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Pfarrers Kinder Muellers Vieh

Pfarrers Kinder Muellers Vieh

Titel: Pfarrers Kinder Muellers Vieh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei Müller
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genug wässerte und kochte, konnte man sie hinterher auch essen. Besonders als Salat schmeckten sie interessant. »Wie Heu mit Essig«, sagte Christoph, als er auf Besuch kam, »wirklich ganz toll! Nur schade, daß ich es nicht mag.« Zum Erbsenauspellen stellte ich meinen Mädchenkreis an. Ich las vor, und die Mädchen pellten, es war sehr gemütlich. Zu dem Bohnentopf gesellte sich noch einer mit Sauerkraut und einer mit polnischen Gurken. Voll stolzer Freude ertrugen wir die neue Duftkomposition.
    Besonders aufreibend aber war der Kleinkrieg mit den Hühnern der anliegenden Bauernhöfe. Die Hühner betrachteten den Pfarrgarten als ihr angestammtes Territorium. Sie krochen ohne Scheu durch den kaputten Zaun, kratzten und scharrten in unseren sauberen Beeten und fraßen leider nicht die Schnecken, sondern den Salat. Wenn wir mit erhobener Hacke hinter ihnen herrannten, flohen sie mit empörtem Gegacker, liefen hysterisch glucksend eine Weile um den Zaun herum und erschienen nach kurzer Zeit wieder. Von den Nachbarn wurde uns keine Hilfe zuteil. Sie ergriffen sofort Partei für ihr Geflügel, schauten scheel, wenn wir die Eindringlinge jagten und wurden zornig, wenn wir mit Steinen nach ihnen warfen.
    »Paßet no uff, daß er net amol ois verwischt!« drohte der Nachbar zur Rechten.
    »Wenn er se jaget, leget se koine Oier«, sagte der Nachbar zur Linken und schenkte mir kein einziges Ei, als ich seine kranke Frau besuchte.
    »Ihr müsset euren Zaun flicke«, meinte Frau Walter. Also machte sich Manfred daran, den Zaun in Ordnung zu bringen. Es war eine harte Arbeit, die sich über eine Woche hinzog und viel Schweiß und Draht kostete.
    »Jetzt sind wir sie für ewig los!« sagte Manfred, »zwischen den Latten kommen sie nicht mehr durch, und unten habe ich alles mit Draht abgesichert.«
    Von da an flogen die Hühner über den Zaun.

Rattenbekämpfung und eine neurotische Tür

    Hätte uns Gott vor diesem Haus bewahrt, wir wären freudiger in seinem Weinberg tätig gewesen. Dabei will ich nicht behaupten, daß uns das Haus nur Mühe und Ärger bereitet hätte. Es bot auch zwei wesentliche Vorteile: Sogar an sommerlich heißen Tagen blieb es in dem alten Gemäuer angenehm kühl, so daß wir unsere Winterkleidung das ganze Jahr hindurch benutzen konnten; und die Müllgrube lag im Hof sehr geschickt unterhalb der Küche. Ich warf die Abfälle einfach aus dem Fenster, und schon waren sie versorgt.
    Nach einer ersten Betrachtung des Kellers mit seinen weiten Gewölben dachten wir, auch er werde uns Vorteile bieten. Ich hatte nämlich ein Buch über Champignonzucht im Keller gelesen und unser Keller schien hervorragend für einen solchen Zweck geeignet. Also beschlossen wir, unsere unterirdischen Räumlichkeiten wirtschaftlich zu nutzen. Das Wichtigste sei ein feuchter Keller und Pferdemist, so stand es in meiner Anleitung. Der Keller war da, an Pferdemist dürfte es in einem Dorf nicht fehlen. Da ich aber zu Recht befürchtete, nur Hohn und Spott zu ernten, wenn ich im Dorf von unseren Plänen berichtete, wollte ich nicht einfach eine Fuhre Pferdemist in den Keller schaufeln lassen. In mühsamer Kleinarbeit fegte ich auf, was Pferde vor unserem Haus fallen ließen, und trug es in den Keller, wo ich es in einer Ecke anhäufte. So hoffte ich, langsam aber stetig den Nährboden für unsere Kultur zusammenzutragen. Ich ging sogar so weit, daß ich beim Herannahen eines Pferdefuhrwerkes auf die Straße trat und dem Bauern freundliche Worte zurief, bis er anhielt. Dann verwickelte ich ihn listig in ein längeres Gespräch. Meistens waren die Pferde dankbar für die unverhoffte Ruhepause und zollten mir den gewünschten Tribut.
    Bald stank es in unserem Keller unangenehm nach Pferdemist, auf dem Boden wurde es lebendig. Da krabbelten schillernde Käfer und Fliegen, Manfred betrachtete sie mit Widerwillen. Ihm gefiel das Projekt schon lange nicht mehr. Ich aber dachte an die blühende Schneckenzucht des Vorgängers, an klingende Münze und Körbe voller Pilze. Nein, ich wollte nicht aufgeben!
    Dann, eines Tages, als ich gerade eine Schaufel mit Pferdemist bergen wollte, traf ich auf die Ratte. Sie kam aus dem Keller, ich strebte hinein. Wir quietschten beide und rannten in entgegengesetzten Richtungen davon. Sie in den Keller, ich die Treppe hoch in Manfreds Zimmer. Heulend suchte ich auf seinem Schoß Zuflucht. Mein schöner Plan! Meine blühende Pilzzucht! Alles dahin! Wie sollte ich in Ruhe Champignons ernten, wenn mich

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