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Pfand der Leidenschaft

Titel: Pfand der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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betrachtete das Problem aus einer anderen Perspektive. »Cam … du führst seit vielen Jahren ein mehr oder weniger zivilisiertes Leben, und dennoch ist es auf einmal unerträglich geworden. Warum?«
    Cam schwieg. Die Wahrheit gestand er sich selbst nicht gerne ein, geschweige denn anderen.
    »Es muss doch einen Grund geben, warum du uns so überstürzt verlassen willst«, beharrte St. Vincent.
    »Vielleicht liege ich völlig falsch«, wagte Westcliff sein Glück, »aber ich vermute, dass es irgendetwas mit Miss Hathaway zu tun hat.«
    Cam warf ihm einen vernichtenden Blick zu.
    St. Vincent sah überrascht von Cams versteinertem Gesicht zu Westcliff. »Du hast mir verschwiegen, dass eine Frau im Spiel ist.«
    Cam stand so hastig auf, dass sein Stuhl beinahe nach hinten gekippt wäre. »Sie hat nichts mit meiner Entscheidung zu tun.«
    »Wer zum Teufel ist Miss Hathaway?« St. Vincent hasste es, wenn ihm Klatschgeschichten vorenthalten wurden.

    »Eine von Lord Ramsays Schwestern«, entgegnete Westcliff. »Sie wohnen gleich nebenan.«
    »Also schön«, sagte St. Vincent. »Sie muss ein Prachtstück sein, wenn sie eine solche Reaktion bei dir hervorruft, Cam. Erzähl mir von ihr. Ist sie blond? Dunkelhaarig? Gut gebaut?«
    Weiterhin zu schweigen oder ihre Anziehungskraft zu leugnen, hätte nur das gesamte Ausmaß seiner Schwäche bewiesen. Cam nahm wieder Platz und schlug einen ungezwungenen Ton an. »Braunhaarig. Hübsch. Und … mit sonderbaren Marotten.«
    »Marotten.« St. Vincents Augen blitzten vor Vergnügen. »Wie reizend! Fahr fort.«
    »Sie liest mittelalterliche Philosophen. Und fürchtet sich vor Bienen. Sobald sie nervös wird, klopft sie mit dem Fuß auf den Boden.« Da gab es noch viele andere, persönlichere Dinge, die er in dieser Runde nicht preisgeben wollte … die schwanengleiche Blässe ihres Halses und ihrer Brust, das Gewicht ihres seidigen Haares in seiner Hand, die Art, wie Stärke und Verwundbarkeit in ihr verwoben waren, wie zwei unterschiedliche Garne, die zusammen verarbeitet wurden. Ganz zu schweigen von ihrem sinnlichen Körper, der regelrecht zur Sünde einlud.
    Cam wollte nicht an Amelia denken. Denn jedes Mal, wenn er es tat, wurde er von einem Gefühl überwältigt, das er nicht einordnen konnte, einem stechenden Schmerz, so quälend wie Hunger. Und dieses Gefühl schien keine andere Bestimmung zu verfolgen, als ihm nachts den Schlaf zu rauben. Es gab keinen Millimeter an Amelia Hathaway, der ihn nicht magisch anzog, und das war ein Problem, das so weit über seinen Erfahrungshorizont hinausging,
dass er nicht einmal wusste, wie er es hätte in Worte fassen können.
    Wenn er sie sich doch einfach nur nehmen und sein unerträgliches Verlangen stillen könnte … Aber würde er einmal mit ihr schlafen, wer versicherte ihm, dass er sie anschließend nicht noch mehr begehrte. In der Mathematik konnte man eine endliche Zahl unendlich oft teilen, und obwohl der Divisor immer gleich blieb, ging die Zahl nach dem Komma ewig weiter – was in der Arithmetik potenzielle Unendlichkeit genannt wurde. Es war das erste Mal, dass sich Cam dieses Konzept in der Gestalt einer Frau offenbarte.
    Als er die vielsagenden Blicke bemerkte, die Westcliff und St. Vincent austauschten, fauchte er verstimmt: »Wenn ihr denkt, dass meine Pläne nichts weiter als eine kindische Reaktion auf Miss Hathaway sind, seid ihr auf dem Holzweg. Ich mache mir schon seit geraumer Zeit über diesen Schritt Gedanken. Ich bin kein einfältiger Narr. Und ebenso wenig kann man mir Unerfahrenheit mit Frauen vorwerfen.«
    »Das nun beim besten Willen nicht«, erwiderte St. Vincent trocken. »Aber bei deiner Jagd auf Frauen – oder soll ich lieber sagen, ihrer Jagd auf dich – waren sie für dich immer austauschbar. Bis jetzt. Aber wenn du so von dieser Hathaway angetan bist, denkst du nicht, dass das etwas zu bedeuten hat?«
    »Gütiger Himmel, nein! Und außerdem würde es sowieso nur zu einem Entschluss führen.«
    »Einer Heirat«, sagte der Viscount, und es war keine Frage.
    »Ja. Und das ist unmöglich.«
    »Warum?«
    Der Umstand, dass sie über Amelia Hathaway
sprachen und das Wort ›Heirat‹ in diesem Zusammenhang fiel, ließ Cam vor Unbehagen erbleichen. »Ich bin nicht der Mann, der heiratet …«
    St. Vincent schnaubte verächtlich. »Das ist kein Mann. Die Hochzeit ist eine Erfindung der Frauen.«
    »… aber selbst, wenn ich nicht abgeneigt wäre«, fuhr Cam fort. »Ich bin ein Roma. Dieses Leben könnte ich ihr

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