Vincent unverblümt seine Entscheidung mit, den Club zu verlassen, sobald die Arbeiten dort beendet sein würden.
    »Du willst weg?«, fragte Vincent bestürzt. »Für wie lange?«
    »Im Grunde für immer.«
    Als St. Vincent die Neuigkeit verarbeitet hatte, verengten sich seine blassblauen Augen zu schmalen Schlitzen. »Und womit willst du dein Geld verdienen?«
    Cam zuckte mit den Schultern. »Ich besitze bereits mehr Geld, als irgendjemand in einem Menschenleben ausgeben könnte.«
    Der Viscount rollte mit den Augen. »Jeder, der eine
solche Behauptung aufstellt, kennt offenbar nicht die richtigen Geschäfte in London.« Er seufzte kurz. »Also schön. Wenn ich dich richtig verstehe, beabsichtigst du, der Zivilisation den Rücken zuzukehren und wie ein Wilder zu leben?«
    »Nein, ich beabsichtige, wie ein Roma zu leben. Da gibt es einen feinen Unterschied.«
    »Rohan, du bist ein wohlhabender Junggeselle, dem alle Möglichkeiten des modernen Lebens offenstehen. Wenn du dich langweilen solltest, dann tu doch das, was jeder andere Mann in deiner Situation tun würde.«
    Cam hob die Augenbrauen. »Und das wäre …?«
    »Spiel um Geld! Betrink dich! Kauf ein Pferd! Leg dir eine Mätresse zu! Um Himmels willen, streng deinen Kopf an! Siehst du denn keinen anderen Weg, als dein Leben wegzuwerfen und wie ein Barbar zu hausen? Wobei du mich gleichzeitig in große Bedrängnis bringst. Wie zum Teufel soll ich dich nur jemals ersetzen?«
    »Jeder ist ersetzbar.«
    »Nicht du. Kein anderer Mann in London wäre fähig, deine Arbeit zu vollbringen. Du bist ein wandelndes Kassenbuch, hast Augen am Hinterkopf, das Taktgefühl eines Diplomaten, den Verstand eines Bankiers, die Faust eines Boxers und kannst einen Kampf im Bruchteil einer Sekunde für dich entscheiden. Ich müsste mindestens ein halbes Dutzend Männer einstellen, damit dein Aufgabenfeld abgedeckt ist.«
    »Ich habe nicht den Verstand eines Bankiers«, empörte sich Cam.
    »Nach all deinen Anlageerfolgen kannst du nicht leugnen …«

    »Das war doch immer reiner Zufall!« Cams Miene verfinsterte sich. »Mein Glücksfluch.«
    Zufrieden mit dem Erfolg, Cams stoische Gelassenheit ins Wanken gebracht zu haben, zog St. Vincent an seiner Zigarre, blies einen eleganten Rauchkringel in die Luft und warf Westcliff einen raschen Blick zu. »Sag etwas«, bat er seinen alten Freund. »Du kannst seine Entscheidung ebenso wenig gutheißen wie ich.«
    »Es steht keinem von uns beiden zu, seine Entscheidung anzuzweifeln.«
    »Vielen Dank«, murmelte Cam.
    »Dennoch«, fuhr Westcliff fort, »muss ich dich inständig bitten, dass du deinen Entschluss noch einmal gründlich überdenkst. Obwohl die eine Hälfte von dir ein freiheitsliebender Zigeuner ist, bleibt die andere Hälfte irisch – ein Volk, das nichts mehr liebt als seinen Grund und Boden. Weshalb ich stark bezweifle, dass dich das Zigeunerleben so erfüllen wird, wie du es dir jetzt vorstellst.«
    Das Argument traf Cam mitten ins Herz. Er hatte seine Gadjo -Hälfte stets zu verleugnen versucht, hatte sie wie einen überflüssigen Ballast mit sich herumgetragen, dessen er sich am liebsten entledigt hätte, er hatte jedoch nie den passenden Zeitpunkt dafür gefunden.
    »Wenn du damit sagen willst, dass ich verdammt bin, egal was ich mache«, sagte Cam angespannt, »dann bin ich lieber in Freiheit unglücklich.«
    »Jeder intelligente Mann gibt letztlich seine Freiheit auf«, erwiderte St. Vincent. »Das Junggesellendasein bietet ein viel zu einfaches Leben, weshalb man seiner schon bald überdrüssig wird. Die einzige
echte Herausforderung im Leben stellt die Ehe dar.«
    Ehe. Verantwortung. Ehrbarkeit. Cam betrachtete seine Freunde mit einem misstrauischen Lächeln und dachte im Stillen, dass sie zwei Vögeln glichen, die sich mit aller Gewalt einreden wollten, wie angenehm ihr Käfig war. Aber keine Frau war es wert, dass ihm die Flügel gestutzt wurden.
    »Ich reise morgen nach London ab«, verkündete er. »Und bleibe bis zur Wiedereröffnung im Club. Danach werde ich verschwinden.«
    St. Vincents kluger Verstand

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