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Pfarrers Kinder Muellers Vieh

Pfarrers Kinder Muellers Vieh

Titel: Pfarrers Kinder Muellers Vieh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei Müller
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Kirchengemeinderäten. Ein Besuch war besonders eindrucksvoll. Wir fuhren an einem Sonntagmorgen in die Filiale hoch oben im Wald, romantisch gelegen, aber abgeschieden von aller Welt, und sehr, sehr schwierig, wie uns der Vorgänger berichtet hatte. Der Herr Kirchengemeinderat war noch beim Rasieren. Trotzdem tat er seine Freude kund über den hohen Besuch, nötigte uns einzutreten und niederzusitzen. Er nahm sich nicht einmal Zeit, den Schaum vom Gesicht zu wischen, sondern eilte in die Küche und schleppte Schinken, Brot und eine Flasche Schnaps herbei. Er drückte das Brot an die haarige Brust und schnitt es in handliche Scheiben. Der Schaum tropfte, die Nase auch. Selten brauchte ich einen Schnaps so nötig wie damals.
    Kirchengemeinderat Kurz, Großgrundbesitzer in der zweiten Filiale, erwies sich als besonders großzügig. Er wanderte mit uns durch seinen Gemüsegarten. Dort standen herrliche, dicke Salatköpfe. Es gab aber auch einige darunter, die bereits am Schießen waren. Dieselben ergriff er mit kundiger Hand, schnitt die Wurzeln ab und legte sic in einen Korb. »Die sind für euch«, sagte er.
    Er handelte nach der bäuerlichen Devise: »Mariele, hau dem Gockel den Kopf runter, bevor er vollends verreckt, no kriegt ihn der Pfarr!«
    Der Kirchenpfleger war ein freundlicher, aber etwas langsamer Mensch. Am Montagmorgen zählten wir zusammen das Geld aus den Opferbüchsen. Fassungslos schaute er zu, wie ich mit beiden Händen die Zehnpfennigstücke zusammenklaubte, kleine Türmchen aufstellte und zehn davon in ein Papier wickelte.
    »No net hudle, Frau Pfarrer«, sagte er dann. »Langsam, langsam! I ka garnet so schnell gucke, wie sia des aufklaubet!«
    Die Kasse pflegte er unter seinem Bett aufzubewahren. Sollte ein unvorhergesehener Kassensturz stattfinden, so erbat er sich einen Tag Aufschub. In dieser Zeit studierte er seine Kassenbücher, zählte das Geld, und wenn etwas fehlte, so legte er es aus eigener Kasse dazu. Einmal befanden sich bei einem solchen »Kassensturz« 50,— DM zuviel in der Kasse. Manfred rechnete verbissen und suchte nach dem Fehler. Schließlich gestand der Kirchenpfleger, daß er am Abend vorher dieses Geld blutenden Herzens dazugelegt hatte, weil es nach seiner Berechnung gefehlt habe. Da standen sie, die wackeren Vertreter der Gemeinde, lächelten freundlich und drehten verlegen die Hüte in den Händen. Wir hätten ihnen unbedingt etwas anbieten müssen: Wein, Schnaps oder Bier. Leider hatten wir nichts dergleichen. Die Möbelpacker hatten, bevor sie das Haus verließen, alle Bierflaschen ausgetrunken. Sie waren dabei schnell und gründlich vorgegangen, zum ersten Mal an diesem Tag.
    Die Kirchengemeinderäte verabschiedeten sich bald und gingen. Es schmerzte mich, sie ohne alle Stärkung ziehen zu lassen, und ich nahm mir vor, sie bald einmal samt Ehefrauen zu uns einzuladen. Dann sollten sie schon merken, was für eine großartige Gastgeberin sie in mir gewonnen hatten.
    Leider war die erste Einladung nicht so erfolgreich, wie wir gehofft hatten. Die Gäste zeigten sich begeistert, als sie den schön gedeckten Tisch sahen. »Wia beire Hochzich«, sagten sie und wagten sich kaum zu setzen. Aber unser Menü fand keinen großen Anklang. Wir hatten kurz zuvor bei Freunden Pizza gegessen und, weil sie uns so gut gemundet hatte, beschlossen, für unsere Kirchengemeinderäte Pizza zu backen. Das wäre doch einmal etwas ganz anderes, fanden wir, und buken für zwanzig Personen Pizza.
    Unsere Gäste aber sahen voller Mißtrauen auf die Kuchenplatten mit »Tomatenkuchen«, wie sie unsere Pizza nannten. Jeder bediente sich nur einmal. Auch der Ananasbowle wurde wenig zugesprochen. Wir servierten sie aus der Suppenterrine, weil wir noch kein Bowleservice hatten, und schöpften sie in Weingläser. Das Austrinken war jedoch mit Schwierigkeiten verbunden. Die Zahnstocher, die ich zum Herauspicken der Ananasstücke neben die Weingläser gelegt hatte, wollten unsere Gäste nicht so zweckentfremdet benutzen. Sie legten den Kopf tief in den Nacken, um das Glas zu leeren. Entweder rutschten dann die Ananasbrocken gar nicht oder alle auf einmal aus dem Glas, so daß die Betroffenen den Mund kaum mehr zu bekamen. Frau Heinrich verschluckte sich derart, daß ihr Gesicht rot anlief und sie einen Hustenanfall erlitt. Wir klopften ihr den Rücken. Erst als die Herren erwogen, sie auf den Kopf zu stellen, kam sie wieder zu Atem.
    »Bloß des net«, würgte sie hervor und war gerettet. Nach diesem

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