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Pfand der Leidenschaft

Titel: Pfand der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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nicht antun.«
    Es war unnötig, seine Worte weiter auszuführen. Anständige Gadjis heirateten keine Zigeuner. Er hatte Roma-Blut in sich, und selbst wenn Amelia keine Bedenken hatte, würden sich die Vorurteile, die Cam tagtäglich begegneten, auf seine Frau und Kinder ausweiten. Und wenn das nicht schlimm genug war, so würde sein eigenes Volk der Ehe noch missbilligender gegenüberstehen. Gadje Gadjensa , Rom Romensa … Gadjos mit Gadjos , Roma mit Roma.
    »Es könnte doch sein, dass deine Herkunft sie nicht interessiert?«, fragte Westcliff leise.
    »Das ist nicht der Punkt. Es geht darum, wie andere Menschen sie behandeln würden.« Als er sah, dass der ältere Mann Einspruch erheben wollte, murmelte Cam: »Ganz ehrlich, würde einer von euch beiden wollen, dass eure Töchter einen Zigeuner heiraten?« Angesichts des unbehaglichen Schweigens lächelte Cam freudlos.
    Nach einem kurzen Moment drückte der Earl seine Zigarre nachdenklich, aber bestimmt aus. »Anscheinend steht dein Entschluss fest. Eine weitere Diskussion ist also sinnlos.«
    St. Vincent folgte Westcliffs Beispiel, zuckte ergeben mit den Schultern und setzte ein gespieltes Lächeln auf. »Wahrscheinlich sollten wir dir jetzt alles
Glück auf Erden für dein neues Leben wünschen. Obwohl es fraglich ist, ob es wahres Glück ohne den Luxus eines Badezimmers gibt.«
    Cam ließ sich von ihren bedrückten Gesichtern nicht täuschen. Er wusste, dass sich Westcliff und St. Vincent nur ungern geschlagen gaben oder ein Streitgespräch verloren. Beide würden sich auf ihre Art behaupten wollen und erst in die Knie gehen, wenn jeder andere längst aufgegeben hätte. Deshalb war Cam überzeugt, dass das letzte Wort in dieser Angelegenheit noch nicht gesprochen war.
    »Ich reise bei Morgengrauen ab«, war alles, was er sagte.
    Nichts könnte seine Meinung ändern.

Dreizehntes Kapitel
    Beatrix, deren Fantasie von der magischen Laterne beflügelt wurde, konnte die Abende kaum erwarten, um sich die Glasscheiben wieder anzusehen. Viele der Bilder waren amüsant, zeigten Tiere, die Kleidung trugen, Klavier spielten, an einem Schreibtisch saßen oder Suppe aus einem Teller löffelten.
    Ein Teil der Glasscheiben war naturgetreu und rührselig gehalten: ein Zug, der durch ein Dorf fuhr, eine einsame Winterlandschaft, Kinder beim Spielen. Der Rest zeigte exotische Tiere im Dschungel. Eines von ihnen, ein Tiger, der halbversteckt hinter Blättern hervorlugte, war besonders beeindruckend. Beatrix hatte mit der Laterne herumexperimentiert, sie näher an die Wand gerutscht, dann weiter weg, in dem Versuch, das Abbild des Tigers so scharf wie möglich einzustellen.
    Nun hatte sich Beatrix in den Kopf gesetzt, eine Geschichte zu schreiben und Poppy zu überreden, einige passende Glasplättchen zu bemalen. Und eines Tages wollten sie eine Aufführung geben, bei der Beatrix erzählte und Poppy die magische Lampe bediente.
    Während die beiden jüngsten Schwestern vor dem Kamin lagen und aufgeregt ihre Ideen besprachen, saß Amelia mit Win auf dem Sofa. Sie betrachtete Wins zarte, elegante Hände, die ein zauberhaftes Blumenmuster stickten, wobei die Nadel im Schein des
Feuers aufleuchtete, sobald sie durch den Stoff gestoßen wurde.
    Ihr Bruder fläzte auf dem Teppich neben den Mädchen, angetrunken und schläfrig, die langen Beine lustlos überkreuzt. Früher einmal war er ein zärtlicher und fürsorglicher Bruder gewesen, hatte die Mädchen mitleidvoll verarztet, wenn sie sich in die Finger geschnitten hatten, oder ihnen bei der Suche nach verschwundenen Puppen geholfen. Jetzt behandelte er seine jüngeren Schwestern mit der höflichen Gleichgültigkeit eines Fremden.
    Abwesend streckte Amelia die Arme und massierte den schmerzenden Muskel in ihrem Nacken. Sie sah zu Merripen, der zusammengesunken in der Zimmerecke saß, erschöpft von der schweren körperlichen Arbeit. Seine Augen waren in die Ferne gerichtet, und er schien ebenfalls seinen eigenen Gedanken nachzuhängen. Sein Anblick ging Amelia zu Herzen. Die seidige Haut, die schimmernde Schwärze seiner Haare erinnerten sie zu sehr an Cam Rohan.
    Amelia schien an diesem Abend nicht aufhören zu können, über ihn nachzudenken, und auch Christopher Frost spukte ihr ununterbrochen im Kopf herum. Als sie die beiden vor ihrem geistigen Auge heraufbeschwor, hätte sie sich keinen größeren Kontrast zwischen zwei Männern vorstellen können. Cam bot keine Sicherheit, keine Zukunft, nur die sinnlichen Genüsse des

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