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Pfarrers Kinder Muellers Vieh

Pfarrers Kinder Muellers Vieh

Titel: Pfarrers Kinder Muellers Vieh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei Müller
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seid ihr nicht früher gekommen. Nun fährt er wieder zurück, um euch in Dresden zu suchen. Er fürchtet, ihr seid dort in den großen Fliegerangriff hineingeraten.«
    Mutti lief ans Telephon. Und in all dem Wirrwarr und Geschrei hörte Vati auf dem Bahnhof in Hof die Durchsage, daß seine Familie in Sicherheit sei. Als die letzten Gemeindeglieder auf Lastwagen verstaut waren, hatte er sich auf sein Fahrrad geschwungen und war vorbei an den großen Trecks, an Militärkolonnen und Stauungen zu einem Bahnhof gefahren, von dem noch ein Zug nach dem Westen fuhr.
    Schon eine Woche später zogen wir in eine verwaiste Pfarrstelle. Im Pfarrhaus war ein Zimmer frei. Leute aus der Gemeinde schenkten uns Betten, warme Decken und einen Tisch. Mutti machte ihre ersten schrecklichen Kochversuche. Vati las abends aus »Ut mine Stromtid« vor. Nachts schrie die kleine Gitti, Christoph heulte, weil er das Töpfchen nicht fand, Michael schnarchte. Ich lag mit Beate in einem Bett, wir kämpften verbissen um die gemeinsame Decke. Es war eine richtige Zigeunerwirtschaft, aber ich war glücklich.
    Ein Jahr nach Kriegsende wurde meinem Vater eine größere Pfarrstelle zugewiesen, also zogen wir wieder um. Die neuen Gemeindeglieder sahen erstaunt, daß aus dem Möbelwagen eigentlich nur Kinder und Betten hervorquollen. »Mensch ist das ein armer Pfarrer«, sagte jemand hinter mir, »nichts als Kruscht.«
    Die Möbelpacker schimpften über die uralten Schränke, die auseinanderzufallen drohten, wenn man sie bloß ansah. Gewaltige Prachtstücke waren dabei, Kommoden mit geschwungenem Aufsatz, Tische, in denen der Holzwurm tickte, alles Geschenke der lieben Verwandtschaft für die armen Flüchtlinge.
    Die Jugend des Ortes war vor dem Pfarrhaus versammelt. Sie sah das armselige Mobiliar, und wie die Familie jeden wurmstichigen Stuhl mit Vorsicht in das Haus trug. Da haben wir doch noch schönere Sachen zu Hause auf dem Dachboden, dachten sie bei sich, und schon ließen sie dem Gedanken die Tat folgen. Sie durchforsteten die heimatlichen Abstellräume, fanden hier ein Nachttischchen und dort einen Korbsessel. Als der Möbelwagen leer, das große Haus aber keineswegs voll war, kamen die Kinder mit ihren Schätzen. Sie strahlten, und stellten die Möbel gleich dahin, wo sie nach ihrer Meinung besonders schön wirkten.
    »Ja, darfst du das denn?« fragte ich einen kleinen Jungen, der eine spanische Wand anschleppte. »Ich meine, hast du auch gefragt, ob deine Mutter das erlaubt?«
    »Die isch froh, wenn sie den Kruscht los isch«, sagte der Kleine.
    Jemand tippte mir auf die Schulter. »Darf ich die Dame in aller Liebe daran erinnern, daß hier umgezogen wird und daß es einiges zu schaffen gibt?« Manfreds Stimme klang ärgerlich. »Menschenskind, da stehst du und träumst...« Es hatte aufgehört zu regnen. Die Möbelpacker erhoben sich stöhnend, gingen die Treppe hinunter, scheuchten die Kinder beiseite und warfen einen geringschätzigen Blick in den kleinen Möbelwagen.
    »Das bißchen Zeug haben wir gleich im Haus«, sagten sie. Es waren nur die Küchenmöbel, ein Klavier und mein Jungmädchenzimmer. Wohn-Schlaf- und Studierzimmermöbel sollten von einem Schreiner direkt geliefert werden. Wir hatten vorher einen genauen Zeitplan aufgestellt, damit es kein Durcheinander gäbe. Vormittags der Möbelwagen, nachmittags der Schreiner, so hatten wir uns das vorgestellt. Aber als die Packer endlich zur Tat schritten, rückte auch der Schreiner mit seinen Gesellen an. Er war voller Tatendrang und wollte die Sache schnell hinter sich bringen, eine Einstellung, die wir begrüßten. In der oberen Diele richtete er seine Werkstatt ein. Von dort konnte er alle Zimmer bequem erreichen und war den Möbelpackern am meisten im Weg. Die Gesellen schleppten Berge von Brettern herauf. Sie hämmerten und schraubten, pfiffen und waren vergnügt, bis einer der Packer die Nagelkiste umwarf. Der Meister entdeckte, daß er die Röste zu den Betten vergessen hatte und versprach sie in den nächsten vierzehn Tagen vorbeizubringen. Es dunkelte schon, als das Klavier über die Treppe gehievt wurde. Die Männer stöhnten und hielten auf jeder Stufe inne, um Luft zu holen und zu schimpfen. Manfred versuchte zu helfen, aber da hatten sie auch ihren Stolz und wollten von ungeübten Kräften nichts wissen.
    In diese Plackerei hinein ertönte auf einmal lieblicher Gesang: »Auf Adelers Flügeln getragen...« Die Packer ließen vor Schreck das Klavier fahren. Es rutschte

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