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Pfarrers Kinder Muellers Vieh

Pfarrers Kinder Muellers Vieh

Titel: Pfarrers Kinder Muellers Vieh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei Müller
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denn daran, den Stand der Bank zu sichern. Auch beschlossen sie, sich nicht mehr anzulehnen.
    Während die Herren in dieser Art beschäftigt waren, lasen die Damen das Ungeziefer von Kuchen, Tassen und Tellern. Ich goß Kaffee ein, die Stimmung ließ nichts zu wünschen übrig. Aber nicht lange war uns Ruhe beschert. Die Wespen interessierten sich auch für den Kuchen, und bald umschwirrten sie uns mit bedrohlichem Summen. T)er Genuß war gestört, die Unterhaltung stockte oder drehte sich nur noch um Wespen.
    »Egon, benimm dich nicht so hysterisch«, mahnte eine Pfarrschwester ihren Mann, »wenn du nach den Wespen schlägst, werden sie noch wilder.«
    »Wie du willst, meine Liebe«, erwiderte der Gatte, »aber ich denke mit Grauen an das Theater, das du beim letzten Wespenstich gemacht hast.«
    Unsere Gäste wurden nervös, betrachteten einander und die Wespen mit unfreundlichen Blicken und trauten sich nicht mehr an die Kuchen heran. Nebenan im Nachbarhof machte sich Herr Meyer daran, seinen friedlich vor sich hin duftenden Misthaufen auf den Wagen zu gabeln. Die aufsteigenden Duftwellen stanken uns empfindlich in die Nasen.
    »Sollten wir nicht lieber...«, fing Manfred an. »Ja«, rief alles begeistert. So packte jeder seinen Kuchen und was er sonst noch tragen konnte und eilte damit ins Haus.
    Die Herren Hefen unermüdlich hin und her, vom Garten ins Haus und zurück, die Damen deckten im Eßzimmer den Tisch. Nach einer guten halben Stunde saßen wir endlich wieder in trauter Runde und tranken erschöpft, aber unbehelligt unseren kalten Kaffee.
    »Nein, Wilhelm, wenn ich denke, wie du die Beine in die Luft gestreckt hast«, sagte Frau Pfarrer Specht und kicherte, »also, das war irrsinnig komisch!«
    Wilhelm stocherte in seinem Kuchen. »Die Damenbank werdet ihr wohl nie mehr aus dem Boden kriegen«, sagte er dann zu Manfred, »das gewaltige Gewicht hat sie ja mindestens einen halben Meter tief in den Boden gerammt.«
    »Das war keine gute Idee mit der Gartenparty«, sagte Manfred, als wir später das Geschirr wuschen, »wer hatte sie eigentlich?«
    Der Obstgarten lag rechts vom Haus, der Gemüse- und Blumengarten links. Dieser linke Teil verschlang unsere Zeit und unser Geld. Er hatte eine große Rabatte, auf der im Frühjahr Schneeglöckchen und Unkraut, im Sommer Ringelblumen und Unkraut und im Herbst Goldraute und Unkraut wuchsen. Der Gemüseteil lag brach, das heißt, er brachte kein richtiges Gemüse hervor, dafür aber wilde Möhren, wilden Rettich und allerlei nicht eßbare Kräuter in üppiger Fülle.
    »Ich mähe alles ab«, sagte Manfred. Er arbeitete, daß ihm der Schweiß in die Augen lief. Ich stand daneben, gab gute Ratschläge und paßte auf, daß er nichts Wertvolles vernichtete. Wir fanden aber nur einen Maggistrauch, Zitronenmelisse und samtigen Borretsch, andere Reichtümer gab es nicht. Die Gemeinde verfolgte unsere Bemühungen mit Wohlwollen und Spott.
    »So, send er fleißig?« sagten die Leute, wenn sie uns im Garten schaffen sahen. Sie rieten Manfred, den schweren Boden mit Torf aufzulockern und mit Mist zu bereichern. Eine ganze Fuhre voll lieferte der Nachbar. Manfred grub sie unter, umschwirrt von Fliegen und eingehüllt in Wohlgerüche. Man schenkte uns Blumenableger, Salatpflanzen und Gurkenkerne. Aber der Garten widersetzte sich unseren Bemühungen. Soviel wir auch hackten und pflanzten, er wollte sich nicht in das von uns ersehnte Paradies verwandeln lassen. Den Salat fraßen die Schnecken, den Kohl die Raupen und die Rosen waren schwarz von Läusen. Ein Vorgänger hatte im Garten Schnecken gezüchtet und sie für viel Geld an Feinschmeckerlokale verkauft. Nun mußten wir uns mit der rachsüchtigen Nachkommenschaft herumärgern. Sie zog ihre schleimigen Spuren kreuz und quer über alle Beete, und auch nach vielem Waschen fand sich oft bei Tisch noch eine Schnecke im Salat. Wir streuten Schneckenkorn aus, eine Maßnahme, die wir bald wieder ließen, weil statt lebendiger Schnecken nun halbtote im Garten herumkrochen. Erbsen und Bohnen aber fielen in großen Mengen an. Wir konnten nicht alle essen, die edle Gottesgabe verkam auf den Beeten. Also kauften wir für teures Geld Weckapparat und Weckgläser und betrieben Vorratswirtschaft. Nach Schwiegermutters Rezept legte ich in einem großen Topf saure Bohnen ein. Während der Gärung stanken sie fürchterlich, aber in unserem Haus fiel das nicht weiter auf. Der hauseigene Gestank bekam nur eine andere Note. Wenn man diese Bohnen lang

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